GEW im Gespräch mit dem Wissenschaftsministerium
Uneinig über Anzahl der Studienplätze
Ende Juli haben sich Vertreter*innen vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst und der GEW zu einem Austausch getroffen. Es ging unter anderem um die Hochschulfinanzierungsvereinbarung, den Personalmangel und die Lehrkräfteausbildung.
Ende Juli traf eine GEW-Delegation im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) Ministerialdirektor Dr. Hans J. Reiter zum Austausch. Die GEW vertraten die stellvertretende Landesvorsitzende Farina Semler, das Leitungsteam Hochschule und Forschung, Bettina Walter und Marco Unger, und Manuela Reichle, GEW-Referentin für diesen Bereich.
Schwerpunktmäßig tauschten sich die Gesprächspartner*innen über die anstehenden Verhandlungen zur Hochschulfinanzierungsvereinbarung III (HoFV III) aus. Aus Sicht der GEW sollte die Vereinbarung den Hochschulen und Beschäftigten Sicherheit für die nächsten fünf Jahre geben und die immer noch zu hohe Befristungsquote deutlich senken.
Der Personalmangel im öffentlichen Dienst wird auch im MWK wahrgenommen. Daher ging es auch darum, wie dort Arbeitsplätze attraktiver werden können. Ein besonderes Anliegen ist dem Ministerium und der GEW die Situation der Frauen* im Hochschulbereich. Auf Basis der vom MWK mit Blick auf die Professor*innenschaft veranlassten Gender Pay-Gap-Studie wird sich das Ministerium mit den Hochschulen austauschen.
Der Ministerialdirektor dämpfte jedoch generell die Erwartungen an den HoFV III, da die wirtschaftliche und damit die Haushaltssituation des Landes für die Jahre 2025 / 2026 nicht die Verteilungsspielräume wie in den vergangenen Jahren ermögliche. Es bestehe aber die Einsicht in Regierungskreisen, dass am innovativen Motor des Landes nicht gespart werden solle. Ziel des MWK ist es, dass die vorhandenen Stellen auch im HoFV III ausfinanziert werden. Die GEW begrüßt das sehr, bietet es doch den Hochschulen die Gewissheit, dass bei guten Tarifabschlüssen die Kostensteigerungen finanziert sind. Ein Ausbau der Studienplätze wie in den vergangenen Jahren sei nicht geplant. Es gehe dem MWK darum, die vorhanden Kapazitäten zu erhalten und zu stärken. Gegebenenfalls würde es im Bereich der Verwaltungshochschulen neue Studienplätze geben, da dort der Fachkräftebedarf virulent sei.
Reiter sagte, MWK und Kultusministerium (KM) seien im guten Austausch hinsichtlich der Studierendenzahlen, Studienplätze und der Weiterentwicklung der Lehrerausbildung. Ein Beispiel sei der duale lehramtsbezogene Masterstudiengang, der zum kommenden Wintersemester startet. Bisher konnte jedoch nur rund die Hälfte der Studienplätze zugelassen werden. Aus GEW-Sicht ist die Einführung des dualen Lehramt-Masters ein zweischneidiges Schwert. Dieser Modellversuch soll durch eine externe Begleitforschung untersucht werden. Das MWK und das KM haben analysiert, dass die Studienplatzkapazitäten in den meisten Lehramtsstudiengängen derzeit ausreichen und nicht alle Plätze besetzt werden konnten. Hier kam der deutlichste Dissens zwischen GEW und MWK zum Vorschein. Gerade die steigenden Schüler*innenzahlen, fehlende Vertretungsreserve, der hohe Krankenstand und die Einführung von G9 erfordern deutlich mehr Anstrengungen Lehramtsstudierende über alle Phasen des Studiums und der Ausbildung hinweg zu halten und zu gewinnen. Einig war man sich, dass die Abbruchquote in der Lehramtsausbildung sowie ein Abschluss ohne Verbleib im Beruf zu beobachten sind. Zur Abbruchquote im Studium hatte das MWK die Studie „Stolpersteine auf dem Weg zum Lehrberuf“ veröffentlicht. Es zeigte sich, dass die Abbruchquote im Lehramtsstudium keineswegs höher war als in sonstigen Fächern. Den Übergang in den Vorbereitungsdienst müsse das Kultusministerium in den Blick nehmen.
Die soziale Situation der Studierenden im Land wird zunehmend prekärer. Zu wenig Wohnheimplätze, steigende Mieten, Studiengebühren für internationale Studierende und Verwaltungsgebühren verteuern das Studium. Das MWK pflichtete zu, dass zu wenig Wohnraum vorhanden sei. Hoffnung gebe das Bundesprogramm „Junges Wohnen“, wobei hierfür Studierende Wohnberechtigungsscheine benötigen. Auch das zu geringe BAföG stellt aus Sicht des MWK ein Problem dar. Die von der GEW mehrfach kritisierten Studiengebühren für internationale Studierende würde auch das MWK abschaffen, wenn die Kosten kompensiert würden – anderenfalls ginge die Abschaffung zu Lasten anderer Bereiche.
Die GEW wird weiter bei Abgeordneten und Ministerien für höhere Ausgaben im Hochschulbereich werben.