Berufliche Schulen
24.747 Unterrichtsstunden sind ausgefallen – in einer Woche
Die GEW schlägt vor, die Schuldenbremse aufzugeben und mehr in Bildung zu investieren. Alleine um nur den Unterrichtsausfall an Beruflichen Schulen zu vermeiden, wären 1.000 Lehrerstellen und 60 Millionen Euro jährlich nötig.
Die Bildungsgewerkschaft GEW schlägt vor, die Schuldenbremse aufzugeben und mehr in Bildung zu investieren. „Wenn der Unterrichtsausfall nicht gestoppt und dringende pädagogische Reformprojekte nicht finanziert werden können, werden sich die Qualität der allgemeinen und beruflichen Bildung verschlechtern und der Fachkräftemangel verstärken. Das kann sich Baden-Württemberg nicht leisten. Alleine um nur den Unterrichtsausfall an Beruflichen Schulen zu vermeiden, wären 1.000 Lehrerstellen und 60 Millionen Euro jährlich nötig“, sagte Doro Moritz, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, in Stuttgart.
Das Kultusministerium hatte in seiner Erhebung zum Unterrichtsausfall im Februar 2019 festgestellt, dass an den Beruflichen Schulen in einer Woche 24.747 Unterrichtsstunden ausgefallen sind. Dies entspricht rechnerisch etwa 990 Lehrerstellen.
Statt mehr zu investieren, werden an den Schulen Stellen abgebaut. Zum Sommer 2019 wurden an den Beruflichen Schulen insgesamt 1.121 Deputate frei. Etwa 40 werden nicht wieder besetzt, sondern gestrichen. „Das Kultusministerium ignoriert seine eigene Modellrechnung zum Lehrkräftebedarf vom Februar 2019. Dort geht das Ministerium bis 2030 von einem zusätzlichen Bedarf von 930 Stellen aus, darunter 600 Deputate für den Abbau des strukturellen Unterrichtsdefizites und 60 Deputate für den Abbau der Überstundenbugwelle. Der Stellenabbau wird die Unterrichtsversorgung verschärfen. Er wird weiterhin dazu führen, dass an den Schulen Bugwellenstunden zur Sicherung der Unterrichtsversorgung geleistet und dass Klassen geschlossen werden müssen. Tendenziell führt letzteres zu größeren Klassen und schlechterer Qualität“, sagte Moritz.
Die GEW erwartet mehr Maßnahmen, um das Lehramt für Berufliche Schulen attraktiver zu gestalten. An beruflichen Schulen können erneut nur etwa 35 Prozent der freiwerdenden Stellen mit Bewerber/innen aus der eigenen Ausbildung besetzt werden. Es gelingt dem Kultusministerium nicht, das Lehramt für Berufliche Schulen so zu gestalten, dass junge Menschen dieses Lehramt und diese Fächer studieren. Problematisch ist nach wie vor die Bewerberlage bei den berufsbezogenen Fächern „Gewerbe“. Hier konnten bislang 70 Laufbewerber/innen und 62 Direkteinsteiger/innen gewonnen werden. Insgesamt ist das viel zu wenig, um den Bedarf abzudecken.
Seit Oktober 2018 liegen dem Kultusministerium zwölf Vorschläge der GEW zur Gewinnung von Lehrkräften vor. Dazu gehört, Lehrkräfte mit Studium „Deutsch als Zweitsprache“ nach Weiterqualifizierung unbefristet einzustellen. Der Bedarf wird angesichts des hohen Anteils von Kindern mit Migrationshintergrund insbesondere an Beruflichen Schulen erhalten bleiben.