Zum Inhalt springen

Lehrereinstellung 2022

Zu wenig Personal für die Schulen

Die Voraussetzungen für Lehramtsbewerber*innen sind gut, eine Stelle im Schuldienst zu erhalten. Entscheidend sind Schulart und Wunschregion. Für viele Schulen sieht es dagegen nicht gut aus. An den SBBZ und in der Inklusion fehlen immer mehr Lehrer.

Demonstration gegen den Lehrermangel
Demonstration gegen den Lehrermangel (Foto: © imago)

Die Einstellungschancen im Land sind traditionell abhängig von den studierten Fächern und der Schulart. Immer mehr spielt inzwischen die Region eine Rolle, in der die Bewerber*innen arbeiten möchten. So auch in der Einstellungsrunde 2022. Neben dem allgemeinen Lehrkräftemangel ist daher die Unterrichtsversorgung vor allem in den wenig attraktiven Regionen Baden-Württembergs besonders problematisch.

So kann passieren, dass Lehrkräfte mit sehr guter bis guter Gesamtqualifikation kein Einstellungsangebot erhalten, weil sie bei der Bewerbung ausschließlich beliebte Einstellungsbezirke angegeben hatten.

Für viele freie Stellen gab es keine Bewerber*innen.

Grundschulen: Teilweise angespannte Unterrichtsversorgung

Auch im Jahr 2022 erhielten in der Einstellungsrunde für die Grundschulen viele Lehrkräfte frühzeitig ein Einstellungsangebot in den sogenannten vorgezogenen Verfahren (zum Beispiel schulbezogene Stellenausschreibungen). Das waren 659 der 1.267 Stellen. Für die verbleibenden freien Stellen gab es aber im Listenverfahren wieder zu wenige Bewerber*innen. Und einer großen Zahl von Bewerber*innen konnte kein Einstellungsangebot gemacht werden, weil die Stellen ihrer gewünschten Einstellungsbezirke schon besetzt waren.

Ungebrochen attraktiv für Bewerber*innen war die Rheinschiene (Großräume Freiburg und Karlsruhe sowie die Rhein-Neckar-Region), ebenso die Landkreise Ravensburg und Bodenseekreis. In Teilen von Südbaden (Kreise Rottweil, Schwarzwald-Baar, Waldshut und Tuttlingen) und inzwischen im gesamten Regierungsbezirk Stuttgart, mit Ausnahme von Heilbronn, konnten viele Stellen im Listenverfahren nicht vergeben werden. Wie in den Vorjahren wird dort die Unterrichtsversorgung immer angespannter und die Einhaltung der Kontingentstundentafel mehr als fraglich.

Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen: Krise weitet sich aus

War es im letzten Jahr vor allem der Großraum Stuttgart, in dem kaum alle freien Stellen in den Schularten der Sekundarstufe I besetzt werden konnten, hat sich die Krise in diesem Jahr deutlich ausgeweitet. Der Mangel an Bewerber*innen betrifft nun nahezu die gleichen Einstellungsbezirke wie die Grundschulen. Insgesamt fehlten für 321 von 560 Stellen im Listenverfahren (fachspezifische Einstellung und Einstellung nach Gesamtqualifikation) die Bewerber*innen. Auch für die Sekundarstufe I war die Zahl der Bewerber*innen hoch, die aufgrund der gewünschten Einstellungsbezirke kein Angebot erhalten konnten.

Warum die Bewerber*innen nur in bestimmten Bezirken eine Einstellung annehmen, haben wir aus Rückmeldungen erfahren. Das mangelnde Wohnungsangebot und die hohen Lebenshaltungskosten im Großraum Stuttgart spiele demnach eine Rolle. In beliebten Einstellungsbezirken scheint das jedoch kein Hinderungsgrund zu sein. Auch ländliche Regionen, in denen Wohnen und die Lebenshaltung günstiger wären, sind für Bewerber*innen trotzdem unattraktiv. Die Sorge, aus Mangelregionen über viele Jahre nicht mehr wegversetzt zu werden, beeinflusst ebenfalls die Ortswünsche.

