Zum Inhalt springen

Lehrkräfteeinstellung 2024

Viele Stellen bleiben unbesetzt

Die Versorgung der Schulen mit Lehrkräften stellt sich dieses Jahr fast überall noch schlechter dar als in den vergangenen Jahren. Besonders an den SBBZ, in der Inklusion und in Grundschulen wird der Personalmangel die Kolleg*innen belasten.

Sonderpädagogische Schule
Foto: imago

Neben den Noten in den Lehramtsprüfungen hängen die Einstellungschancen in Baden-Württemberg von den studierten Fächern und der Schulart ab. Aber auch der regionale Bedarf und die Einsatzwünsche der Bewerber*innen sind entscheidend für ein Einstellungsangebot. Daran hat sich 2024 nichts geändert. Noch scheint die Talsohle des allgemeinen Lehrkräftemangels nicht erreicht. Die Unterrichtsversorgung ist vor allem in den weniger attraktiven Regionen Baden-Württembergs weiterhin problematisch und teilweise alarmierend. Selbst mit sehr guter bis guter Gesamtqualifikation erhielten Lehrkräfte kein Einstellungsangebot, wenn sie bei der Bewerbung nur beliebte Einstellungsbezirke angegeben hatten. Für viele freie Stellen gab es auch 2024 keine Bewerber*innen.

Grundschulen: Unterrichtsversorgung regional sehr unterschiedlich

In der Einstellungsrunde 2024 gab es für die Grundschulen ein Gesamtkontingent von 1.124 freien Stellen und damit rund 100 Stellen weniger als 2023. Neben dem Listenverfahren mit 400 Stellen (386 über Gesamtqualifikation und 14 über Engpassfächer) zählt das Kultusministerium auch die schulbezogenen Einstellungen sowie Entfristungen, Teilzeiterhöhungen oder vorzeitige Rückkehr aus Beurlaubung und Elternzeit dazu. Wie viele Stellen jeweils auf die verschiedenen Einstellungsverfahren fielen, lässt sich daher nicht verlässlich benennen.

Eines aber ist sicher: Für die freien Stellen im Listenverfahren gab es wieder zu wenig Bewerber*innen. Massiv war erneut das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart betroffen. Hier standen 162 Stellen zur Verfügung. Nur für 67 dieser Stellen gab es Bewerber*innen. Angesichts der landesweiten Bewerber*innenlage und der angegebenen Wunschregionen hatten die RP in den Verfahren vermutlich von vorneherein weniger Stellen angefordert. 167 Bewerber*innen fürs Grundschullehramt hatten ihre Wünsche regional so eingeschränkt, dass für sie keine Stelle infrage kam. Diese Zahl ist erneut erschreckend hoch. Selbst Noten mit 1,1 führen zu keinem Angebot, wenn die freien Stellen nicht zu den regionalen Vorstellungen der Bewerber*innen passt.

Die attraktiven Regionen waren auch in diesem Jahr die Rheinschiene (Großräume Freiburg und Karlsruhe, sowie die Rhein-Neckar-Region). Im Regierungsbezirk Tübingen gab es mit über 50 Stellen mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. In Südbaden gab es dieses Jahr erfreulicherweise mehr Bewerber*innen. Wie viele Stellenangebote von den Bewerber*innen im Nachhinein abgelehnt wurden, bleibt abzuwarten.

Sekundarstufe I: Warum Bewerber*innen Stellenangebote nicht wahrnehmen

Drastischer ist die Stellenbesetzung in den Schularten der Sekundarstufe I. Hier stand ein Gesamtkontingent von 1.127 Stellen zur Verfügung. 400 Stellen waren im Listenverfahren über die Gesamtqualifikation und 55 Stellen über Engpassfächer zu vergeben. 299 der 455 Stellen blieben offen. Allein im Regierungsbezirk Stuttgart konnte im Listenverfahren für 242 der 290 Stellen keine Bewerber*innen gefunden werden. Über 80 Prozent der Stellen im Listenverfahren sind im RP in Stuttgart noch unbesetzt. Auch in den Mangelregionen des Regierungsbezirks Freiburg fand sich für nicht mal die Hälfte der ausgewiesenen Stellen Bewerber*innen. Besser sah die Quote bei den fachspezifischen Einstellungen (z.um Beispiel Englisch, Bio, Technik, AES, Chemie) im RP Freiburg und RP Karlsruhe aus. Für Stuttgart und Tübingen gab es keine fachspezifischen Stellen.

