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GEW-Schulleitungstag 2023

Was zur Entlastung von Schulleitungen beitragen kann

In der Cornelsen-Studie 2023 ist die Personalgewinnung derzeit das wichtigste Thema für Schul­leitungen. Kultusministerin Theresa Schopper erläuterte bei einer GEW-Tagung Ende März, was Schulleitungen von der Landesregierung erwarten dürfen.

Wie Schule anders geht, davon haben 2.001 Schulleiter*innen eine klare Vorstellung: Sie wollen individualisiertes Lernen digital stützen, die Schule als Begegnungsort stärken, mehr fächerübergreifendes Lernen anbieten, digitale Teilhabe ermöglichen und Lebenskompetenzen fördern.

Was es dafür braucht, wissen die Befragten auch: Mehr Personal, Digitalisierung, mehr Aufgabenverteilung und Entlastung sowie mehr Leitungszeit.

Diese Ergebnisse der Cornelsen-Studie 2023 hat Dr. Dieter Dohmen beim Schulleitungstag der GEW Ende März 2023 in Stuttgart vorgestellt. Sein Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FIBS) wollte herausfinden, welche Herausforderungen es aus Sicht der Schulleitungen an den Schulen zu lösen gibt.

Personalgewinnung ist das wichtigste Thema an Schulen

Rund zwei Drittel der befragten Schulleiter*innen nennen die Personalgewinnung als wichtigstes Thema an Schulen, weit vor der Digitalisierung des Unterrichts, der digitalen Ausstattung oder der Aufarbeitung von Corona. „Wir schauen sehr differenziert hin, was die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz als Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel empfiehlt“, so Schopper.

Ließ sie es Ende März noch unkonkret, wissen wir heute, dass der Klassenteiler und die Deputate nicht angegriffen werden sollen. Auch an der Teilzeit aus familiären Gründen soll nichts geändert werden. Für die Grundschule habe man die Studienplätze von 970 auf 1.670 ausgebaut. Für den Bereich der Sonderpädagogik weiß Schopper jetzt schon: „Das Mehr an Studienplätzen deckt nicht den Bedarf.“ Zusätzliche Lehrkräfte will das Kultusministerium noch über einen Direkteinstieg für die Grundschule und die Sekundarstufe I gewinnen.

Die Ministerin spricht in ihrem Vortrag auch von mehr multiprofessionellen Teams. Diese haben für Problemlösungen in der schulpolitischen Diskussion Gewicht bekommen. Theresa Schopper meint zunächst die Menschen, die für das Programm Rückenwind als Beschäftigte an die Schulen kamen.

Darüber hinaus will sie auch die Zahl der pädagogischen Assistent*innen verdoppeln. Zudem sollen junge Leute im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres die Schulen in ihrer Arbeit unterstützen.

Fachkräfte in multiprofessionellen Teams

Obwohl aktuell jede zusätzliche Kraft in den Schulen für Entlastung sorgen kann, äußert sich Dieter Dohmen kritisch: „Die konkrete Umsetzung multiprofessioneller Teams sollte an den Schulen entschieden werden und nicht im Ministerium.“ Die Schularten und die Schulstandorte hätten individuelle Voraussetzungen und Bedürfnisse.

GEW-Landesvorsitzende Monika Stein und Dieter Dohmen sind sich einig, dass in multiprofessionellen Teams ausgebildete Fachkräfte arbeiten sollen. Neben den Lehrer*innen führen sie Sozialpädagog*innen, Therapeut*innen, Schulpsycholog*innen und Theaterpädagog*innen auf. Auch IT-Fachleute und Personen, die Musik, Sport oder einen multiethnischen Hintergrund in die Schule bringen, zählt Dohmen zum möglichen Personal.

Dabei appelliert die GEW-Landeschefin an Ministerin Schopper, sie solle mit dem Ausbau der multiprofessionellen Teams keine weiteren prekären Beschäftigungsverhältnisse schaffen. Die Begleitung solcher Teams sei schließlich eine große Aufgabe für die Schulen und ihre Schulleitungen. „Es reicht nicht, am ersten Schultag zu sagen: Da ist die Klasse, da ist der Schlüssel und gut ist“, stellt Stein fest.

Elke Imbery leitet die Tullaschule in Karlsruhe. Die Lehrkräfte und Schüler*innen profitieren aus Sicht der Schulleiterin von der Kooperation, dem Austausch und den Absprachen in Teams. „Aber die Absprachen brauchen auch Zeit“, bestätigt Imbery, Zeit, die eingespart werden könnte, wenn ein IT-Experte vor Ort die Geräte für den geplanten Unterricht wieder zum Laufen bringen könnte. Stattdessen bedeute es für die Schule oft, auf die Erledigung eines Tickets zu warten.

94 Prozent der Schulleitungen sagen in der Studie des FIBS, dass ihre Schule von mehr multiprofessioneller Teamarbeit profitieren würde. 92 Prozent nennen als Hauptgrund: „um familiären Herausforderungen in der Schülerschaft zu begegnen“. Die zweithöchste Dringlichkeit für den Ausbau multiprofessioneller Teams an ihren Schulen sehen Schulleitungen laut der Studie beim Thema Lernschwierigkeiten (92 Prozent), dem sie gerne mit einem differenzierten geschulten Personal begegnen würden.

Schulentwicklung trifft auf ausgelaugte Schulen

Dass Profis den Lernschwierigkeiten von Kindern und Jugendlichen auch kunstvoll begegnen können, erlebt Mike Emeling als Schulleiter der Gemeinschaftsschule in Dunningen. An seiner Schule haben sie Theaterpädagogik und Clownerei eingekauft. „Das ist eine unglaublich wertvolle pädagogische Arbeit mit den Jungs und Mädels, gerade auch in der Vorbereitungsklasse. Wie kann ich kommunizieren ohne zu reden? Das geht mit Clownerei hervorragend“, ist Emeling überzeugt. „Aber wenn man das, wie wir, über Monetarisierung macht, ist es ein riesiger Papierkram – und es dauert, bis die Leute ihre Verträge haben und an Bord sind.“

Für diese Aufgaben brauchen die Schulleitungen Zeit. Das hat auch die Kultusministerin erkannt: „Wir sehen, was Schulleitungen leisten. Sie brauchen mehr Freiräume, was den Faktor Zeit betrifft.“ Die zweite Tranche der Entlastung für Schulleiter*innen sei in der Anhörung. „Wir werden das zum nächsten Schuljahr umsetzen.“ Angekündigt hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Entlastungspaket schon Anfang 2022.

„Das Konzept Eisenmann ist noch nicht fertig umgesetzt. Das wäre der Mindeststandard“, weist Monika Stein die Ministerin auf die versprochenen 120 Stellen für die Leitungszeit und die 230 Stellen für das allgemeine Entlastungskontingent hin.

Und diese Entlastung ist dringend notwendig. 99 Prozent der Schulleiter*innen sind laut Cornelsen-Studie der Meinung, es brauche mehr Leitungszeit für Schulleitungen, um die Position attraktiver zu machen und alle offenen Schulleitungsposten zu besetzen. 93 Prozent der Schulleitungen wünschen sich für ihre Schulentwicklung eine bessere Aufgabenverteilung und Entlastung auf der Leitungsebene. Monika Stein ist sich sicher: „Weil sonst die Schulentwicklung auf komplett ausgelaugte Schulen ohne zusätzliche Kapazitäten trifft.“

Kontakt
Ute Kratzmeier
Referentin für allgemeinbildende Schulen
Telefon:  0711 21030-25
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