Pressemitteilung vom 26.07.21: Hardtschule, GEW fordert ein Jahr mehr
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW Ostwürttemberg und Schwäbisch Gmünd fordert einen Aufschub der Schulbezirksänderung für Bettringen und das Hardt um ein Jahr. Mit dieser Stellungnahme reagiert die Gewerkschaft auf den Beschluss des Gemeinderates vom vergangenen Mittwoch, Bettringen Nordwest vom Herbst 2023 der Uhlandschule zuzuordnen. Beide Verbände pochen auf eine Aufwertung der Schule.„Die schnelle Entscheidung verwundert mich. Der Gemeinderat hätte der Bitte der Schulleiterin nachkommen müssen“, sagt Volker Spellenberg, der GEW- Co-Kreisvorsitzende. Die Schulbezirksänderung müsse noch um ein zusätzliches Jahr verschoben werden, sagt er. Es müsse alles versucht werden, die Zweizügigkeit der Grundschule Hardt zu erhalten. Man müsse die zunehmende Spaltung der Gesellschaft aufhalten und schon im Grundschulbereich verstärkt darauf achten, dass man als Gesellschaft zusammenwachse.Für das Anliegen der Bettringer habe man Verständnis, aber für die „in Teilen diskriminierenden Ausgangsmotive“ dürfe in einem weltoffenen Gmünd kein Raum sein. „Es geht um die Zukunfts- und Bildungschancen unserer Kinder. In einer Klasse mit 15 oder 16 Kindern lassen sich mögliche Sprachdefizite besser aufarbeiten als in Klassen mit bis zu 28 Kindern. Auch die individuelle Betreuung von Kindern und Familien kann auf einem ganz anderen Niveau stattfinden“, sagt Michael Deusch, Vorsitzender Junge GEW Ostwürttemberg. Es sei eine Frage der Solidarität, den Kindern und der Lehrerschaft der Grundschule dieses Jahr zu geben, findet Birgit Kern, Gmünder Co-Ortsverbandsvorsitzende. Und: „Im bunten und spannenden Umfeld der Hardtschule lernen die Kinder viel fürs Leben in einer offenen Gesellschaft.“Die Gewerkschafter sind sich zudem einig, dass eine bauliche Aufwertung der Grundschule Hardt in den nächsten Jahren nötig wird. An der Grundschule Hardt werde tolle pädagogische Arbeit geleistet, so sei die Schule beispielsweise als Kulturschule des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet worden, schreiben sie in ihrer Pressemitteilung. Langfristig brauche es solche erfolgreichen Schulen, um dem „negativen Trend der steigenden Anzahl von Privatschulen auch im Gmünder Raum entgegenzuwirken“.
Pressemitteilung vom 18.02.21
Bildungspolitischer Spaziergang: GEW Schwäbisch Gmünd im Gespräch mit Sascha Binder und Jakob Unrath.
SPD-Generalsekretär Sascha Binder, MdL, und SPD-Landtagskandidat Jakob Unrath trafen sich mit Vertretern der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Hrisanti Walter (GEW-Ortsverbandsvorsitzende Schwäbisch Gmünd) und Alexander Rube (GEW-Kreisvorsitzender Ostwürttemberg) berichteten von den aktuellen Problemen bei Schulen und Kitas.