Die Wunschregionen sind auch für die Sekundarstufe I die Großräume Freiburg und Karlsruhe, sowie die Rhein-Neckar-Region. Wieder war es eine viel zu große Zahl, nämlich 118 Bewerber*innen auf der Liste, die aufgrund ihrer regionalen Einschränkungen kein Angebot erhalten konnten. Wie viele Personen später über Nachrückverfahren bzw. die Stelleninfos der RP noch ein Angebot annehmen, lässt sich noch nicht abschätzen. Aus Beratungen rund um die Einstellungsverfahren wissen wir, dass viele angehende Lehrkräfte auf eine Anstellung als Krankenstellvertretung in ihrer Wunschregion setzen. Die musisch-technischen Fachlehrkräfte bekamen insgesamt 155 Stellen im Listenverfahren zugewiesen. Die meisten waren wieder für den Regierungsbezirk Stuttgart vorgesehen. Dort konnten aber nur wenige Angebote gemacht werden. Ein kleineres Kontingent gab es auch für Karlsruhe, wenige Stellen für Freiburg und nur eine für Tübingen. Insgesamt standen für die 155 Stellen nur 18 Fachkräfte zur Verfügung. Zusammen mit den vorgezogenen Verfahren hätte hier ein Gesamtkontingent von 459 Stellen zur Verfügung gestanden.

Die ungefähren Angaben und einige Unterschiede zwischen den Zahlen im Text und der Tabelle liegen an widersprüchlichen Angaben des Kultusministeriums sowie dem Unterschied zwischen freien Stellen und der Zahl der Personen, die sie besetzen. 1: Besetzte Stellen im Ausschreibungsverfahren, Stand 14. Juni 2024; 2: Diese Zahl beinhaltet nur Bewerber*innen für das Listenverfahren.

Sonderpädagogik: Bildungschancen verschlechtern sich

Insgesamt sind rund 450 Stellen für Lehrkräfte Sonderpädagogik zum kommenden Schuljahr zu besetzen. Davon wurden vorab bereits rund 280 besetzt. Im Listenverfahren war die Situation dramatisch. Für 171 offene Stellen hatten sich zwar 128 Bewerber*innen gemeldet. 90 dieser Personen wollten aber eine Verbeamtung im Privatschuldienst. Aufgrund der Einsatzwünsche konnten nur 22 Bewerber*innen ein Angebot an einem staatlichen SBBZ erhalten.

Die positiven Ausnahmen bei den Sonderpädagog*innen sind wieder das RP Tübingen und die Rhein-Neckar-Schiene. Nur dort gab es für die Mehrzahl der freien Stellen Bewerber*innen. Besonders dramatisch ist die Situation im RP Stuttgart. Dort waren beim Listenverfahren noch 125 Stellen offen, aber nur für fünf Stellen gab es passende Bewerber*innen. Im RP Freiburg konnten für 34 offene Stellen nur sieben Angebote gemacht werden, im RP Karlsruhe war das Verhältnis mit elf offenen Stellen zu sieben Angeboten besser und im RP Tübingen gab es nur eine offene Stelle, für die es auch eine Bewerbung gab.

Bei den Fachlehrkräften und Technischen Lehrkräften Sonderpädagogik konnten vorab bereits knapp 100 Stellen besetzt werden. Beim Listenverfahren waren noch 66 Stellen offen. Dafür gab es 47 Bewerber*innen. Davon wollten aber 37 im Privatschuldienst verbeamtet werden. Viele Bewerber*innen haben bereits eine Stelle an einem privaten SBBZ angenommen und wollen verbeamtet und in den Privatschuldienst beurlaubt werden. Das ist im sonderpädagogischen Bereich üblich, da es in vielen Regionen nur private SBBZ gibt. Für die 66 offenen Stellen an staatlichen SBBZ blieben nur drei Bewerber*innen übrig.

Gymnasien: Rücklaufende Zahlen an Referendar*innen

Zum Schuljahr 2024 / 2025 bewarben sich 1.360 Gymnasiallehrkräfte (525 Neu- und 835 Altbewerber*innen) für das Listenverfahren; 447 davon werden entweder im Privatschuldienst arbeiten oder sind bereits an einer Privatschule tätig und bewerben sich über das Listenverfahren für die Verbeamtung. Bleiben also 913 Gymnasiallehrkräfte, denen in diesem Jahr ungefähr 319 Listenplätze (davon 70 an Gemeinschaftsschulen) zur Verfügung stehen.

