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Schuljahr 2024/2025

Die Schule geht los und es fehlen (wieder) Lehrkräfte

Bereits am ersten Schultag müssen sich wieder Schüler*innen und ihre Eltern auf Unterrichtsausfall einstellen. Vor allem an Grundschulen und den SBBZ konnten nicht alle Stellen besetzt werden. Regional gibt es große Unterschiede.

Pressekonferenz im Bürger- und Medienzentrum des Landtags in Stuttgart mit GEW-Landesvorsitzende Monika Stein zum Start des Schuljahres 2024/2025
Pressekonferenz im Bürger- und Medienzentrum des Landtags in Stuttgart mit GEW-Landesvorsitzende Monika Stein zum Start des Schuljahres 2024/2025 (Foto: Virginia Scaldavilla)

Bereits am ersten Schultag am 9. September müssen sich wieder Schüler*innen und ihre Eltern auf Unterrichtsausfall einstellen. Vor allem an Grundschulen und den SBBZ konnten nicht alle Stellen für Lehrkräfte besetzt werden. Regional gibt es große Unterschiede.

Die Bildungsgewerkschaft GEW bezeichnet neben dem Fachkräftemangel den Ganztagsausbau und Demokratiebildung als besonders wichtige Herausforderungen für die baden-württembergische Bildungspolitik.

„Es ist für die Lehrkräfte frustrierend, dass sie auch im nächsten Schuljahr jonglieren müssen, um den Pflichtunterricht einigermaßen sicherzustellen. Gleichzeitig ist nach zu viel Stillstand in den ersten drei Jahren der Wahlperiode etwas Bewegung in die Bildungspolitik von Grünen und CDU gekommen. Wir erwarten im nächsten Jahr einen Schluss-Spurt in dieser Legislaturperiode, damit es bei der Fachkräftegewinnung, Ganztagsausbau, Inklusion und Bildungsgerechtigkeit echte und spürbare Fortschritte für Lehrkräfte, Schüler*innen und Eltern gibt“, sagte Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, vor Journalist*innen in Stuttgart.

Die Bildungsgewerkschaft will erreichen, dass Demokratierziehung in allen Schulen in Baden-Württemberg einen höheren Stellenwert bekommt. „Die Wahlergebnisse von Sonntag aus Thüringen und Sachsen zeigen einmal mehr, dass unsere Demokratie in ernster Gefahr ist. Demokratieerziehung ist ein unerlässlicher Baustein von guter Bildung. Es wird gerne davon gesprochen, dass Kinder zuerst Grundkompetenzen lernen müssen: Schreiben und Rechnen. Für mich gehören die Demokratieerziehung und der selbstverständliche Umgang mit Vielfalt von Anfang an mit dazu“, sagte Stein.

Bei der Lehrer*inneneinstellung gibt es große regionale Unterschiede. Viele der Bewerber*innen bewerben sich nicht landesweit, sondern nur in ihren Wunschregionen. Für Schulen in den Großstädten der sogenannten „Rheinschiene“ gibt es meist genügend Bewerber*innen. In vielen ländlichen Regionen gibt es aber zu wenig Interessent*innen für einen Platz im Klassenzimmer. Besonders an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) und in der Inklusion fehlen immer mehr Lehrer*innen. „An den SBBZ kann der Pflichtunterricht an vielen Schulen nur teilweise stattfinden. Der Wohnort eines Kindes entscheidet über die Bildungschancen ”, sagte Stein. Auch viele Berufliche Schulen, Grundschulen und Schulen der Sekundarstufe I starten ins neue Schuljahr mit zu wenig Personal.

Im Schuljahr 2023/2024 besuchten die etwa 3.529 öffentlichen allgemeinbildenden Schulen in Baden-Württemberg 1.027.000 Schüler*innen. Es gab gegenüber dem Vorjahr einen Zuwachs von 1,5 Prozent. Der größten relativen Zuwachs verzeichnen mit 3,3 Prozent die SBBZ. In der Sekundarstufe stieg die Zahl der Schüler*innen an den Gemeinschaftsschulen mit 1,3 Prozent am stärksten. An 477 privaten Schulen sind es etwa 125.000 Kinder und Jugendliche. Bis mindestens 2033/2034 sollen die Zahlen steigen, dann wird mit 1.234.700 Schüler*innen gerechnet.

An den öffentlichen Beruflichen Schulen waren 2023/2024 landesweit 319.000 Jugendliche und junge Erwachsene in den Klassenzimmern, 0,5 Prozent weniger als im Schuljahr davor. Dort stiegen nur die Zahlen der Schüler*innen im Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf (VAB, einschließlich VABO) um 15 Prozent. Unter den 10.200 Personen sind 8.100 Zuwanderer*innen. Etwa 70.000 Schüler*innen sind an privaten Beruflichen Schulen.

Die Schüler*innenzahlen sollen insgesamt bis 2035/2036 auf 1,624 Millionen ansteigen. Knapp 146.000 Lehrkräfte arbeiten in den gut 4.500 Schulen, davon etwa 120.000 an öffentlichen Schulen.

(Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg)

Die GEW hat im letzten Schuljahr mit 21 Vorschlägen zur Lehrkräftegewinnung auf den Mangel an Pädagog*innen reagiert und macht selbst unter dem Motto „BesterJobderWelt“ Werbung für die Arbeit in Bildungseinrichtungen.

Stein erwartet, dass die Landesregierung sich noch stärker dafür einsetzt, dass junge Menschen Bildungsberufe ergreifen und will als kurzfristige Maßnahme einen Ausbau des Aufbaustudiums Sonderpädagogik erreichen.

„Die Generation Z stellt Arbeitgeber*innen, die bisher dachten, es reiche, mit der Verbeamtung zu winken, vor neue Herausforderungen. 167 Bewerber*innen für das Grundschullehramt hatten ihre Wünsche so eingeschränkt, dass für sie keine Stelle infrage kam“, sagte Stein.

Die GEW erwartet eine schnelle Einigung zwischen Land und den kommunalen Spitzenverbänden über die Ausstattung der Schulen und den Ganztagsausbau. „Statt über absurde Losentscheide über die Zulassung zum Ganztagsprogramm zu diskutieren, brauchen wir eine ausreichende Finanzierung für alle Schulen, die den Ganztag einführen wollen. Das geht nur mit einer anderen Bildungsfinanzierung. Vor einigen Jahren wurden Gewerkschaften wegen ihrer Kritik an der Schuldenbremse belächelt. Inzwischen werben Expert*innen bis hin zu den Wirtschaftsweisen für eine Reform der Schuldenbremse. Ich verstehe nicht, warum sich unsere Landesregierung hier keinen Millimeter bewegt“, sagte Stein.

Kontakt
Matthias Schneider
Landesgeschäftsführer, Pressesprecher
Telefon:  0711 21030-14
Mobil:  0160 4458395
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