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Stellungsnahme / Pressemitteilung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Südwürttemberg

zur Situation der Lehrkräfte an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ)

 

Wegen des Auftretens mutierter Corona-Virusmutanten ordnete die Landesregierung nun die weitere Schließung der KItas und Grundschulen an. Es findet also nach wie vor an keiner Schule Präsenzunterricht statt – mit Ausnahme der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren für geistige und körperlich-motorische Entwicklung (SBBZ GENT und KMENT). Diese waren gehalten, bereits direkt nach den Weihnachtsferien wieder zu öffnen. Das Argument der Landesregierung, dass Schülerinnen und Schüler dieser Schularten nicht oder nur erschwert am Fernunterricht teilnehmen können, rechtfertigt es aus Sicht der GEW-Bezirksvorsitzenden (Team) Martina Jenter-Zimmermann und Heidi Drews nicht, die Fürsorgepflicht als Arbeitgeber dieser Beschäftigtengruppe gegenüber sträflich zu vernachlässigen.

"Die Lehrkräfte an den SBBZ sind verständlicherweise fassungslos und verärgert über diese logisch nicht begründbare Sonderbehandlung durch ihren Arbeitgeber, die jegliche Wertschätzung ihnen gegenüber vermissen lässt", stellen Drews und Jenter-Zimmermann fest. Die Kolleginnen und Kollegen fühlten sich nicht ernst genommen und fragten sich, ob die Regelungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes für sie nicht gelten würden, so Jenter-Zimmermann. Es sei absolut unverständlich, warum ausgerechnet an den SBBZ die Gefahr durch die neuen Virusvarianten offensichtlich für die politischen Entscheidungsträger keine Rolle spielten. "Gerade im Bereich der SBBZ lassen sich die AHA-Regeln nur schwer oder gar nicht umsetzen, da die Kinder häufig damit überfordert sind", beschreibt Heidi Drews das Problem. Es gebe immer noch keine verlässliche Datenlage zur Infektiosität von Kindern und Jugendlichen. Da nachweislich Infektionen in den Schulen stattfänden, gebe es kein Argument, ausgerechnet die SBBZ offen zu halten, ohne damit den Lockdown in den anderen gesellschaftlichen Bereichen und an den anderen Schularten ad absurdum zu führen, sind sich Jenter-Zimmermann und Drews einig.

Martina Jenter-Zimmermann sieht die Lehrkräfte in einem Dilemma. Sie hätten einerseits Angst vor Ansteckung und fühlten sich mit der Frage, wie sie sich selbst und ihre Familien schützen könnten, allein gelassen. Andererseits wollten sie aus ihrem professionellen Selbstverständnis heraus den Kindern und Jugendlichen gerecht werden und diese unterrichten. Die GEW fordere daher Konzepte, die dem Infektionsschutz der Beschäftigten dieselbe Bedeutung beimessen wie der Beschulung der Kinder und Jugendlichen. Zu bedenken sei zudem, dass viele Kinder am SBBZ selbst zur vulnerablen Gruppe gehörten.

Die GEW setze sich für Schulöffnungen ein, wenn der Infektionsschutz für die Schülerinnen und Schüler und für die Beschäftigten in den Schulen, Schulkindergärten und Kitas gewährleistet sei, so Jenter-Zimmermann und Drews. Momentan sei dies leider noch immer nicht der Fall.

Dringend erforderlich sei eine ausreichende personelle Versorgung, um so kleine Gruppen zu ermöglichen, dass die Einhaltung des Mindestabstands möglich sei. Eine umfassende Ausstattung aller Einrichtungen mit Schutzausrüstung und Luftfiltern, um ein Höchstmaß an Infektionsschutz zu ermöglichen. Die Organisation der Fahrdienste mit genügend Fahrzeugen und Personal, um eine Beförderungssituation zu ermöglichen, in der möglichst Infektionen verhindert werden. Den Schulen sollte es ermöglicht werden, in eigener Verantwortung intelligente Wechselmodelle anzubieten, zum Beispiel Halbtagsunterricht, tageweiser Wechsel zwischen Präsenzunterricht und selbstständigem Lernen zu Hause.

Angesichts des deutlich erhöhten Ansteckungsrisikos an den SBBZ GENT und KMENT müssten die Beschäftigten dort das Recht haben, sich ab sofort gegen Covid-19 impfen zu lassen, genauso wie Personal, das in stationären Pflegeeinrichtungen tätig ist. 

Martina Jenter-Zimmermann
Vorsitzende GEW Südwürttemberg (Team)

Heidi Drews
Vorsitzende GEW Südwürttemberg (Team)