Digitalisierung
Landeshaushalt ist enttäuschend – weiter Kreidezeit in Baden-Württemberg
Die GEW bemängelt fehlende Investitionen für die Digitalisierung der Schulen im Haushaltsentwurf. Viele Lehrer*innen seien mit der Wartung von Geräten beschäftigt und fehlten im Klassenzimmer, moniert Landesvorsitzende Monika Stein.
Die Bildungsgewerkschaft GEW erwartet von Landesregierung und Schulträgern, dass sie die 4.500 Schulen in Baden-Württemberg digital fit machen für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Die Aussagen des Wissenschaftlers Manfred Spitzer im SWR-Interview „seien aus der Zeit gefallen“.
„Es ist richtig, wenn Schulen den Umgang mit Handys regeln. Viele haben jetzt schon Handyverbote im Klassenzimmer oder in Pausen. Gleichzeitig werden Handys, Tablets und andere Geräte auch sinnvoll im Unterricht eingesetzt. Wir brauchen statt mehr Verbote vor allem Medienpädagogik in allen Fächern. Fortbildungen für Lehrkräfte sind ständig überbucht und viele Lehrkräfte sind mit der Wartung von Geräten beschäftigt. Pädagogische Profis gehören ins Klassenzimmer, nicht in den Serverraum. Der aktuelle Haushaltsplan ist eine Enttäuschung mit Blick auf die fehlenden Investitionen auch für die sinnvolle Digitalisierung der 4.500 Schulen. Wenn 35 Jahre nach Einführung der ersten E-Mail-Adressen in Deutschland immer noch nicht alle 130.000 Lehrkräfte über eine eigene dienstliche E-Mail-Adresse verfügen, ist das ein Beispiel, welche Aufgaben noch vor uns liegen“, sagte Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, in Stuttgart.
An einer GEW-Umfrage zum Stand der Digitalisierung haben Anfang 2024 3.000 Lehrkräfte aller Schularten teilgenommen. Die Ergebnisse der Umfrage belegen einen Digitalisierungsschub. Den meisten Lehrkräften steht ein dienstliches Endgerät zur Verfügung (88,4 Prozent). Auch ein WLAN-Zugang ist in den meisten Lehrkräfte- und Klassenzimmern vorhanden. Digitale Präsentationstechnik wie Beamer oder Dokumentenkamera können im Schnitt 70 Prozent der Lehrkräfte nutzen. „In vielen Klassenzimmern ist die lange Vorherrschaft des Tageslichtprojektors und der Kreidetafel gebrochen. Wir warten aber weiter auf den angekündigten digitalen Arbeitsplatz. Dieser wird sich nur durchsetzen, wenn die Anwendungen attraktiv sind. Wenn nicht, bleibt es beim Flickenteppich, das Kultusministerium wäre erneut gescheitert und unser Land bleibt in den Klassenzimmern in der Kreidezeit“, so die GEW-Landeschefin.
Als größte Herausforderung nennt die GEW den technischen Support. An Gymnasien (33,3 Prozent), Beruflichen Schulen (43,6 Prozent) und Realschulen (42,8 Prozent) müssen sich Lehrkräfte weitgehend noch selbst um die Wartung der IT-Ausstattung kümmern. An Grundschulen (61,2 Prozent), Haupt- und Werkrealschulen (53,6 Prozent), Gemeinschaftsschulen (51,1 Prozent) sowie SBBZ (57,8 Prozent) entlasten in mehr als 50 Prozent der Schulen externe Anbieter die Schulen bei der technischen Betreuung. „Besonders bei der digitalen Qualifizierung der pädagogischen Profis ist noch viel Luft nach oben. Und wir brauchen für jede Schule externe Dienstleister, die für einen professionellen Support zuständig sind“, sagte Stein.