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Mehr Geld für Brennpunktschulen

GEW fordert ernsthaften Stufenplan statt Mini-Modellversuch

Die GEW unterstützt eine zusätzliche Förderung von Schulen in sozialen Brennpunkten. Bei der sozialindexbasierten Ressourcenzuweisung überzeugen die Ideen der Landeregierung bisher jedoch nicht.

Die Bildungsgewerkschaft GEW unterstützt eine zusätzliche Förderung von Schulen in sozialen Brennpunkten und rät der Landesregierung, mutiger zu sein.

„Bisher will die Landesregierung nur kleine Brötchen backen. Angesichts der alarmierenden Befunde wie zuletzt in der IGLU-Studie muss mehr getan werden, um Kinder und Jugendliche zu fördern und Baden-Württembergs Nachwuchs fit für die Zukunft zu machen. Warum nutzt das Kultusministerium nicht die vorhandenen Zahlen des renommierten Bildungswissenschaftlers Prof. Klaus Klemm? Die im Oktober 2022 vorgestellte Lehrkräftebedarfsprognose für Baden-Württemberg hat einen Bedarf von zusätzlichen 1.900 Stellen für die so genannte sozialindexbasierte Ressourcenzuteilung errechnet. Wir wissen, dass über 100 Millionen Euro dafür nicht einfach zu finanzieren sind. Deshalb erwarten wir einen ernsthaften Stufenplan und nicht nur einen Mini-Modellversuch, mit dem die Regierung Kretschmann nur Zeit bis zur nächsten Landtagswahl gewinnen will. Mutige Bildungspolitik findet man derzeit nur in anderen Bundesländern“, sagte Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, in Freiburg.

Bei der sozialindexbasierten Ressourcenzuweisung überzeugen laut GEW die Ideen der Landeregierung bisher nicht. „Um Ressourcen sozialindexbasiert verteilen zu können, müssen die entsprechenden Ressourcen erst einmal vorhanden sein. Derzeit gibt es an den Grundschulen nicht einmal genug Lehrkräfte für den Pflichtbereich“, monierte die GEW-Landeschefin.

Die Bildungsgewerkschaft teilt die Auffassung, dass multiprofessionelle Teams in den Grundschulen und eine sozialindexbasierte Ressourcenverteilung an den Grundschulen die richtigen zentralen Vorhaben der Landesregierung seien. Für beides seien aber bisher nur völlig unzureichende Ansätze erkennbar.

Berechnungsmodelle für den Sozialindex fehlen

Um die bestehende Chancenungleichheit im Bildungssystem zu verringern und Kinder und Jugendliche aus ärmeren und benachteiligten Familien gezielt unterstützen zu können, hat die Landesregierung im Koalitionsvertrag die sozialindexbasierte Ressourcenzuteilung festgeschrieben.

Um die zusätzlichen Ressourcen zu schaffen, die den nachweisbar benachteiligten Kindern und Jugendlichen, die Kinder aus Bedarfsgemeinschaften sind (etwa 7,8 Prozent aller Kinder zwischen sechs und 15 Jahren), zu Gute kommen, werden laut der im Oktober 2022 vorgestellten Lehrkräftebedarfsprognose 1.900 Stellen benötigt. Andere Bedarfe, die in den Sozialindex einfließen könnten, seien noch nicht berücksichtigt.

Konzepte für multiprofessionelle Teams fehlen

Die GEW kritisiert, dass es bei den Ansätzen zu multiprofessionellen Teams kein Konzept gebe, wie verschiedene Professionen (zum Beispiel Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter*innen, sozialpädagogische Fachkräfte, Theaterpädagog*innen, Logopäd*innen, Ergotherapeut*innen und so weiter) strukturiert an den Grundschulen zusammenarbeiten können. Es lägen auch keine Informationen vor, wie die Arbeitsverträge dieser Personen fair und zu attraktiven Bedingungen gestartet werden sollen.

„Die Landesregierung hat offenbar kein Konzept, woher die entsprechend qualifizierten Kolleg*innen in einer Zeit des zunehmenden Fachkräftemangels kommen sollen. Stattdessen sehen die bisher erkennbaren Ansätze eher danach aus, den durch eine falsche politische Steuerung des Lehrkräftenachwuchses entstandenen Mangel an Lehrkräfte durch nicht oder nicht voll qualifizierte Kräfte mit befristeten Arbeitsverträgen zu verstecken“, sagte Stein.

Kontakt
Matthias Schneider
Landesgeschäftsführer, Pressesprecher
Telefon:  0711 21030-14
Mobil:  0160 4458395