Da, wie in den Jahren zuvor, wahrscheinlich nicht alle Dienstanfänger*innen mit einem vollen Deputat beginnen, liegt die Einstellungszahl höher. Ein kleiner Teil der Stellen kann im Härtefall-, Spitzensportler*innen- und im Schwerbehindertenverfahren vergeben werden. Darüber hinaus werden auch Einstellungen für Gymnasiallehrkräfte an beruflichen Schulen angeboten.

Die Einstellungschancen in den vier Regierungspräsidien (RP) sind wie in den letzten Jahren sehr unterschiedlich. Im größten RP, dem RP Stuttgart, wurden mit knapp 300 Stellen die meisten Stellen frei. Über die Hälfte der Stellen im RP Stuttgart wurde bereits im Ausschreibungsverfahren vergeben. Rund 150 Stellen entfielen auf das RP Freiburg und ca. 90 auf das RP Tübingen. Im RP Karlsruhe gab es circa 125 Stellen. Bei diesen Angaben handelt es sich um eine Summe aus Stellen über Liste und über Ausschreibung.

Ob Referendar*innen ein Einstellungsangebot bekommen, hängt sehr von den Fächern beziehungsweise Fachkombinationen ab. Erfreulicherweise konnten allerdings in diesem Jahr wieder einige Deutschstellen über die Liste vergeben werden. Wenn man aber die hohe Anzahl an Bewerber*innen mit dem Fach Deutsch betrachtet (346), so ist ersichtlich, dass leider einige Bewerber*innen nicht zum Zug gekommen sind.

Ein Kommentar von Monika Stein, GEW-Landesvorsitzende

Bildungsgerechtigkeit schreibt sich unsere Landesregierung groß auf die Fahnen, dafür will sie viel tun. Viele Ideen der letzten Monate sollen bessere Chancen für Kinder und Jugendliche bieten, unabhängig von ihrer Herkunft Bildungserfolge erreichen zu können.

Doch die Realität in unserem Land sieht anders aus: Es kommt immer stärker auf den familiären Hintergrund an, wie die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen sind. Für Kinder mit schwierigeren Startbedingungen gibt es in Baden-Württemberg immer mehr Hürden auf dem Weg zum Bildungserfolg. Zunehmend herrscht noch eine andere Ungerechtigkeit: Die Attraktivität des Ortes für junge Lehrer*innen, die neu in den Schuldienst kommen, entscheidet über die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen. Wie viele junge Menschen auf dem freien Arbeitsmarkt können sich die jungen Lehrkräfte immer besser aussuchen, was für sie attraktiv ist. Der Lehrkräftemangel in allen Schularten tritt – je nach Region unterschiedlich deutlich – zutage. Lehrer*innen haben die Wahl: Habe ich beste Noten und will eine unbefristete Stelle? Dann muss ich nur ein bisschen flexibel sein, was die Lage meiner künftigen Schule angeht. Begehrteste Städte allein anzugeben, reicht trotz sehr guter Noten manchmal nicht aus. Bringe ich aber eine Mangelschulart oder Mangelfächer mit, ist meine Chance gut, auch in begehrten Städten eine Stelle zu bekommen. Die Zeiten, zu denen eine Beamt*innenstelle gereicht hat, um junge Menschen zu vielen Kompromissen zu bringen, sind vorbei. Das hat die Spitze des Kultusministeriums leider noch nicht verstanden.

Die Mangelregionen und Mangelschularten müssen ausreichend mit qualifizierten, gut ausgebildeten und motivierten Lehrer*innen versorgt werden. Dafür müssen Anreize her. Was nicht hilft: Die Flexibilität einzuschränken, was den Umfang der Stelle oder Freistellungsjahre betrifft. Auch nicht die Bezahlung nach A12/E 11 für Grundschullehrkräfte, die jenseits der Landesgrenzen oder in der Schweiz deutlich mehr verdienen als bei uns.

Auch die die Entlassung der Referendar*innen vor den Sommerferien hilft nicht. Wir sollten den dringend benötigten jungen Lehrer*innen mehr Wertschätzung entgegenbringen und ihnen möglichst viel Sicherheit bieten. Stattdessen werden sie vor den Ferien in die Arbeitslosigkeit entlassen. Und das in der Zeit, in der die Finanzierung von Umzügen, Kautionszahlungen oder Wohnungseinrichtung anstehen. Ganz abgesehen von der Erholungsbedürftigkeit am Ende eines fordernden Schuljahres, das diese Kolleg*innen im Vorbereitungsdienst hinter sich gebracht haben.

