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Grundschulen in der Kritik?

Ernüchterung: Baden-Württemberg ist auch bei den Grundschulen nicht mehr Spitze.

Leserbrief von Margit Wohner
Vorsitzende
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Kreis Ostwürttemberg

Was Frau Dr. Eisenmann und ihre Kolleg/innen nicht sagen: Die Lehrkräfte an der Grundschule haben  unter den wissenschaftlichen Lehrkräften die kürzeste Studienzeit, das höchste Deputat, zusammen mit den Lehrkräften an den Werkreal- und Gemeinschaftsschulen die schlechteste Bezahlung, dafür aber die heterogensten Klassenzusammensetzungen und werden bei  der Bewältigung ihrer Aufgaben ziemlich alleine gelassen.

Die Einstellungsquote lag im letzten Jahrzehnt unter 50% und die Kapazitäten der PHen wurden nicht ausgebaut. Für die Lehrämter Primarstufe und Sonderpädagogik gibt es einen Numerus Clausus. Stattdessen sind befristete Verträge für nicht wenige Lehrkräfte immer noch die Regel und nun sollen auch arbeitslose Gymnasiallehrer an der Grundschule aushelfen - nur dass sie leider keinerlei Ausbildung in Grundschuldidaktik besitzen. Qualität sieht anders aus.

Fortbildung erhält die Mehrzahl der Lehrkräfte aus dritter Hand, statt dass man die PHen und Seminare konsequent  einbeziehen würde.  Das 2-Pädagogen-Prinzip, eine Bedingung für den Erfolg von Inklusion, wird nicht umgesetzt. Grund: Ist zu teuer und zudem gibt es einen Mangel an ausgebildeten Sonderpädagogen, der übrigens auch schon seit Jahrzehnten besteht!

Frau Dr. Eisenmann  und die CDU möchten den Ganztag „in seiner Breite“ stärken und dem „Willen der Eltern“ nach mehr Flexibilität  Rechnung tragen. Deshalb wird es keine verbindliche, rhythmisierte Ganztagesschule mit pädagogischem Konzept und qualifizierten Lehrkräften für alle Kinder geben, sondern lediglich Betreuungsangebote. Diese Art von Ganztagesschule wäre aber notwendig, um die vorhandenen Herausforderungen anzugehen und würde Schulleitungen und Lehrkräfte von unnötigen organisatorischen Aufgaben entlasten. Abgesehen davon ist die Separation von Kindern an dieser Stelle unter pädagogischen Gesichtspunkten (wer muss dableiben,  wer darf nach Hause gehen) ebenfalls fragwürdig.

Und es bräuchte deutlich mehr Schulpsychologen, Sozialarbeiter/innen und Erzieher/innen. Vielleicht könnten Kinder dann wieder besser zuhören,  mehr Sprach- und Mathekompetenz erwerben und wo nötig auch die Sprache leichter erlernen. Das verursacht Kosten, sowohl im Hinblick auf das Personal als auch in Bezug auf die Gestaltung und Ausstattung von Schulgebäuden. Ständiges Umschichten von Stunden und Stellen (s. Abschaffung Fremdsprache in Klasse 1 und 2) sowie Draufsatteln helfen hier nicht weiter.

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