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Lernstandserhebungen und Vergleichsarbeiten

Viel Kopieraufwand für Schulen

Jedes Jahr werden zu Beginn des Schuljahres die Lernstandserhebungen in den ­fünften Klassen und Vergleichsarbeiten in den achten Klassen durchgeführt. Innerhalb von drei Wochen werden die nicht benoteten Tests abgenommen, korrigiert und ausgewertet.

Eine Frau benutzt ein Kopiergerät. (Foto: © imago)
Foto: © imago

Lernstand 5 und VERA 8 sind förderdiagnostische Verfahren, die den Kompetenzstand der Schüler*innen der jeweiligen Klasse untersuchen. Optional wird ein „Rechtschreibcheck“ angeboten, für den die Materialien heruntergeladen und ausgedruckt werden mussten. Das Tool dient der Unterrichtsentwicklung und soll bei der Differenzierung und dem Umgang mit der Heterogenität in den Klassen unterstützen. Darüber hinaus werden die Daten auch für die neu eingeführte datengestützte Schulentwicklung genutzt und dienen den Schulämtern und Regierungspräsidien als Basis für die Statusgespräche.

Ablauf und Auswertung der Tests

Der Ablauf und die Durchführung der Diagnose sind komplex. Zunächst müssen datenschutzrechtlich konform Eltern informiert werden, damit der Test überhaupt durchgeführt werden kann. Die Testmaterialien gehen den Schulen Anfang September per Mail und digitalem Anmeldeverfahren zu. Seit Corona müssen die Testhefte für Lernstand 5 selbst an den Schulen in Klassenstärke kopiert werden. Für VERA 8 werden die Hefte verschickt.

Ist dies alles erledigt, wird der Lernstand durchgeführt und danach händisch korrigiert. Hierzu heißt es in den Ausführungsbestimmungen: „Zur Erleichterung der Auswertung und der Eingabe der Testergebnisse stehen Ihnen testspezifische Hilfstabellen zur Verfügung, die Sie vorab ausdrucken, ausfüllen und dann als Vorlage für die Online-Eingabe optional nutzen können.“ Manche Lehrkräfte verwendeten in der Vergangenheit dafür OHP-Folien, weil keine Korrekturmaske vorgegeben war. Dieses Jahr soll sie kommen.

Ein Kommentar von Andrea Wagner, Vorsitzende der GEW-Landespersonengruppe Frauen

Schuljahresbeginn September 2024: Die Durchführung der Lernstandserhebungen in den 5. Klassen steht an. Ist THE LÄND im Zeitalter der Digitalisierung angekommen?

Alle Deutschlehrer*innen der fünften Klassen (das sind geschätzt 3.200) müssen die Ordner von Lernstand 5 selbst in Heftform ausdrucken. Früher wurden diese Hefte in Klassenstärke per Post zugesandt. Zudem erhalten alle Deutschlehrkräfte diverse Formulare und Dokumente in sechs Anhängen per Mail zugestellt. Die Mail kommt vom IBBW. In den Anhängen stecken unter anderem Elterninformationen, die ausgegeben und wieder eingesammelt werden müssen. Der Datenschutz muss schließlich beachtet werden. Die Arbeit, die das verursacht, bleibt wie selbstverständlich bei den Lehrkräften hängen.

Schon 2019 und nochmal 2022 habe ich das IBBW angeschrieben bzw. in Gesprächen nachgefragt, wie es sein könne, dass so eine Arbeitsweise in Zeiten der Digitalisierung uns Lehrkräften aufgebürdet wird. Die Antwort des IBBW vor damals: „Wir sind technisch noch nicht so weit.“

Dieses Schuljahr muss bei Lernstand 5 eine zweizügige Schule rund 530-Seiten kopieren. Das wäre ein Kopierauftrag für eine Druckerei. Deshalb hatte sich meine Kollegin im Vorfeld darum bemüht, doch vorgedruckte Hefte zu bestellen. Laut IBBW muss aber die Lernstandserhebung 5 an den Schulen weiterhin selbst ausgedruckt werden. Die erneute Frage, wann man die Bögen an Rechnern oder IPADs ausfüllen kann, wurde so beantwortet: „Wir sind technisch erst in ein paar Jahren so weit.“ Es sei am Rand erwähnt, dass die Deutschlehrer*innen für die freiwillige Durchführung der Rechtschreibchecks ebenfalls am Kopierer stehen müssen und ebenfalls händische Korrekturen fällig werden. Ist zum aber Glück freiwillig.

Ist das sinnvoll genutzte Arbeitszeit? Wieso kann man uns Lehrkräfte hier nicht entlasten? Warum werden Lehrkräfte bei der Entwicklung dieser Instrumente nicht miteinbezogen und gefragt, was sie brauchen? Wir haben im Alltag schlicht keine Zeit für solche aufwändigen Verfahren. Kann nicht das IBBW als zentrale Institution diese Aufgaben für die vielen Deutschlehrkräfte übernehmen?

Sieht so datengestützte Schulentwicklung in THE LÄND aus?

Die Eingabe der Ergebnisse erfolgt online. Dafür bedarf es eines komplexen Anmeldeverfahrens. Die Eingabe der Ergebnisse erfolgt händisch. Klassenlisten müssen selbst angelegt werden. Am Ende werden die Ergebnisse heruntergeladen, ausgedruckt und für Rückmeldegespräche mit den Schüler*innen und Eltern genutzt. Die Vorbereitung, Durchführung und Korrektur nehmen in etwa fünf bis sieben Zeitstunden in Anspruch.

Das Vorgehen bei VERA 8 ist identisch.

Kontakt
Andrea Wagner
Vorsitzende Personengruppe Frauen