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Prüfungen an Haupt-, Werkreal- und Realschulen

Ungewohnt, aufwändig, aber machbar

Die Abschlussprüfungen sind vorbei. Die Pandemiebedingungen einzuhalten, war je nach örtlichen Gegebenheiten unterschiedlich aufwändig. Dazu kamen neue Prüfungsordnungen, die es umzusetzen galt. Erfahrungen aus drei Schulen.

Mit den Prüfungsergebnissen sind die Lehrkräfte zufrieden. (Foto: © Ridofranz / iStock)
Mit den Prüfungsergebnissen sind die Lehrkräfte zufrieden. (Foto: © Ridofranz / iStock)

„Die Organisation war in diesem Jahr deutlich erschwert“, resümiert die Schulleiterin Ellen Klaschka den Verlauf der neuen Haupt- und Realschulprüfungen unter Pandemiebedingungen. Als Beschwernisse nennt sie das Abstandsgebot, das Testen am Tag vor der Prüfung oder dass ein separater Raum für Ungetestete zur Verfügung stehen musste. „Ganz ungeschickt war, dass die Prüfungstermine in unserem Landkreis mit der Rückkehr der Schüler*innen in Präsenz zusammenfiel, da wollten wir selbstverständlich keine Klasse gleich wieder zu Hause lassen“, berichtet sie. Darum sei die Aufsicht für die Prüfungstage eine große Herausforderung gewesen. Ellen Klaschka leitet die Hermann-Hesse-Realschule in Göppingen. 520 Schüler*innen besuchen dort täglich in 21 Klassen den Unterricht.

Christina Kimmerle, Rektorin der Neugreuthschule in Metzingen, hat in diesem Jahr mit ihrem Kollegium Hauptschul- und Werkrealschulprüfungen durchgeführt. „Ein großer Zusatzaufwand war durch Testung am ­Nachmittag vor den Prüfungen entstanden“, ­bestätigt auch sie. Und auch für sie seien der große Raumbedarf und die große Anzahl an Aufsichtspersonen aufwändig zu organisieren gewesen.

Thomas Schnell und Viola Knogler, das Schulleitungsteam der Heinrich-Schickhardt-Gemeinschaftsschule in Bad Boll, sagen, die Organisation der Hauptschul- und Realschulprüfungen habe sich nur geringfügig verändert. Dass pandemiebedingt mit zusätzlichen Räumen geplant werden musste, stellte aufgrund des Raumangebots in ihrer Schule keine Schwierigkeit dar. Aber vor allem den Wegfall der Zweitprüfer*innen von Partnerschulen bewertet das Schulleitungsteam als Erleichterung: „Die Zusammenarbeit mit Partnerschulen in Prüfungsangelegenheiten ist ein großer zeitlicher und organisatorischer Aufwand.“

Novellierte Prüfungsordnungen

Seit dem letzten Schuljahr wird die Hauptschulabschlussprüfung nach der novellierten Prüfungsordnung abgenommen. Und seit diesem Schuljahr auch die Werkreal- und Realschulprüfung. Mit der Novellierung wurden die Prüfungen dem Bildungsplan 2016 angepasst. In beiden Jahren konnten die Prüfungen wegen der Corona-Pandemie nur teilweise so durchgeführt werden, wie von der Prüfungsordnung vorgesehen.

Neunt- und Zehntklässler*innen, die eine Prüfung vor sich hatten, waren auch während des Lockdowns zumindest im Wechselunterricht. „Die Prüfungsvorbereitung hat sehr gut funktioniert“, berichtet Rektorin Kimmerle. ­„Kleinere Gruppen, konzentrierteres Arbeiten, mehr Zeit und Fokus auf die Prüfungsfächer und für manche Schüler*innen, die nicht am Präsenzunterricht teilgenommen haben, war auch das selbstständige Lernen zu Hause vorteilhaft.“ Auch in der Hermann-Hesse-Realschule in Göppingen sind sich die Lehrkräfte einig, dass die Vorbereitung größtenteils gut funktioniert hat.

Ein neues Format bei der Hauptschulabschlussprüfung ist die Projektarbeit. Sie ersetzt die bisherige Projektprüfung. „Die Projektarbeit ist eher weniger aufwändig im Vergleich zu ihrem Vorläufer“, findet die Werkrealschulrektorin Christina Kimmerle. Die Realschulrektorin Ellen Klaschka dagegen stellt fest: „Der Aufwand ist zwar groß, aber machbar.“ Das projektartige Arbeiten müsste aber schon in den unteren Klassen curricular angelegt werden, weil sich die Schüler*innen mit den Anforderungen noch sehr schwertäten.

Bonuszeit unterschiedlich genutzt

Die schriftlichen Prüfungen in Deutsch haben sich bei allen drei ­Abschlussarten stark verändert. Für jeden Prüfungsjahrgang wird eine verbindliche Lektüre festgelegt, die in der Prüfung bearbeitet wird. Neu ist auch, dass Rechtschreib- und Grammatikkenntnisse abgefragt ­werden. Um der ­Pandemiesituation gerecht zu werden, bekamen die Schüler*­innen unter anderem mehr Zeit für die Prüfungsaufgaben. Die zusätzliche Zeit sei für die Absolvent*innen der Hauptschulprüfungen der Hermann-­Hesse-Realschule keine ­erkennbare Erleichterung gewesen. Sämtliche Schüler*­innen hätten vor der Zeit ihre Arbeiten abgegeben. Bei der Realschulprüfung wurde die Zeit dagegen vereinzelt voll ausgeschöpft. Auffällig sei gewesen, dass die Schüler*innen besonders bei den Aufgaben zur Sprachreflexion weniger Punkte gesammelt hätten, als in den anderen Bereichen. Teilweise sei es den Schüler*innen schwergefallen, länger zurückliegende Themen zu erinnern.

