Peter Fels, Kreisvorsitzender der GEW Freiburg, moderierte die Diskussionsrunde mit vier Fragen. Auf die Frage, welche deutschen Waffen auf welchem Weg in Krisen- und Kriegsgebiete gelangen, stellte Gernot Erler zunächst fest, dass Deutschland eigentlich ein sehr strenges Waffenkontrollsystem hat. „Leider wird da aber nicht ausgeschöpft, was möglich wäre“, so Erler. Besonders eindrücklich schilderte Jürgen Grässlin, welche unrühmliche Rolle der Bundessicherheitsrat bei den legalen Waffengeschäften spielt. „Der Bundessicherheitsrat (BSR) ist nicht demokratisch und transparent. Er ermöglicht es, dass Deutschland z.B. nach Saudi-Arabien und Algerien Waffen liefern kann. Denn mit dem Totschlagargument „Terrorbekämpfung“ können alle Ausnahmen legitimiert werden. “ Erler ergänzte an dieser Stelle, dass bei der momentanen gesetzlichen Lage, keine Korrektur von Fehlentscheidungen des BSR möglich wäre. Dies will die SPD unbedingt durchsetzen, sollte sie in der Regierung bleiben.
In der Frage, inwiefern der Einsatz von Kriegswaffen zu Menschenrechtsverletzungen beitrage und damit die Flucht von Millionen von Menschen verursache, zeichnete sich folgendes Bild ab. Grässlin beschrieb die historische Entwicklung des immer wieder brisant aufflammenden Konflikts zwischen der Türkei und Kurdistan. „Deutschland und die USA haben damals die meisten Waffen geliefert und damit dazu beigetragen, dass der Bürgerkrieg im wahrsten Sinne des Wortes befeuert wurde.“ Grässlin sieht Parallelen zur problematischen Entwicklung der Türkei heute und schließt den Kreis der Argumentation: „Wenn die Waffenlieferungen in die Türkei nicht aufhören, sehe ich für die Entwicklung dieser Regionen schwarz, auch hinsichtlich von Festnahmen und Folterungen von Lehrer*innen oder Gewerkschaftlern bzw. kritischen Journalisten“ Erler antwortet auf die Frage aus einer komplett anderen Perspektive. Er bezieht sich auf die Zeitenwende, die durch den Terroranschlag vom 11. September in New York eingeleitet wurde. „Der Krieg gegen den Terror wird von allen Ländern, die von Deutschland Waffen bekommen, als Hauptargument angeführt. So übrigens auch von der Türkei, die mit der PKK eine Terrororganisation bekämpft“, so der Politiker. Ebenfalls zwei unterschiedliche Perspektiven erschlossen sich auch aus der Nutzung von gelieferten Kriegsschiffen: Erler argumentierte, dass diese durch die Größe schon einen großen Teil der Ausgaben durch Rüstung darstellen, aber eben auch zum Küstenschutz eingesetzt werden können. Grässlin widersprach der Doktrin von Außenminister Genscher: „Das stimmt eben nicht, dass »alles, was schwimmt, geht«! Denn Schiffe könnten „auch zur Seeblockade verwendet werden, wie der tödliche Krieg im Jemen zeigt.“ Besonders wies er hier nochmals auf die Rolle der Golfstaaten Saudi Arabien und Katar hin. Das erstgenannte Land sticht extrem negativ hervor in der Unterstützung von IS, den Taliban und der Terrororganisation Boko Haram. Katar will eine Fußballweltmeisterschaft ausrichten und lässt seine Stadien durch Sklavenarbeit bauen. Grässlin konstatiert: „Eine Fußballweltmeisterschaft, die auf dem Rücken von Menschenrechten ausgetragen wird, sollten wir uns tunlichst ersparen.“