Insgesamt verzichten viele Bewerber*innen auf eine sichere Beamt*innenstelle und nehmen berufliche Alternativen oder Befristung und Gehaltseinbußen in Kauf, um in der Wunschregion leben und arbeiten zu können. Um diese Entwicklung aufzubrechen und die unbeliebten Regionen ausreichend mit Lehrkräften versorgen zu können, fordert die GEW seit mehreren Jahren ein Konzept der Landesregierung.

Wie in den letzten Jahren gab es auch für die musisch-technischen Fachlehrkräfte ein großes Angebot an Stellen. Allerdings standen für die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen jeweils nur eine geringe Zahl an Stellen im Listenverfahren zur Verfügung. Diese konnten für das Regierungspräsidium (RP) Freiburg alle vergeben werden. Der Rückgang der Zahl an Bewerber*innen hat sich auch 2022 fortgesetzt. Rund 150 Stellen waren nicht vergeben worden.

Sonderpädagogik: Oft verheerende Zustände

Der Lehrkräftemangel verschärft sich noch einmal. Im ganzen Land fehlen immer mehr Sonderpädagog*innen. Eine Ausnahme ist die Rheinschiene. Nur dort können die freien Stellen besetzt werden. Im restlichen Land herrschen oft verheerende Zustände. Es konnten zahlreiche Stellen an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) nicht besetzt werden.


Einstellung von Lehrkräften 2022

 

Einstellungen

Bewerbungen

 

2022

2021

2022

2021

Lehrkräfte freie Stellen insgesamt Angebote über Einstellungsliste vorab eingestellte Personen freie Stellen insgesamt  
Grundschulen 1.267 608 659 1.128  1.205 1.240
Haupt- und Werkrealschulen sowie Realschulen 1.099 560 539 1.132 1.030 1.210
Sonderpädagogik 591 32 358 522 401 339
Musisch-technische Fachlehrkräfte 226 176 50 210 94 52
Fachlehrkräfte und technische Lehrkräfte Sonderpädagogik 227 13 90 176 96 134
Gymnasien 1.002 (davon 
245 an GMS)
572 (davon 
138 an GMS)
430 (davon 
107 an GMS)
877 (davon 
270 an GMS)
2.233 1.987
Berufliche Schulen 1.045  WL + 220 TL 30 WL 312 + 144 Direkt. + 195 Gym. + 4 Sek-I + 2 Sonder. + 91 TL 1.014 WL + 176 TL 393  429 

Für insgesamt rund 591 Stellen für Sonderpädagog*innen gab es nur 401 Bewerbungen. Bei den Fachlehrkräften war das Verhältnis mit 227 freien Stellen und 96 Bewerbungen noch schlechter. Viele Bewerber*innen haben bereits vor der Einstellungssitzung des Kultusministeriums (KM) eine Stelle an einem privaten SBBZ angenommen. Das ist im sonderpädagogischen Bereich normal, da es in vielen Regionen nur private SBBZ gibt. Die meisten Lehrkräfte an den privaten SBBZ werden verbeamtet und an die Privatschule beurlaubt. Aber so konnten bei der Einstellung über die Bewerberliste für über 240 freie Stellen nur 32 Angebote für eine Stelle an einem staatlichen SBBZ verteilt werden. Noch schlimmer ist es bei den sonderpädagogischen Fachlehrkräften. Hier konnten für 137 freie Stellen nur 13 Angebote gemacht werden.

Insgesamt gibt es für die rund 820 freien Stellen im sonderpädagogischen Bereich nicht einmal 500 qualifizierte Bewerber*innen. Das strukturelle Defizit (landesweit über zwölf Prozent) wird sich wieder deutlich erhöhen. Von den Ausfällen im kommenden Schuljahr ganz zu schweigen. Durch die fehlenden Lehrer*innen an den SBBZ und in der Inklusion werden sich die Bildungschancen Kinder und Jugendlichen mit Behinderung in Baden-Württemberg massiv verschlechtern.

