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Bertelsmann-Studie

Ganztag an Grundschulen – mit welchen Fachkräften?

Der Fachkräftemangel setzt ein großes Fragezeichen hinter den Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz an der Grundschule ab dem Schuljahr 2026/2027. GEW-Landesvorsitzende Monika Stein fordert ein Maßnahmenpaket für bessere Arbeitsbedingungen.

Foto: GEW/Shutterstock
Foto: GEW/Shutterstock

Die Bildungsgewerkschaft GEW setzt sich für ein Maßnahmenpaket ein, um den Arbeitsplatz Kita attraktiver zu machen.

„Warum ist es für junge Menschen nach ihrem Schulabschluss oft attraktiver, sich beim großen mittelständischen Unternehmen 30 Kilometer entfernt zu bewerben statt in der Kita oder Ganztagsgrundschule um die Ecke? Die Verantwortlichen im Land und in den Kommunen sowie den freien Trägern haben es in der Hand, zum Beispiel Kita-Gruppen kleiner zu machen, mehr für den Gesundheitsschutz zu investieren und mehr Vor- und Nachbereitungszeit zu ermöglichen. Wenn ein großer Automobilkonzern sagen würde, dass er seine Produktion wegen Fachkräftemangel einstellen wird, könnte man sich sicher sein, dass am nächsten Tag der Ministerpräsident vor der Tür steht, Unterstützung und einen Strategiedialog anbietet. Wir erwarten eine Kampagne für mehr Qualität in Kitas und Grundschulen von der Landesregierung und den Kita-Trägern. Nur wenn die Arbeitsbedingungen besser werden, bleiben die Kitas und die Grundschulen für junge Baden-Württemberger*innen konkurrenzfähig auf dem Arbeitsmarkt. Baden-Württemberg muss Kita-Länd werden“, sagte Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, in Stuttgart.

Die GEW erneuert ihren Vorschlag für einem weiteren Ausbau der Studienplätze für Grundschullehrkräfte. „Wir verstehen nicht, warum junge Menschen nach ihrem Abitur seit Jahren wegen fehlender Studienplätze abgewiesen werden und die Landesregierung Lehrkräftebedarfsprognosen ignoriert, während in den Klassenzimmern auf absehbare Zeit die Lehrkräfte fehlen. Der Fachkräfte-Radar bestätigt, wie besorgniserregend der Mangel an Fachkräften in Kindertageseinrichtungen und im schulischen Ganztag in Baden-Württemberg ist. Es ist völlig unklar, mit wem der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz an der Grundschule ab dem Schuljahr 2026/27 umgesetzt werden soll“, sagte Stein.

Kinder in Kitas und der Ganztagsförderung haben Anspruch auf Bildung, Erziehung und Betreuung. Ausreichend und gut qualifiziertes Fachpersonal fehlt dafür. Die Bildungsgewerkschaft setzt sich für ein Maßnahmenpaket ein, zu dem ausreichend Zeit für Leitungsaufgaben und Anleitung, Zeit für Vor- und Nachbereitung und die Begleitung von multiprofessionellen Teams gehören. Kindheitspädagog*innen und Kitasozialarbeit sowie hauswirtschaftliche und Verwaltungskräfte, die nicht auf den Mindestpersonalschlüssel angerechnet werden, sollen ausgebaut werden.

In Baden-Württemberg arbeiten in der frühkindlichen Bildung rund 45.000 Beschäftigte bei den Kommunen. Bei den kirchlichen und freien Trägern noch einmal knapp 60.000. Die aktuellen Ausbildungszahlen reichen nur, um den Ersatzbedarf bis 2025 zu decken. Bis 2025 werden zusätzlich 40.000 Erzieher*innen gebraucht, schätzt der Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS).

Kontakt
Matthias Schneider
Landesgeschäftsführer, Pressesprecher
Telefon:  0711 21030-14
Mobil:  0160 4458395