„Die Bonuszeit wurde nicht genutzt“, berichtet auch die Deutschlehrerin Annabell Stotz von der ­Neugreuthschule. Die Schüler*innen hätten teilweise sehr früh abgegeben. Vielleicht seien sie an lange Arbeitsphasen und Schultage nicht mehr gewöhnt gewesen. Für die Lehrkräfte sei die Prüfungsvorbereitung oft kräftezehrend gewesen. ­„Teilweise haben wir die Schüler*innen in zwei Zimmern gleichzeitig betreut“, berichtet Stotz. „Und in der harten ­Lockdownphase im Dezember und Januar haben wir die Prüflinge teilweise in Kleinstgruppen zu viert einbestellt, um den Kontakt zu halten“, erzählt sie. In beiden Schulen werden die mehrmals veränderten Korrekturhin­weise des Kultusministeriums bemängelt.

Im Fach Mathematik wird der neue Kopfrechenteil von vielen Lehrkräften als sinnvoll empfunden. Auch in ­diesem Fach wird von den Lehrkräften an beiden Schulen übereinstimmend berichtet, dass die verlängerte Prüfungszeit kaum genutzt wurde, egal, ob bei der Hauptschul-, Werkrealschul- oder Realschulprüfung. Thomas Schnell vom Schulleitungsteam der Heinrich-Schickhardt-Gemeinschaftsschule ist Mathelehrer der beiden 10. Klassen. Das neue Prüfungsformat bei der Realschulprüfung findet er gelungen. Dass Aufgaben ohne Hilfsmittel gelöst ­werden müssten, spiegle den Alltag und die Arbeitswelt wider. „Weiterhin gefällt mir, dass nun mehr Aufgaben zum beweglichen Denken, also pfiffige Aufgaben dabei sind.“ Die Prüfungs­inhalte wirkten sich unmittelbar auf den Unterricht aus: „Moderne ­Prüfungen brauchen modernen Unterricht.“ Er sehe da durchaus Entwicklungspotential und vielleicht brauche es ja einfach neue Prüfungsformate, moderne Kompetenz­erhebungen, die nicht über drei oder vier Stunden gingen.

In der schriftlichen Hauptschulprüfung in Englisch haben die Schüler*innen, zumindest an der Hermann-Hesse-Schule, die verlängerte Arbeitszeit positiv für sich nutzen können. Auch die Vorbereitung sei hier gut verlaufen, weil die Lehrkräfte rechtzeitig mit der Vorbereitung begonnen hätten. Bei der Realschulprüfung sei die Zeit dagegen sogar mit Verlängerung eigentlich zu kurz gewesen.

Neue Prüfungen

Beim Werkreal- und ­Realschulabschluss gab es in diesem Schuljahr ­erstmals schriftliche Prüfungen in den Wahlpflichtfächern Alltagskultur/Ernährung/Soziales (AES), in Technik und der zweiten Fremdsprache. In AES und Technik gibt es sowohl eine schriftliche als auch eine fachpraktische Prüfung. Fachlehrer Kim Schmid unterrichtet an der Heinrich-Schickhardt-Gemeinschaftsschule das Fach AES und war für die Prüfungen zuständig. „Der Vorbereitungsaufwand, vor allem für die schriftliche Prüfung, war immens“, erzählt er. „Durch die Prüfungen kommt der praktische Teil des Faches etwas zu kurz“, meint Schmid. Die schriftliche Prüfung sei aber gut gelaufen.

Miriam Minsch ist Französischlehrerin an der Heinrich-Schickhardt-Gemeinschaftsschule. Auch sie ist zufrieden mit dem Ablauf der Prüfungen. „Das Niveau war längst nicht so hoch angesetzt wie in den Klassenarbeiten im Fachunterricht, dadurch war die Prüfung selbst für schwächere Schüler*innen sehr gut machbar“, findet sie. Die in Online- und Präsenzphasen gegliederte Vorbereitung habe an sich sehr gut funktioniert. Im Fach Technik sei vor allem die Vorbereitung auf die praktische Prüfung kompliziert gewesen, weil diese in die Zeit des Fernlernens gefallen sei, wird in der Hermann-Hesse-Realschule berichtet. „Die Prüfungen in den ­Wahlpflichtfächern sind noch ungewohnt, aber machbar“, meint die Werkrealschulrektorin Christina Kimmerle. Das Aufgabenniveau in den drei Fächern sei aber ihrer Ansicht nach durchaus anspruchsvoll gewesen. Mit den Prüfungsergebnissen sind die Lehrkräfte an allen drei Schulen zufrieden.

Kontakt
Ute Kratzmeier
Referentin für allgemeinbildende Schulen
Telefon:  0711 21030-25