Haushalt
Kultusministerium braucht 990 Stellen – und bekommt 300
Die Landesregierung schafft nicht genügend Lehrerstellen, um den steigenden Schülerzahlen zu begegnen. Schüler*innen und Eltern müssten sich auf mehr Unterrichtsausfall einstellen, mahnt GEW-Landesvorsitzende Monika Stein.
Die Bildungsgewerkschaft GEW rechnet im nächsten Schuljahr mit mehr Unterrichtsausfall, da die Landesregierung nicht genügend Stellen für die steigenden Schüler*innenzahlen schaffen will.
„Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatte selbst vor der Presse den Bedarf von 990 zusätzlichen Stellen aufgrund steigender Schüler*innenzahlen bestätigt. Jetzt soll es 300 Stellen geben, die auch noch auf Kosten des guten Förderprogramms Rückenwind gehen. Das ist peinlich und eine Zumutung für die 1,5 Millionen Schüler*innen, Eltern und Lehrkräfte, die im nächsten Schuljahr noch mehr jonglieren müssen. Der Unterrichtsausfall wird weiter steigen. Mit dieser Entscheidung des Finanzausschusses wird die grün-schwarze Landesregierung von 2021 bis 2026 endgültig die Landesregierung der letzten 20 Jahre sein, die gute Bildung bremst, statt mutige Weichenstellungen für die Zukunft zu treffen. Was nützt uns Sparen, wenn es uns nicht gelingt, unsere Kinder und Jugendlichen fit zu machen für die Herausforderung des 21. Jahrhunderts“, sagte Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, in Freiburg.
Beim gemeinsamen Schulbesuch in der Gemeinschaftsschule Blaubeuren hatte vergangene Woche der Fraktionsvorsitzende der CDU, Manuel Hagel, noch zusätzliche Stellen in Aussicht gestellt. „Dass diese Zusage jetzt nicht gehalten wird, ist sehr enttäuschend“, so Stein.
Die GEW erwartet von der Landesregierung eine klare Priorisierung der geplanten Investitionen für Bildung und eine Reform der Schuldenbremse. „Kitas, Grundschulen, G9, Ganztag, Inklusion, berufliche Orientierung, Demokratiebildung, Vertretungsreserve, et cetera. Die Liste der notwendigen Projekte ist lang. Wenn die Landesregierung weiter an der Schuldenbremse festhält, wird sie nur einen kleinen Teil anpacken können. Selbst wenn nur die dringend notwendigen Investitionen in frühe Bildung, in Sonderpädagogik und den Ganztagsausbau in Angriff genommen werden, reicht das Geld nicht“, sagte die GEW-Landeschefin.
1,5 Millionen Schüler*innen in Baden-Württemberg – steigende Schüler*innenzahlen
Das Statistische Landesamt erwartet nächstes Schuljahr 28.000 zusätzliche Schüler*innen, für die das Kultusministerium einen zusätzlichen Bedarf von 990 Stellen errechnet hat.
Im Schuljahr 2022/2023 besuchten die 4.006 allgemeinbildenden Schulen in Baden-Württemberg 1.126.707 Schüler*innen. Bis mindestens 2034/2035 sollen die Zahlen steigen, dann wird mit 1.203.800 Schüler*innen gerechnet. Dazu kommen noch die Beruflichen Schulen. Etwa 130.000 Lehrkräfte arbeiten in den gut 4.500 Schulen.