Gymnasien: Wer flexibel ist, hat bessere Chancen

Zum Schuljahr 2022/2023 bewarben sich 2.233 Gymnasiallehrkräfte (796 Neu- und 1.437 Altbewerber*innen) für den Schuldienst. Diesen stehen in diesem Jahr etwa 1.000 Stellen bei verschiedenen Verfahren für Gymnasiallehrkräfte (einschließlich 245 für Gemeinschaftsschulen) gegenüber. Darüber hinaus werden auch einige Stellen für Gymnasiallehrkräfte an beruflichen Schulen angeboten. Mit dabei sind 118 so genannte „Mittelstellen“, bei denen Lehrkräfte als Tarifbeschäftigte eingestellt werden. Sie erhalten eine Übernahmegarantie ins Beamtenverhältnis zum Schuljahr 2023/2024, sofern die beamtenrechtlichen Voraussetzungen vorliegen.

Da, wie in den Jahren zuvor, nicht alle Dienstanfänger*innen mit einem vollen Deputat beginnen, liegt die Zahl der Personen, die eine Stelle erhalten, etwas höher. Ein kleiner Teil der Stellen des gesamten Kontingents kann im Härtefall- und im Schwerbehindertenverfahren vergeben werden.

Die Chance, eine Stelle zu bekommen, ist in den vier Regierungspräsidien sehr unterschiedlich. Allein im RP Stuttgart wurden 333 Stellen für Gymnasien freigegeben. Etwas mehr als die Hälfte der Stellen wurden schon in vorgezogenen Sonderausschreibungsverfahren vergeben. 211 Stellen entfielen auf das RP Karlsruhe, 150 auf das RP Freiburg und 63 auf das RP Tübingen.

Auch fachspezifisch gibt es große Unterschiede. Die Fächer Mathematik und Deutsch haben dieselben Stundentafeln und damit einen identischen Bedarf. Allerdings bewerben sich 504 angehende Lehrkräfte mit der Lehrbefähigung für Deutsch, aber nur etwa 131 für Mathematik. Für Geschichte, ein Fach, das nicht in allen Klassenstufen und überwiegend nur zweistündig unterrichtet wird, gibt es 458 Bewerber*innen. Dagegen bleiben vornehmlich in den Fächern Bildende Kunst, Physik und Mathematik einige Stellen unbesetzt.

Viele junge Lehrkräfte bewerben sich regional nur sehr eingeschränkt. So stimmen die regionalen Bedarfe nicht mit den Bewerbungen überein. Um ein Einstellungsangebot zu erhalten, ist also die räumliche Flexibilität der Bewerber*innen wichtiger als eine gute Leistungsziffer.

Auch steigen die Chancen deutlich für diejenigen, die bereit sind, an einer anderen Schulart als dem Gymnasium eingesetzt zu werden. Um dem akuten Mangel in den Grundschulen, aber auch in der Sekundarstufe I anderer Schularten entgegenzuwirken, machte das Ministerium den Bewerber*innen mit Lehramt Gymnasium auch in diesem Jahr zwei Angebote:

  • Zum einen kann eine zusätzliche Laufbahnbefähigung als Grundschullehrkraft erworben werden. Nach Bestehen der Qualifikation im Arbeitnehmerverhältnis und einem insgesamt vierjährigen Verbleib im Grundschulbereich, erhalten die Lehrkräfte eine Übernahmegarantie für das gymnasiale Lehramt.
  • Zum anderen kann eine zusätzliche Laufbahnbefähigung für das Sek-I-Lehramt an Hauptschulen, Werkrealschulen, Realschulen und Gemeinschaftsschulen erworben werden. Hier gibt es keine Übernahmegarantie ins gymnasiale Lehramt.

