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Friedensbildung in Zeiten des Ukraine-Krieges

Wie Schulen mit Aufrüstung und Krieg umgehen können

Der Ukraine-Krieg war omnipräsent, als sich 17 Kolleg*innen Ende März in der PH Freiburg zum Seminar „Friedensbildung in konfliktreichen Zeiten“ trafen. Die GEW-Tagung widmete sich den Problemen, die der Krieg in der Arbeit an den Schulen aufwirft.

von links nach rechts: Hagen Battran, Annemarie Raab, Marie Battran-Berger, Dr. Julia Hagen, Michael Schulze von Glaßer
Von links: Seminarleitung Hagen Battran, Annemarie Raab (beide AG Friedensbildung), Marie Battran-Berger (GEW Südbaden), Dr. Julia Hagen (Servicestelle Friedensbildung), Michael Schulze von Glaßer (DFG-VK)

Michael Schulze von Glaßer (Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK)) referierte zu „Militärische Nachwuchswerbung angesichts des Ukraine-Krieges und der Aufrüstung der Bundeswehr“ und hatte seiner späteren AG den Titel gegeben: „Noch mehr Militärwerbung? Eine Reaktivierung der Wehrpflicht? Was auf uns zukommt und was man dagegen tun kann“. Gegen den mächtig weiterwachsenden multimedialen Werbedruck für den Dienst in der Bundeswehr, wie er in und vor allem außerhalb der Schule auf die Jugendlichen ab 15 ausgeübt wird, schlug der Referent vor, über Schulkonferenzbeschlüsse den Jugendoffizieren und Karriereberatern den Zugang zur Schule zu verweigern. Es soll bekannt gemacht werden, dass alle 17-Jährigen den Meldeämtern untersagen können, ihre Daten zu Werbezwecken an die Bundeswehr weiterzugeben. Gegenüber der Landesregierung könne man darauf drängen, dass, wie im Koalitionsvertrag festgeschrieben sei, erst ab 18 ein Eintritt in die Bundeswehr möglich wird.

Die Unterstützungsangebote der Servicestelle Friedensbildung stellte deren Leiterin Dr. Julia Hagen vor. Das Ziel bei allen Angeboten sei, auf allen Ebenen des Zusammenlebens die Kultur des Friedens zu stärken. Annemarie Raab von der AG Friedensbildung sprach zu „Perspektiven der Friedensbildung aus gewerkschaftlicher Sicht“. Ein großer Erfolg war die Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung zur Stärkung der Friedensbildung in den baden-württembergischen Schulen“ durch den damaligen Kultusminister Andreas Stoch Ende Oktober 2014. Sie führte zur Gründung der „Servicestelle Friedensbildung“.

Arbeit und Beschlüsse der GEW

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg arbeitet mit beim Bündnis „Schulfrei für die Bundeswehr – Lernen für den Frieden“, beim Netzwerk Friedensbildung Baden-Württemberg, im Beirat der Servicestelle Friedensbildung und im Bündnis „Unter 18 nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr“. Aktuell stehen die Verurteilung des Angriffskriegs in der Ukraine, die Forderungen nach einem sofortigen Waffenstillstand, nach einem Rückzug der russischen Truppen und nach Verhandlungen über eine friedliche Lösung des Konflikts im Mittelpunkt der GEW-Beschlüsse. Die geplante massive Aufrüstung wird ­abgelehnt. Von der Landesregierung fordert die GEW ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Integration der geflüchteten Kinder und Jugendlichen in die Bildungseinrichtungen und stellt auch selbst Hilfsangebote für die Lehrkräfte zur Verfügung.

Wie mit den durch Krieg, Flucht und Vertreibung traumatisierten Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine förderlich umgegangen werden kann, war Thema in der AG „Gerade in diesen Zeiten: Friedensbildung praktisch“. Annemarie Raab machte Mut, der Friedensbildung großen Raum im Schulleben und im Unterricht einzuräumen. „Mobbing und Gewalt“, „Friedensstrategien“, „Demokratiefähigkeit“, „Konfliktbewältigung und Interessenausgleich“ und alle fächerübergeordneten Leitperspektiven bieten sich dafür an.

Marie Battran-Berger empfahl, Kindern und Jugendlichen dadurch zu helfen, dass sie ihre Fragen und Ängste zum Ausdruck bringen und durch eine gemeinsame Praxis aus der Vereinzelung in die Solidarität kommen könnten. Als erprobte Möglichkeiten stellte sie vor: die Aktion Rote Hand gegen Kindersoldat*innen (www.aktionrotehand.de/), die der GEW-Gewerkschaftstag 2017 bekanntzumachen und zu unterstützen beschlossen hat; die Teilnahme am jährlich vergebenen Ulli-Thiel-Friedenspreis, auf den inzwischen auch das Kultusministerium hinweist; das Schreiben von Haikus/Elfchen; Kunstprojekte wie „Kinder im Krieg – Kinder im Frieden“ des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Gundelfingen. Teilnehmende der Tagung wiesen auf die heilende Kraft von Friedensliedern hin. Diskutiert wurde auch, inwieweit die Empathie für Gleichaltrige, zum Beispiel für minderjährige Soldat*innen und Opfer auf beiden Seiten des Ukraine-Krieges, zur Friedensbildung beitragen kann.

Kontakt
Hagen Battran
AG Friedensbildung beim Vorstandsbereich Grundsatzfragen