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Bildungspolitik: Zurück ins letzte Jahrtausend?

GEW: „Eigentlich fehlt nur noch die Forderung nach Einführung der Prügelstrafe“

Die Bildungsgewerkschaft nennt die Vorschläge der CDU zur Bildungspolitik „überholte Ideen aus dem letzten Jahrtausend“. „Eigentlich fehlt in diesem Bauchladen der schwarzen Pädagogik nur noch die Forderung nach Einführung der Prügelstrafe“, sagte am Freitag (12.01.) in Stuttgart Doro Moritz, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

Die GEW erwartet mit Blick auf die geplante Schöntaler Erklärung der CDU ein Machtwort des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann zur Bildungspolitik. „Die CDU zeigt mit ihren Forderungen nach Frontalunterricht, Vergleichstests in den Grundschulen, zu Schönschreiben oder nach Noten in Gemeinschaftsschulen, dass sie keine Ahnung vom Alltag in den Klassenzimmern hat, ignoriert den Rat von Experten und missachtet den Koalitionsvertrag. Statt Ideen aus der Mottenkiste brauchen die Schulen echte Unterstützung und keine Stammtischparolen“, sagte Moritz.

Die Forderung nach einer Anwesenheitspflicht für Lehrer an Schulen und Unterricht „im Sinne der 41-Stunden-Woche“ nennt die GEW-Chefin absurd. „Wer so etwas schreibt, hat schon lange keine Schule mehr von innen gesehen. Das Kultusministerium will 30 Jahre, nachdem die erste E-Mail versandt wurde, jetzt erstmals Lehrkräfte mit einer dienstlichen E-Mail-Adresse ausstatten, die meisten Lehrer/innen haben im Lehrerzimmer eine Arbeitsfläche in Größe eines DIN A4-Blatts zur Verfügung und würden sich bei der Unterrichtvorbereitung am Sonntag freuen, wenn sie eine 41-Stunden-Woche hätten. Über solche Forderungen können wir gerne wieder reden, wenn es die Landesregierung geschafft hat, ihre Hausaufgaben zu machen und an allen Schulen vernünftige Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen“, sagte Moritz.

Die GEW weist auch auf die fehlenden Fortbildungsangebote hin. „Die CDU und die Kultusministerin machen sich unglaubwürdig, wenn sie sich auf das Thema Recht-schreibung in der Grundschule fokussieren, aber keine Kapazitäten in der Lehrerfortbildung anbieten“ sagte Moritz. Die Lehrerfortbildungsmittel wurden in den vergangenen Jahren gekürzt, für viele Fortbildungen gibt es mehr Bewerbungen. Zum Beispiel wurden für eine Grundschul-Fortbildung zum Thema „Rechtschreibstrategien“ nur 21 Teilnehmer/innen bei 52 Bewerber/innen zugelassen.

Hospitationen für Landtagsabgeordnete

Die GEW empfiehlt Hospitationen für Landtagsabgeordnete in Schulen. „Vielleicht merken sie dann, dass es für gute Leistungen nicht noch mehr Noten, Vergleichstests etc., sondern mehr Zeit für gute Rückmeldungen der Lehrkräfte braucht. Die Lehrerinnen und Lehrer in den Klassenzimmern fühlen sich im Stich gelassen. Während die Steuereinnahmen wie nie zuvor sprudeln, ist mitten im Schuljahr nicht einmal überall der Pflichtunterricht gesichert, die Vertretungsreserve geht zur Neige und Reformprojekte wie der Ganztagsschulausbau, Inklusion und Ethikunterricht kommen nicht voran“, sagte Moritz.

Schulleitungen melden täglich Unterrichtsausfall

Täglich melden sich bei der GEW Schulleitungen und teilen mit, wie schlecht die Unterrichtsversorgung an vielen Schulen ist und dass gleichzeitig die Aufgaben für die pädagogischen Profis gestiegen sind. „Gute Schule ist derzeit nur mit viel Mehrarbeit möglich. Wer gestalten will, kann nicht auf Kosten der Schüler und Lehrkräfte sparen. Wer Unterrichtsqualität verbessern will, muss zuerst dafür sorgen, dass der Unterricht stattfindet“ sagte Moritz.

Kommentare auf der GEW-facebook-Seite zu den CDU-Plänen:

„Ich bin 71 Jahre und trat im Jahre 1971 meine erste Stelle an - Rolle rückwärts in diesem Tempo ???? - Schlimmer kann Populismus nicht auf den Rücken der Schülerinnen und Schüler, aber auch der Kolleginnen und Kollegen ausgetragen werden - Das ist Polit-Theater aus der untersten Schublade....“

„Die CDU kopiert auch in der Bildungspolitik zunehmend die AfD.“

„Natürlich: Fokus! Leistung! Disziplin! Und im Sport möchte die CDU bestimmt, dass die Jungen und Mädels flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl werden. Auf die Idee, dem Bildungsbereich Budgets zur Verfügung zu stellen, damit auch genug Lehrer zur Verfügung stehen, kommt die CDU nicht.“