Erfreulicherweise konnten etwa zehn seit mehreren Jahren befristet beschäftigte Nichterfüller*innen entfristet werden, das heißt sie erhalten eine unbefristete Einstellung und werden in den Sommerferien bezahlt.

Insgesamt betrachtet hat sich die Einstellungssituation für Gymnasiallehrkräfte im Vergleich zu den letzten Jahren insofern entspannt, dass es über alle Verfahren und Schularten hinweg mehr Einstellungsangebote als Neubewerber*innen gibt. Dies kann in den nächsten Jahren zu einem Bewerber*innen-Mangel führen. In den Fächern Bildende Kunst, Mathematik und naturwissenschaftlichen Fächern fehlen jetzt schon Lehrkräfte.

Berufliche Schulen: Bewerber*innenlage spitzt sich zu

An den Beruflichen Schulen (BS) stehen für die Einstellungsrunde 1.265 Deputate zu Verfügung – 1.045 davon für Wissenschaftliche Lehrkräfte (WL) und 22 für Technische Lehrkräfte (TL). Aufgrund der zurückgehenden Schüler*innenzahlen baut das KM 130 Stellen ab, die intern umgeschichtet werden. Im Gegenzug erhalten die BS 64 Deputate, die allerdings zweckgebunden sind: 15 für Inklusion und 49 für die Entlastung von Schulleitungen und für die Erzieher*innenausbildung.

Technische Lehrkräfte werden in aller Regel über den Direkteinstieg eingestellt. Hier konnten bislang 91 Lehrkräfte gewonnen werden, davon 60 im Gewerbe. Damit können aufgrund des Teilzeitfaktors 88,5 Deputate besetzt werden.

Die kritische Lage im wissenschaftlichen Bereich hat sich weiter verschärft. Die Zahl der Laufbahnbewerber*innen (Vorbereitungsdienst Berufliche Schulen) hat erstmals die Marke von 400 Personen unterschritten (321 Neu- und 72 Altbewerber*innen). Insgesamt konnten bis zur Auswahlsitzung 342 Laufbahnbewerber*innen gewonnen werden. Bei den Neubewerber*innen ergibt sich damit eine Einstellungsquote von circa 95 Prozent. Damit konnten circa 276 Deputate besetzt werden.

Ein Kommentar von Monika Stein, GEW-Landesvorsitzende

„Die Versorgung der Schulen mit Lehrkräften wird im kommenden Schuljahr fast überall noch deutlich schlechter. Je nach Schulart und Standort müssen wir mit dramatischen Versorgungslücken rechnen. ‚Gut‘ versorgt ist nur noch die sogenannte Rheinschiene. Die Gymnasien sind die einzigen Schulen, an denen die freien Stellen weitgehend besetzt werden können. Die Landesregierung versagt von Jahr zu Jahr offensichtlicher darin, die Versorgung der Schulen mit qualifizierten Lehrkräften sicherzustellen.

An den SBBZ und in der Inklusion ist der Lehrkräftemangel zum Verzweifeln. Es ist eine Schande, wie das Land Baden-Württemberg mit dem Bildungsanspruch von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen umgeht – egal ob am SBBZ oder in der Inklusion. Aber auch in den Grundschulen verschärft sich der Mangel noch einmal deutlich. Das gefährdet besonders den Bildungserfolg der Kinder, die aus bildungsfernen Familien kommen und der Kinder, die keine guten Startchancen haben. Die Lehrkräfte in diesen Schularten sind überlastet. Und sie erleben die Folgen der dauerhaft mangelhaften Ausstattung der Schulen auf ihre Kinder und Jugendlichen hautnah mit.

Auch die Schulen der Sekundarstufe I sind oft unterversorgt. Eine Versorgung mit 100 Prozent Lehrkräften erreichen die Schulen meist nicht. Besser und notwendig wären 108 Prozent, damit Fortbildungen, Klassenfahrten oder kranke Kolleg*innen aufgefangen werden können, ohne dass Unterricht ausfällt.