Obwohl am Montag Schulen und Kitas teilweise öffnen sollen, bemängelte Walter, dass ein Großteil der Entscheidungen und Verantwortlichkeiten wieder auf die Schul- und Kita-Leitungen vor Ort abgewälzt würden. In Ermangelung einer zuverlässig funktionierenden Bildungsplattform waren viele Schule gezwungen eigene digitale Lösungen zu finden. Hier hätte man sich mehr Unterstützung und Verantwortungsübernahme durch das Kultusministerium gewünscht, so Rube. Der anstehende Wechselunterricht wurde von allen begrüßt. Allerdings brauche es hierfür zusätzliche Ressourcen an Schulen, um der enormen Belastung, die durch die Gleichzeitigkeit von Präsenz- und Onlineunterricht bei paralleler Notbetreuung entsteht, gerecht zu werden. „Wir haben einen dringenden Personalbedarf an allen Schularten“, betonte Rube. Dennoch bekamen zum Ende des letzten Schuljahrs etwa 1.300 gut ausgebildetet gymnasiale Junglehrer*innen nach ihrem Referendariat keine Stelle. Besonders dramatisch sei es, dass gleichzeitig an Grundschulen zahlreiche Stellen nicht besetzt werden können, da Grundschullehrkräfte fehlen. Alle Beteiligten bemängelten, dass die Landesregierung nicht rechtzeitig mehr Studienplätze an den Pädagogischen Hochschulen geschaffen habe. Walter betonte, wie wichtig es sei, die Studiendauer sowie die Bezahlung im Grundschulbereich endlich an die der anderen Schularten anzupassen. Dieser Schritt sei nicht nur gerechtfertigt, sondern auch notwendig, um die frisch ausgebildeten Grundschullehrkräfte im Land zu halten. Denn immer mehr Bundsländer haben diese Anpassung bereits vollzogen, ergänzte Unrath. Binder und Rube zeigten Unverständnis darüber, dass die Kultusministerin einerseits bei der Öffnung der Schulen und Kitas das Wohl der Kinder stets betone, andererseits gleichzeitig monatelang Bundesmittel zum Ausbau des Ganztagesangebots blockiert habe. Einig waren sich alle Beteiligten, dass durch Corona-Pandemie bei vielen Kindern Lernrückstände entstanden sind. Ein gebundenes und rhythmisiertes Ganztagsangebot könne hier Abhilfe schaffen. Dadurch würden Schule und Bildung den Stellenwert erhalten, der ihnen zukommt. Die von Eisenmann propagierte „Betreuung“ genüge diesem nicht, so Binder. „Chancengerechtigkeit muss wieder in den Fokus der Bildungspolitik“, betonte Unrath. Die Heterogenität habe an allen Schularten zugenommen. Nur mit einem Ausbau der Schulsozialarbeit, der Schulpsychologie und der Pädagogischen Assistent*innen sowie einer qualifizierten Fortbildung könne man den wachsenden Anforderungen gerecht werden, so Unrath weiter. Die derzeitige Vielgliedrigkeit des Schulsystems führe zu einer Konkurrenzsituation zwischen den einzelnen Schularten und mache das Schulsystem unübersichtlich. Verstärkt werde dies durch die zunehmende Zahl von Privatschulen. Nur mit einer solidarischen und nachhaltigen Bildungspolitik, die alle Kinder mitnimmt, könne man den großen Herausforderungen gerecht werden, waren sich alle am Ende des bildungspolitischen Spaziergangs einig.
Pressemitteilung vom 20.01.2021
Das Vorgehen der Landesregierung im Bildungsbereich war Hauptthema der letzten Vorstandssitzung der GEW Ostwürttemberg. Dabei wurden mehrere Missstände offenbar.
Der aktuell unklare und sprunghafte Kurs des Kultusministeriums beschäftigte die Mitglieder des Kreisvorstand der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) in ihrer letzten digitalen Sitzung. Groß war der Unmut über das aktuelle Krisenmanagement von Kultusministerin Susanne Eisenmann. Die unklaren und teils widersprüchlichen Vorgaben lassen weder eine mittel- geschweige denn eine langfristige Strategie für Schulen und Kitas erkennen.
Der Streit zwischen Frau Eisenmann und Ministerpräsident Winfried Kretschmann sorgte für Unsicherheit bei allen Beteiligten und führte zu zahlreichen Nachtschichten bei den Schul- und Kita-Leitungen. Pläne wurden gemacht und mussten wieder über den Haufen geworfen werden, kritisierte GEW Kreisvorsitzender Volker Spellenberg. Am ersten digitalen Schultag im Jahr 2021 folgte an zahlreichen Schulen das digitale Unterrichtschaos, was sowohl die Schülerschaft als auch Lehrerschaft stark belastete. Die Serverkapazitäten waren vom Kultusministerium zu gering konzipiert. Erst im Laufe der Woche konnte sich die digitale Lernplattform stabilisiert.
