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Seminare für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte

Wie die zweite Phase der ­Lehrkräftebildung aufgestellt ist

Die Seminare bilden in erster Linie Lehrkräfte aller Schularten aus. Mit ihrer Einbindung in das ZSL im März 2019 sind die Aufgaben gewachsen und vieles hat sich verändert. Mit den neuen Strukturen gibt es mehr Schwierigkeiten.

Mit der Umsetzung des Qualitätskonzepts vor über fünf Jahren wurden die Seminare dem Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) unterstellt. Das ZSL hat seither die Dienst- und Fachaufsicht über die Seminare. Ziel war es, die Konzeptentwicklung und die Qualitätssicherung für die Aus- und Fortbildung beim ZSL zu bündeln. Das ZSL mit dem Hauptsitz in Stuttgart und den sechs Regionalstellen (Freiburg, Karlsruhe, Mannheim, Schwäbisch-Gmünd, Stuttgart und Tübingen) sollte alle pädagogischen Querschnittsthemen sowie zusammen mit den Seminaren die fächer- und schulartspezifische Lehrkräfteausbildung und -fortbildung übernehmen. Auch die gesamte Organisation der Lehrkräfteausbildung sollten das ZSL und die Regionalstellen verantworten.

Sehr schnell wurde aber klar, dass die Seminare mit der neuen Organisation keine Entlastung oder Unterstützung zum Beispiel bei der Zuweisung der Referendar*innen (Gymnasien und Berufliche Schulen) und der Anwärter*innen (GHWRGS) oder auch bei Bewerbungsverfahren erhalten. Die Prozesse und Abläufe wurden komplexer und unübersichtlicher, außerdem dauern sie deutlich länger als früher. Keine Verwaltungsvorschrift oder Verordnung wurde in den letzten fünf Jahren an die neue Struktur des Qualitätskonzeptes angepasst. Die Seminare hoffen nun auf die Ergebnisse der externen Evaluation des Qualitätskonzepts, die im Herbst 2024 veröffentlicht werden. Bei ihr sollen auch die Abläufe zwischen Kultusministerium (KM), ZSL und den Seminaren kritisch hinterfragt werden.

Zahlen, Daten, Fakten

Die Lehramtsausbildung findet an 34 Standorten mit mehreren Außenstellen statt und ist nach Schularten gegliedert. Es gibt zehn Seminare für Grundschulen, vier für Werkreal-, Haupt- und Realschule, vier Doppelseminare für Grundschule, Werkreal-, Haupt- und Realschule, drei Seminare für Sonderpädagogik als Abteilung der neun Seminare für Gymnasien, vier Seminare für Berufliche Schulen, drei Pädagogische Fachseminare (sie bilden musisch-technische Fachlehrkräfte aus) und drei Fachseminare für Sonderpädagogik (dort werden Fachlehrkräfte Sonderpädagogik ausgebildet).

Alle Seminare zusammen bilden aktuell circa 9.000 Referendar*innen und Anwärter*innen in zwei Ausbildungsjahrgängen aus. Zum Abschluss der Ausbildungszeit Ende Juli können somit circa 4.500 gut ausgebildete neue Lehrer*innen für das nächste Schuljahr an den Schulen eingeplant werden. Leider werden die fertig ausgebildeten Lehrer*innen Ende Juli erstmal entlassen und zum Schuljahresbeginn Anfang September wieder eingestellt.

Aufgaben der Seminare

Nach dem Studium an den Universitäten und den Pädagogischen Hochschulen (erste Phase) werden die angehenden Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst (zweite Phase) am Seminar ausgebildet. Die Seminare schlagen die Brücke zwischen Wissenschaft und Schulpraxis und begleiten die Referendar*innen und Anwärter*innen in enger Abstimmung mit den Ausbildungsschulen auf Basis der Ausbildungs- und Prüfungsordnungen des KM. Die Ausbildung an den Seminaren beginnt im Januar (BS und GYM) oder Februar (GS, WHRS, Sonderpädagogik) und endet nach 1,5 Jahren Ende Juli.

Die Pädagogischen Fachseminare und die Fachseminare für Sonderpädagogik bilden Fachlehrkräfte aus, die nach einer Berufsausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf und entsprechender Berufspraxis eine Zweitausbildung anstreben. Die Ausbildung beginnt im September und endet nach drei Jahren Ende Juli.

Zugleich wirken die Seminare bei der Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte, bei der Weiterentwicklung von Schule und Unterricht und im Wege der Seminarentwicklung an der Qualitätssicherung in der Lehrkräftebildung mit. Die Seminare leisten einen Beitrag zur Verknüpfung der verschiedenen Phasen der Lehrkräfteausbildung (zweite Phase) und der Lehrkräftefortbildung (dritte Phase). Sie wirken auch bei der Entwicklung von Bildungsplänen, der wissenschaftlichen Begleitung von Schulversuchen sowie der Entwicklung von Konzepten der Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften mit.

Viele weitere Aufgaben

Zusätzlich zum regulären Vorbereitungsdienst erhalten die Seminare zunehmend weitere Aufgaben. Dies sind Erstellung und Durchführung der Konzeptionen für den Direkteinstieg, Ausbildung von Seiten- und Direkteinsteiger, Qualifizierung von Gymnasiallehrkräften für das Lehramt Grundschule beziehungsweise Sekundarstufe I, dem Horizontalen Laufbahnwechsel für Hauptschullehrkräfte, Aufstiegsqualifizierung Fachlehrkräfte und Technische Lehrkräfte, Fortbildung von Personen ohne Lehramtsausbildung, Begleitung in der Berufseingangsphase, Qualifizierung von Mentor*innen und Mentoren und anderes mehr.