In den Gymnasien ist die Ausstattung mit Lehrkräften zum Glück wesentlich besser. Es gibt sogar viele Lehrkräfte mit gymnasialer Ausbildung, die vergeblich auf eine Stelle warten. Aber auch bei den Gymnasien gibt es Mangelfächer und -regionen. Besonders im Raum Stuttgart wird es schwieriger, alle Stellen zu besetzen. Vor allem für die Fächer Physik und Kunst gibt es nur wenig Bewerber*innen.

Bei der Lehrkräfteeinstellung Berufliche Schulen spitzt sich die Bewerber*innenlage weiter zu. Bei den wissenschaftlichen Lehrkräften gehen die Zahlen für den Vorbereitungsdienst zurück. Die sich abzeichnende Verschärfung des Fachkräftemangels kann und darf aber nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden. Notwendig ist deshalb eine Debatte über die Frage, was Berufliche Schulen in den kommenden zehn Jahren leisten können und leisten sollen.

Insgesamt geht es nicht mehr um Engpässe. Der Bildungsstandort Baden-Württemberg ist beschädigt. Die Landesregierung muss endlich gegensteuern. Sonst leiden eine ganze Generation von Schüler*innen und die Lehrkräfte darunter. Die Landesregierung muss auch dafür sorgen, dass die Schulen im ganzen Land gut versorgt werden. Bei den derzeitigen Unterschieden in der Ausstattung mit Lehrkräften kann von gleichwertigen Bildungschancen nicht mehr die Rede sein.

Seit elf Jahren führen die Grünen in Baden-Württemberg die Regierung unter Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Eine Partei, die für eine inklusive Gesellschaft und für das richtige Prinzip ‚Auf den Anfang kommt es an‘ steht. Wie es nach elf Jahren grün-roter beziehungsweise grün-schwarzer Bildungspolitik zu dieser Lage kommen kann, verstehe ich nicht.

Geld für Bildung investieren

Die Haushaltsberatungen für den nächsten Doppelhaushalt des Landes haben begonnen. Bildung soll einer der Schwerpunkte sein, die mehr Geld bekommen sollen. Das ist richtig. Aber ob die Landesregierung genug Geld für die Bildung investieren wird? Ich zweifle noch daran.

Das notwendige Geld ist aber nur das eine. Neben Geld geht es um die richtigen Entscheidungen gegen den Lehrkräftemangel. Ein gut gemeinter Brief von Ministerpräsident Kretschmann und Kultusministerin Schopper an die Schulleitungen und Lehrkräfte mit der inständigen Bitte um Mehrarbeit zeigt eine erschreckende Hilfs- und Ideenlosigkeit der Landesregierung. Und das mangelnde Wissen um die Belastung vieler Kolleg*innen. Es fehlen die richtigen Maßnahmen. Seit 2018 liegen dem Kultusministerium umfangreiche Vorschläge der GEW zur Lehrkräftegewinnung vor. Davon wurde bisher kaum etwas umgesetzt. Wir bieten der Landesregierung regelmäßig an, mit ihnen über die Umsetzung dieser Vorschläge zu sprechen. Bisher ohne Erfolg.

Was schnell helfen würde:

  • Bezahlung statt Entlassung von Beschäftigten über die Sommerferien, wenn sie im September gebraucht werden.
  • Deutlich mehr Studienplätze in allen Mangelbereichen.
  • Mehr Anreize, um in Mangelregionen eine Stelle anzunehmen.
  • Eine deutlich höhere Altersermäßigung, damit weniger Kolleg*innen vorzeitig in den Ruhestand gehen müssen.
  • Qualifizierungsangebote für die Kolleg*innen, die als nicht ausgebildete Lehrkräfte seit Jahren in den Schulen arbeiten.
  • A 13 beziehungsweise E 13 für Grund-, Haupt- und Werkrealschullehrkräfte.
  • Attraktive Angebote für Menschen mit anderen Lehramtsausbildungen oder affinen Studiengängen.