Inzwischen wurden im Land zum Teil Sonderschulen (SBBZ für geistige und körperlich-motorische Entwicklung) trotz verschärften Lockdowns wieder geöffnet. Die Mitglieder des Vorstands sehen zwar den besonderen Betreuungsbedarf, allerdings werden die Schulen vor Ort in vielen Bereichen nicht ausreichend unterstützt. Das Ministerium werde seiner Verantwortung nicht gerecht, stellt Co-Kreisvorsitzender Simon Davis fest. „Vor Ort fehlen häufig die notwendigen Ressourcen, um eine angemessene Sicherheit sicherzustellen. Es gibt nicht einmal genügend zertifizierte FFP2-Masken für alle Beteiligten“, so Davis.
Ein weiterer Missstand zeigte sich an allen Schularten beim Umgang mit den Abschlussklassen. In der aktuellen Situation wurden Prüfungen in Präsenz verlangt und die Schulleitungen sollen vor Ort entscheiden, inwiefern prüfungsrelevanter Präsenzunterricht notwendig sei. Die Verantwortung wird wieder einmal den einzelnen Schulen zugeschoben. Den Unmut von Eltern, Schülerschaft und Lehrkräften muss die örtliche Schulleitung aushalten, so Spellenberg.
Insbesondere betrifft dies die Gymnasien. In den letzten beiden Schuljahren müssen halbjährig Zeugnisse erstellt werden, deren Noten ins Abitur einfließen. Zu Schulbeginn hielt das Ministerium an der vorgeschriebenen Anzahl der Klausuren fest, was Klausuren in Präsenz für die Gymnasien bedeutete. Anderthalb Wochen nach Schulbeginn gab es dann Anweisungen, dass von der ursprünglichen Anzahl der Klausuren abgewichen werden darf. Für die meisten Schulen kommt diese Entscheidung planerisch reichlich spät. Inzwischen verzichtbare Klausuren sind bereits geschrieben oder stehen so kurzfristig an, dass ein Ausfall den Schülerinnen und Schülern nicht mehr zumutbar sei, so Co-Vorsitzender Alexander Rube. Was Präsenzklausuren für die Aufbaugymnasien mit Internat und die anderen Internatsschulen im Land bedeutet – Öffnung des Internatsbetriebs – widerspricht jeglicher Zielsetzung des aktuell verschärften Lockdowns, waren sich die Mitglieder des Vorstands einig.
Zuletzt fehlt dem Kultusministerium auch ein Konzept für die Zeit nach Corona. Zahlreiche Lehrkräfte und die Mehrheit der Schülerschaft engagieren sich mit viel Elan und Kreativität erfolgreich im Fernunterricht. Viele Schulen haben gute Konzepte entwickelt. Dennoch sind inzwischen bei einer großen Zahl von Schülerinnen und Schüler Lernrückstände zu erkennen, wie eine aktuelle Forsa-Umfrage schon jetzt zeigt. Hier braucht es eine langfristige Strategie. Freiwillige 14-tägige „Lernbrücken“ wie zum Ende der letzten Sommerferien vom Kultusministerium angeordnet sind keine ausreichende Antwort. Wichtig wäre in diesem Zusammenhang eine zeitnahe Entscheidung darüber, dass sich die freiwillige Wiederholung einer Klasse im nächsten Schuljahr nicht negativ für die Schüler auswirkt. Vor allem aber benötigt es mehr Personal an den Schulen. Es braucht fest verankerte und verpflichtende Förderstunden, besonders an den Grundschulen, kleinere Klassen, den verstärkten Einsatz von Sozialarbeitern sowie eine zeitgemäße digitale Ausstattung aller Beteiligten. All das kostet Geld, ist aber mindestens genauso wichtig wie die finanzielle Unterstützung der Wirtschaft, waren sich die Mitglieder des Vorstands einig.
