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Weltlehrertag

Feste Stellen für Honorarlehrkräfte schaffen

Anlässlich des Weltlehrertags haben Sprachkurslehrkräfte in Stuttgart mit einer symbolischen Aktion auf ihre prekäre Beschäftigungssituation aufmerksam gemacht. Die GEW macht sich dafür stark, die Lehrerinnen und Lehrer fest anzustellen.

Eine Lehrerin gibt Sprachförderunterricht an einer beruflichen Schule.
Foto: © imago

Mit einer symbolischen Aktion machen Lehrkräfte für Deutsch als Fremdsprache heute vor dem Hospitalhof Stuttgart auf ihre prekäre Beschäftigungssituation aufmerksam. Dort findet eine Tagung zum Thema „Integration durch Bildung: Fokus Schule und Ausbildung“ statt.

Vier Sitzgelegenheiten von äußerst unterschiedlichem Komfort: Ein gepolsterter Stuhl, ein normaler Stuhl, ein Klappstuhl – und ein wackeliger Hocker. Doch beim Testen der Sitzgelegenheiten haben nur wenige Passantinnen und Passanten das Glück, den Platz in der „ersten Klasse“ des Lehrerdaseins (Beamte) zu ergattern. Viele müssen auch mit der zweiten (Angestellte) oder dritten Klasse (befristete Verträge) vorlieb nehmen – und manche geraten als Honorarlehrkraft auf den wackligen Hocker: die vierte Klasse.

„Ganz gleich ob für Geflüchtete oder EU-Bürger, für nachgezogene Familienangehörige oder Fachkräfte: Sprachvermittlung und -förderung ist und bleibt eine Daueraufgabe und benötigt daher auch Dauerstellen. Es ist ein Skandal, dass die Honorarlehrkräfte mit einem Hilfsarbeiterlohn abgespeist werden und es kaum feste Stellen gibt“, sagte Doro Moritz, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, in Stuttgart.

Integration funktioniert nicht zum Spartarif

Die GEW macht sich dafür stark, Sprachkurslehrkräfte fest anzustellen. Die Bezahlung solle sich an der Entgeltstufe 11 des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst (TVöD) orientieren. Alternativ könnten Honorarverträge mit 54 Euro pro Stunde angeboten werden.

„Außenstehende halten diesen Betrag oft für zu hoch, weil sie nicht wissen, dass aus dem Honorar unter anderem Sozialversicherungsbeiträge gezahlt und unbezahlte Vorbereitungszeiten, Zeiten der Auftragssuche und Buchhaltung, Ausfallzeiten wie Krankheit, Urlaub und Feiertage von den Lehrkräften finanziert werden müssen“, sagte Moritz.

Derzeit erhalten diese Lehrkräfte meist 35 Euro pro Stunde, zum Teil aber auch weniger.

„Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Wenig bekannt ist, dass die Integrationskurse fast vollständig auf Honorarbasis organisiert sind. Diese Dozentinnen und Dozenten hangeln sich ohne Kündigungsschutz von Vertrag zu Vertrag, erhalten keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und haben keinen Anspruch auf bezahlten Erholungsurlaub“, so die GEW-Chefin.

Anlass der Aktion ist der Weltlehrertag, der jährlich am 5. Oktober stattfindet. Mit diesem Tag wird an die 1966 verabschiedeten „Empfehlungen zum Status von Lehrenden“ der UNESCO sowie an die hohe gesellschaftliche Bedeutung des Lehrberufs erinnert.

Kontakt
Matthias Schneider
Landesgeschäftsführer, Pressesprecher
Telefon:  0711 21030-14
Mobil:  0160 4458395