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Kommunaler Sozial- und Erziehungsdienst

Tarifabschluss erzielt – mit Hausaufgaben für Land und Kita-Träger

Die GEW sieht im Ergebnis eine positive Weichenstellung für die Arbeitsbedingungen der Erzieher*innen. Der Abschluss sei ein wichtiger Schritt auch gegen den Fachkräftemangel, sagt Landesvorsitzende Monika Stein. Die Anforderungen waren jedoch höher.

Warnstreik in Freiburg am 12. Mai 2022
Warnstreik in Freiburg am 12. Mai 2022

Die Bildungsgewerkschaft GEW sieht im Ergebnis der Tarifverhandlungen im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst eine positive Weichenstellung für die Arbeitsbedingungen der Erzieher*innen.

„Der Tarifabschluss ist ein wichtiger Schritt auch gegen den Fachkräftemangel. Jetzt müssen Landesregierung und die Kita-Träger ihre Hausaufgaben machen. Warum ist es für junge Frauen und wenige junge Männer nach ihrem Schulabschluss oft attraktiver, sich beim großen mittelständischen Unternehmen 30 Kilometer entfernt zu bewerben statt in der Kita um die Ecke? Die Verantwortlichen im Land und in den Kommunen sowie den freien Trägern haben es in der Hand, zum Beispiel Kita-Gruppen kleiner zu machen, mehr für den Gesundheitsschutz zu investieren und mehr Vor- und Nachbereitungszeit zu ermöglichen. Alleine in Baden-Württemberg werden in den nächsten Jahren 40.000 Erzieher*innen fehlen. Der Fachkräftemangel lässt sich nicht wegsparen“, sagte Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, in Stuttgart.

Das Tarifergebnis bleibe hinter den Anforderungen der Praxis und den Forderungen der GEW zurück. „Mit zwei Regenerationstagen im Jahr konnte aber ein Einstieg in eine dringend notwendige Arbeitszeitverkürzung erreicht werden. Dies und die erreichte Zulage sind erste Schritte, Erzieher*innen gerade in Zeiten des Fachkräftemangels zu entlasten und den Beruf attraktiver zu gestalten. Ich danke allen Kolleg*innen bei Verdi und der GEW, die sich in den vergangenen Wochen für diesen Tarifkampf eingesetzt haben“, sagte Stein.

Der kommunale Sozial- und Erziehungsdienst (SuE) umfasst die Beschäftigten in Kindertagesstätten, Jugendämtern, in der Schulsozialarbeit, in Schulen und anderen sozialen Einrichtungen. Die Gewerkschaften fordern bessere Arbeitsbedingungen, eine finanzielle Aufwertung und mehr Zeit für Qualität in der Arbeit, etwa durch feste Zeiten für die Vor- und Nachbereitung.

Bundesweit arbeiten eine Million pädagogische Fachkräfte im Sozial- und Erziehungsdienst. Direkt betroffen von dem Tarifergebnis sind rund 330.000 Beschäftigte bei den Kommunen. Für die freien und kirchlichen Trägern sind die Verhandlungen wichtig, da sie häufig den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) anwenden oder sich daran orientieren. In Baden-Württemberg arbeiten in der frühkindlichen Bildung rund 45.000 Beschäftigte bei den Kommunen. Bei den kirchlichen und freien Trägern noch einmal knapp 60.000. Im Land sind weitere 32.000 Beschäftigte in sozialen Diensten und Einrichtungen von den Verhandlungen betroffen.

Bedarf an Erzieher*innen steigt weiter

Laut einer Prognose der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2021 werden bundesweit für eine kindgerechte Personalausstattung bei gleichzeitigem Kitaplatzausbau bis 2030 mehr als 230.000 Erzieher*innen fehlen.

Der Bedarf an Erzieher*innen in Baden-Württemberg steigt weiter. Die aktuellen Ausbildungszahlen reichen nur, um den Ersatzbedarf bis 2025 zu decken. Das zusätzliche Personal für den dringend notwendigen weiteren Ausbau des Kita-Angebots fehlt. Bis 2025 werden zusätzlich 40.000 Erzieher*innen gebraucht, schätzt der Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS).

Die Gewerkschaften verhandelten seit dem 25. Februar 2022 mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) über die Weiterentwicklung der Sonderregelungen und der Tätigkeitsmerkmale für den Sozial- und Erziehungsdienst im TVöD.

Kontakt
Matthias Schneider
Landesgeschäftsführer, Pressesprecher
Telefon:  0711 21030-14
Mobil:  0160 4458395