Pressemitteilung vom 02.11.2020
Schulen und Kitas brauchen mehr Unterstützung
Rückfragen an: Michael Deusch (Presse GEW-Ostwürttemberg)
Der Kreisvorstand der GEW hat sich mit der aktuellen Situation im Ostalbkreis und Kreis Heidenheim beschäftigt. In der Telefonkonferenz standen der Schutz der Beschäftigten, die personelle Versorgung der Schulen und Kitas und die Debatte zur Schulbezirksänderung der Gmünder Hardtschule im Zentrum.
Das Kultusministerium lässt die Beschäftigten allein:
Die Beschäftigten an Schulen und Kitas setzten ihre Gesundheit ein, um das gesellschaftliche Ziel offener Schulen und Kitas zu ermöglichen. „Vor Ort in den einzelnen Schulen und Kitas wurden großteils sehr gute Hygienekonzepte erarbeitet“, betont Kreisvorsitzender Volker Spellenberg (HDH). Schul- und Kitaleitungen gingen zurzeit aber an ihre Belastungsgrenzen. Die einzelnen Schulen und Kitas bräuchten dringend eine bessere Unterstützung von Seiten des Kultusministeriums. Die Kurzfristigkeit der Verordnungen und die geringe Rücksprache des Ministeriums mit den Praktikern vor Ort seien ein großes Problem, so Co-Vorsitzender Alexander Rube (AA). „Wenn offene Schulen und Kitas höchste Priorität haben sollen, müssten alle Beteiligten besser geschützt werden“, so Rube. Auf Unverständnis stieß, dass die freiwilligen und kostenlosen Coronatests für Erzieherinnen und Lehrkräfte nur bis 1. November möglich sind. „Es ist völlig inakzeptabel, dass das KM sich weigert, FFP2-Masken für das Personal zur Verfügung zu stellen, auch nicht für älteres Personal“, so Co-Vorsitzender Simon Davis (AA).
Strukturelle Probleme bei der Lehrereinstellung nicht gelöst:
In dieser schwierigen Situation rächt sich die Einstellungspolitik der Landesregierung. Die meisten Schulen und Kitas müssen in der Pandemie mit einer Personaldecke klarkommen, die bereits bei einem normalen Schuljahr auf Kante genäht war. Besonders hart sind aber die Grundschulen betroffen. Dort war bereits im abgelaufenen Schuljahr vielerorts ein Unterricht nur mit erhöhtem Klassenteiler und ausfallenden Pflichtunterricht möglich gewesen, eine äußerst schlechte Ausgangssituation für die aktuelle Corona-Krise. Zum Schuljahr 2020/21 gab es nur rund 1.020 Bewerberinnen und Bewerber auf etwa 1.250 Stellen freie Stellen an den Grundschulen im Land. Die Landesregierung müsse die Attraktivität des Grundschullehramts dringend erhöhen. Notwendig seien mehr Studienplätze und die Angleichung der Besoldung an die anderen Lehrämter. „Auch die Grundschule hat A13 verdient“, fordert Lea Gnosa, Mitglied im GEW-Kreisvorstand. Angesichts der immensen Belastung und Leistung der Schulleitungen sei es auch nicht hinnehmbar, dass die Erhöhung der Leitungszeit auf die Zeit verschoben worden ist, in der es keinen Lehrermangel mehr gibt.
Irritation über eine mögliche Neugliederung des Schulbezirks für die Hardtschule
Der Vorstoß des Bettringer Ortschaftsrats irritierte die Mitglieder des GEW-Kreisvorstands.
Es sei kein Gmünder Phänomen, dass immer wieder auch Eltern von Grundschülern Schulbezirkswechsel beantragen. Die aktuell schwierige Situation der Grundschulen müsste allen Beteiligten bekannt sein. „In der Grundschule lernen alle Kinder gemeinsam. Das ist zwar eine große Herausforderung, aber auch eine Chance für notwendige Integration,“ so Safiyet Brucks, Gmünder Ortsverbandsvorsitzende. Stadtteilarbeit sei wichtig und es sei positiv hervorzuheben, dass Gmünd sich auf diesen Weg begeben habe. Sie sei jedoch nur ein Baustein vom mehreren für die Gmünder Stadtentwicklung, übergeordnete Ziele dürften dabei nicht vernachlässigt werden.