Die GEW fordert das Kultusministerium seit Jahren auf, endlich Konzepte zu entwickeln, die in den Regionen und betroffenen Schularten eine ausreichende Lehrkräfteversorgung sicherstellen.

Im Bereich Sonderpädagogik werden sich die mangelhaften Zustände in der Unterrichtsversorgung weiter verschlechtern. An den SBBZ und in der Inklusion herrscht eine massive Unterversorgung. So kann das Recht auf Bildung der Kinder mit Behinderungen nicht erfüllt werden. Das werden auch 175 neue Studienplätze für Sonderpädagogik an der PH Freiburg in absehbarer Zeit nicht verbessern. Dieser Zustand ist für unser Land und unsere Regierung beschämend.

Die GEW setzt sich weiterhin für genügend ausgebildete Lehrkräfte und bessere Arbeitsbedingungen im Bildungsbereich ein – zum Besten für gute Bildung und für unsere Schüler*innen.

Einzelne Stellen in Mangelfächern können dagegen nicht besetzt werden, da die Bewerbungen sich nicht mit dem Bedarf in Mangelregionen decken. Insgesamt zeigt sich in Mangelregionen, dass auch Bewerber*innen mit schlechterer Leistungsziffer zum Zug kommen, wenn sie räumlich sehr flexibel sind. Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings auch, dass sehr gute Bewerber*innen, die räumlich nicht flexibel sind, keine Stellenangebote erhalten haben. Auch steigen die Chancen deutlich für diejenigen, die bereit sind, an einer anderen Schulart als dem Gymnasium eingesetzt zu werden.

Aussagen zu treffen, inwiefern sich die Teilzeitbeschränkung für Lehrkräfte auf die Anzahl der neuen Stellen ausgewirkt hat, kann das Kultusministerium zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.

Da es in den letzten Jahren zunehmend schwierig geworden ist, offene Physik- und BK-Stellen zu besetzen, hat das Kultusministerium das Gymnasium in einzelnen Fächern für den Direkteinstieg geöffnet. Insgesamt konnten zwölf Direkteinsteiger*innen in den Fächern BK und Physik gewonnen werden, davon elf im RP Stuttgart. Dies zeigt, dass das RP Stuttgart auf dieses Programm angewiesen ist, damit auch in weniger beliebten Regionen Lehrkräfte für Mangelfächer zur Verfügung stehen.

Die Gymnasien starten wie in den letzten Jahren mit einer großen Anzahl an Vertretungslehrkräften ins neue Schuljahr. Trotzdem kann nicht davon ausgegangen werden, dass alle Referendar*innen zumindest eine KV-Stelle bekommen. Wer eine KV-Stelle ergattert, bekommt dank des Einsatzes der GEW die Sommerferien bezahlt, sofern der Vertrag bis zum 31. Dezember geschlossen wird und bis zum Ende des Schuljahres gilt.

Insgesamt ist die Zahl der Referendar*innen rückläufig, sodass in den kommenden Jahren vermutlich in vielen Fächern Lehrkräfte fehlen. Erst recht mit G9.

Berufliche Schulen: Bewerber*innenmangel verschärft sich weiter

An den Beruflichen Schulen (BS) werden insgesamt 1.047 Deputate frei – davon 878 Wissenschaftliche Lehrkräfte (WL) und 169 Technisches Lehrkräfte (TL). Darunter sind sich 299 Deputate mit auslaufenden befristeten Verträgen. Dazu kommen 14 Neustellen für die Erzieher*innenausbildung, acht Stellen werden abgebaut, so dass insgesamt 1.053 Stellen besetzt werden können.

Bei den TL konnten bislang 88 Personen gewonnen werden, davon 55 im Gewerbe. Damit können aufgrund des Teilzeitfaktors 85 Deputate besetzt werden. Die Zahlen bewegen sich auf dem Niveau des Vorjahres.

Bei den WL konnten in den vorgezogenen Verfahren 523 Personen gewonnen werden (2023 : 582). 234 Laufbahnbewerber*innen (Vorbereitungsdienst Berufliche Schulen) wurden in den vorgezogenen Verfahren eingestellt, 23 Prozent weniger als im Vorjahr.