Was die Seminare benötigen:

  • ein attraktives Berufsbild Ausbildung und Fortbildung mit Funktionsstellen,
  • eine klare und landesweit gültige Festschreibung der Zuständigkeiten KM – ZSL – Seminare,
  • eine umfassende, zukunftsgerechte und finanziell dauerhaft abgesicherte Digitalisierung in der Ausbildung durch eine grundlegende Ausstattung aller Mitarbeitenden an den Seminaren mit Dienstgeräten mit VPN / OWA-Zugängen,
  • eine umfassende, landesweit gleiche und ausreichende Ausstattung mit Softwarelösungen (Office, Moodle, TaskCard), ausreichende Cloudspeicherkapazitäten, professionelle Verwaltungssoftware / Datenbanksoftware für die Seminarverwaltung und Seminarorganisation,
  • gerechte Beförderungschancen an den Seminaren für Kolleg*innen mit A11(Z) und A14-Stellen durch ein Kontingent an Beförderungsstellen,
  • eine konkurrenzfähige Bezahlung durch die Hebung der Stellen in der Verwaltung von E5/E6 nach E8 und eine den immer anspruchsvolleren und umfangreicheren Aufgaben angemessene personelle Ausstattung,
  • die Erhöhung des Stellenschlüssels um jeweils eine E6/E8-Stelle an den Doppelseminaren, den Pädagogischen Fachseminaren mit Sonderpädagogischen Abteilungen und den Gymnasialseminaren mit Abteilungen für Sonderpädagogik,
  • finanzielle Verbesserungen bei Reisekosten bei Dienstfahrten mit privaten PKW sowie digitale Abrechnungsmöglichkeiten beim LBV.

GEW-Kontakt für Bedarfe der Seminare: Christina Horn, stellvertretende Vorsitzende der GEW-Fachgruppe Schulaufsicht, Schulverwaltung, Seminare, Schulpsychologie, E-Mail: christina.horn(at)gew-bw(dot)de

Diese zusätzlichen Aufgaben werden nicht ausreichend mit finanziellen und personellen Ressourcen ausgestattet. Besonders problematisch ist die personelle Ausstattung der Mitarbeiter*innen in den Verwaltungen, welche nur nach E5 / E6 bezahlt werden. Das KM hat trotz Anträgen der Personalverwaltungen und mit Unterstützung der Personalvertretungen keine weiteren Stellen oder Stellenhebungen in den Haushalt 2025 / 26 eingebracht. Somit müssen die Mitarbeiter*innen die Aufgaben zusätzlich übernehmen und klagen deshalb über eine sehr hohe Arbeitsbelastung.

Mitarbeiter*innen an den Seminaren

145 Arbeitnehmer*innen und circa 2.300 Beamt*innen sind in Vollzeit oder mit einer Teilabordnung aus Schulen an den Seminaren beschäftigt.

Mit der Umsetzung des Qualitätskonzepts wurde die Personalstruktur an den Seminaren deutlich verschlankt. So wurden die Stellvertretungen der Seminarleitung komplett gestrichen, die Bereichsleitungsstellen wurden an allen Seminaren reduziert. Die Stellen wurden dem ZSL zugeschlagen.

Besoldung und Zulagen für Lehrbeauftragte, Fachleitungen und Bereichsleitungen

Lehrbeauftragte im gehobenen Dienst mit der Besoldungsgruppe von A10 bis A13 erhalten eine Stellenzulage von 38,81 Euro, Fachleitungen 79,89 Euro. Lehrbeauftragte im höheren Dienst mit A13 beziehungsweise A14 erhalten eine Stellenzulage von 79,89 Euro. Fachleitungen sind dort in der Besoldungsgruppe A15 eingruppiert und erhalten ebenfalls eine Stellenzulage von 79,89 Euro.

Bereichsleitungen an GS-Seminaren sind in der Besoldungsgruppe A13 und Bereichsleitungen an WHRS-Seminaren in A14 eingruppiert. An den vier Doppelseminaren arbeiten die GS-Bereichsleitungen in A13 und die WHRS-Bereichsleitungen in A14 an der gleichen Dienststelle. Schon lange fordert die GEW eine einheitliche Besoldung der GS- und WHRS-Bereichsleitungen in A14. An den Pädagogischen Fachseminaren und den Sonderpädagogischen Fachseminaren erhalten die Bereichsleitungen A14. Bereichsleitungen an den BS- und GYM-Seminaren werden nach A15 besoldet.

Für eine hohe Ausbildungsqualität und eine angemessene Bezahlung der Kolleg*innen muss das KM das überfällige Berufsbild „Ausbildung- und Fortbildung“ mit mehr Stellen in A15 umsetzen. Pläne dafür liegen schon seit der letzten Legislaturperiode in der Schublade. Den Kolleg*innen im gehobenen Dienst (GHWRGS) muss zunächst mindestens ein Funktionsamt in A14 ermöglicht werden.

Nur durch eine gezielte Investition in die Qualität der Lehrkräfteausbildung und -fortbildung kann die Unterrichtsqualität und damit die Bildung insgesamt verbessert werden. Wer den Unterricht, die Schulen, die Bildung verbessern will, sollte die Seminare so ausstatten, dass Lehrkräfte denkbar gut ausgebildet werden können und gestärkt und motiviert aus der zweiten Phase in die Schule wechseln. Bei der Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte zahlt sich jede Investition vielfach aus.

Kontakt
Ralf Rückert
Telefon:  0741 2432508

Bereichsleiter Medienbildung und Technik, Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte Rottweil (GHWRS)

Kontakt
Christina Horn
stellvertretende Vorsitzende Fachgruppe Schulaufsicht, Schulverwaltung, Seminare