Sie können sicher sein: Die GEW setzt sich weiterhin mit aller Kraft für gute Bildung in Baden-Württemberg ein. Dafür brauchen die Schulen genug Lehrkräfte.“

Traditionell werden an den BS auch Bewerber*innen aus dem allgemeinbildenden Bereich eingestellt. Gewonnen werden konnten 195 Gymnasialbewerber*innen, vier mit Lehramt Sekundarstufe I und zwei Sonderpädagogen. Damit konnten 151 Deputate besetzt werden. Allerdings gehen auch die Bewerber*innenzahlen aus dem gymnasialen Bereich seit einigen Jahren zurück. Mittlerweile gibt es bereits Schwierigkeiten, gymnasiale Bewerber*innen in den Fächern Deutsch und Englisch für die Beruflichen Schulen zu gewinnen.

Bislang konnten 144 Direkteinsteiger*innen gewonnen werden, diese Zahl hat sich damit gegenüber dem Vorjahr leicht erhöht.

Insgesamt konnten bis zur Auswahlsitzung rund 580 Deputate mit wissenschaftlichen Lehrkräften besetzt werden. Die restlichen Stellen werden im Nachrückverfahren bis in den September hinein ausgeschrieben. Darüber hinaus versucht man über Deputatsaufstockungen zusätzliche Unterrichtsstunden zu gewinnen. Stellen, für die keine Fachbewerber*innen gefunden werden, können in befristete Verträge umgewandelt werden. Auf diesem Wege können Stellen, die für Lehrkräfte mit dringend benötigten Mangelfächern gebraucht werden, für ein Schuljahr besetzt werden, ohne sie dauerhaft zu blockieren.

Insgesamt wird es 2022 noch einmal eine gute Einstellungsrunde in den Beruflichen Schulen geben. Ob dies aber in den folgenden Jahren so bleiben wird, ist mehr als fraglich.

Derzeit ist völlig unklar, wie sich die wirtschaftliche und damit die finanzielle Situation des Landes entwickeln wird. Klar ist, dass an den BS die Schüler*innenzahlen weiter sinken werden, während sie mittlerweile an den Grundschulen wieder steigen. Das KM hat dieses Jahr erstmals wieder die sogenannte „demographische Rendite“ abgeschöpft. Es ist deshalb zu befürchten, dass das KM in den kommenden Jahren weiter Stellen aus den BS in andere Bereiche verlagern wird. Die GEW kritisiert dies nachdrücklich. Diese Stellen sollten an den BS bleiben, um dort notwendige Bedarfe abzudecken, zum Beispiel den Abbau der Überstundenbugwelle von fast 2.000 Deputaten oder die Angleichung der Oberstufenformel der Beruflichen an die der allgemeinbildenden Gymnasien.

Viel gravierender dürfte sich aber der demographisch bedingte Fachkräftemangel, der mittlerweile ein gesamtwirtschaftliches Problem ist, auswirken. In den kommenden Jahren gehen die sogenannten „Baby-Boomer“ in den Ruhestand. Gleichzeitig verlassen die geburtenschwachen Jahrgänge das Schulsystem, so dass die Bewerber*innensituation perspektivisch eher schwieriger wird. Die Verschärfung des Fachkräftemangels kann und darf aber nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden. Eine Schule und ein Schulsystem können auf Dauer nur das leisten, wofür auch das Personal vorhanden ist. Die Methode der Politik, immer wieder neue und zusätzliche Aufgaben zu definieren, ohne zu klären, woher das Personal dafür kommt, geht so nicht weiter.

Notwendig ist deshalb eine Debatte über die Frage, was Berufliche Schulen in den kommenden zehn Jahren leisten können und leisten sollen. Hier stehen das Kultusministerium und der Landtag in der Pflicht, entsprechende Vorschläge zu entwickeln.

Kontakt
Maria Jeggle
Redakteurin b&w
Telefon:  0711 21030-36