Die Dramatik der Situation wird erst bei einem genaueren Blick auf die Zahlen deutlich. Die Zahl der Laufbahnbewerber*innen in den berufsbezogenen Fächern Gewerbe und Kaufmann ist stabil geblieben – im Gewerbe allerdings auf einem seit Jahren viel zu niedrigen Niveau. Einen massiven Rückgang mit minus 60 Prozent gibt es allerdings bei den Bewerber*innen mit zwei allgemeinbildenden Fächern. Auch in Hauswirtschaft / Sozialpädagogik gab es einen Rückgang um 23 Prozent, vor allem im Fach Sozialpädagogik/Pädagogik.

Traditionell werden an den BS Bewerber*innen aus dem allgemeinbildenden Bereich eingestellt. Gewonnen werden konnten 132 Gymnasialbewerber*innen, fünf Sekundarstufe-I-Lehrkräfte und drei Sonderpädagog*innen. Die Zahl der gewonnenen Lehrkräfte mit Gymnasialausbildung ist damit innerhalb von zwei Jahren um ein Drittel zurückgegangen.

Positiv hat sich lediglich der Direkteinstieg entwickelt. Hier konnten 146 Personen gewonnen werden (Vorjahr 105), was einem Zuwachs von 39 Prozent entspricht. Insbesondere im Gewerbe konnten mehr Lehrkräfte gewonnen werden (2024: 71; 2023: 46).

Für das Listenverfahren standen noch 84 Bewerber*innen zur Verfügung – davon haben 25 Lehrkräfte ein Einstellungsangebot erhalten. Den anderen Lehrkräften konnten meist mangels regionaler Flexibilität kein Einstellungsangebot gemacht werden. 42 Personen haben einen Zwischenbescheid erhalten. Die verbliebenen Bewerber*innen können sich im Nachrückverfahren bewerben – hier werden die Stellen schulscharf ausgeschrieben.

Tendenziell verschärft und verallgemeinert sich der Bewerber*innenmangel. Problematisch sind nicht mehr nur die klassischen Mangelfächer im berufsbezogenen Bereich, in Mathematik und Naturwissenschaften. Einen Mangel gibt es zunehmend auch in allgemeinbildenden Fächern.

Die Einstellungszahlen spiegeln den demographischen Wandel wider. Derzeit verlassen die geburtenschwachen Jahrgänge das Schulsystem, die Zahl der Abiturient*innen ist um circa 20 Prozent zurückgegangen, folglich auch die Zahl der Studierenden. Seit 2017 ist die Zahl der Personen, die den Vorbereitungsdienst Berufliche Schulen beginnen, von 491 auf 302 (2023) zurückgegangen, im gymnasialen Lehramt hat sich die Zahl fast halbiert (2017: 2.059; 2023: 1.075). Damit wird es für die Berufliche Schulen immer schwieriger, Bewerber*innen zu finden. Der Mangel wird wohl mindestens bis Ende des Jahrzehnts anhalten.

Die Einführung von G9 wird dies vermutlich noch weiter verschärfen. Noch ist unklar, wie viele zusätzliche Stellen mit welchen Fachrichtungen das KM in G9 stecken will. Die GEW vertritt deshalb die Position, dass die Einführung von G9 nicht zulasten anderer Schularten gehen darf. Die rechnerische Unterrichtsversorgung am allgemeinbildenden Gymnasium beträgt bereits heute 105 Prozent. Zusätzliche Bedarfe können somit auch aus dem Bestand gedeckt werden.

Insgesamt konnten bis Stand 3. Juli rund 475 Deputate mit WL besetzt werden (Vorjahr circa 580). Damit stehen noch circa 400 Deputate für WL und circa 80 Deputate für TL zur Verfügung. Die restlichen Stellen werden bis in den September hinein ausgeschrieben. Es gibt also nach wie vor gute Einstellungschancen an den Beruflichen Schulen – eine regionale Flexibilität vorausgesetzt. Das KM geht außerdem davon aus, dass wieder eine vergleichbare Zahl an Deputaten in befristete Verträge umgewandelt werden. Damit können dann „Personen ohne Lehramtsausbildung“, Pensionäre und so weiter eingestellt werden. Auf diesem Wege können Stellen, die für Mangelfächern gebraucht werden, für ein Schuljahr besetzt werden, ohne sie dauerhaft zu blockieren. Allerdings wird es auch hier immer schwieriger, dafür geeignete Bewerber*innen zu finden.

Kontakt
Maria Jeggle
Redakteurin b&w
Telefon:  0711 21030-36