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GEW-Protest

Lehrer*innen aus Pappe können keinen Unterricht halten

Mit einem Protest vor dem Stuttgarter Landtag hat die GEW den Lehrkräftemangel angeprangert. Die Landesregierung habe den Ernst der Lage in den Klassenzimmern noch nicht erkannt, kritisiert die stellvertretende GEW-Landesvorsitzende Farina Semler.

GEW-Protest am 26. Oktober 2022: Auf dem Weg zum Stuttgarter Landtag standen lebensgroße Lehrerinnen aus Pappe.
GEW-Protest am 26. Oktober 2022: Auf dem Weg zum Stuttgarter Landtag standen lebensgroße Lehrerinnen aus Pappe. (Foto: Virginia Scaldavilla)

Auf dem Weg zum Stuttgarter Landtag stehen heute lebensgroße Lehrerinnen aus Pappe. Die Bildungsgewerkschaft GEW macht so auf den Fachkräftemangel aufmerksam und erwartet von der Landesregierung mehr Investitionen und die Einsetzung einer Enquete-Kommission zum Fachkräftemangel im Bildungsbereich.

„Diese Landesregierung hat den Ernst der Lage in unseren Klassenzimmern offenbar noch nicht erkannt. Die Herausforderungen lassen sich nicht bei einem gemütlichen Kabinettsabend lösen. Wenn ein großer Automobilkonzern sagen würde, dass er seine Produktion wegen Fachkräftemangel einstellen wird, könnte man sich sicher sein, dass am nächsten Tag der Ministerpräsident vor der Tür steht, Unterstützung und einen Strategiedialog anbietet. Wir wollen eine Enquete-Kommission Fachkräftemangel und wir erwarten einen mutigen Landeshaushalt mit mehr kurz- und mittelfristigen Investitionen in Studienplätze, Stellen und Qualifizierungsprogramme. Lehrerinnen aus Pappe können keinen Unterricht halten“, sagte Farina Semler, stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, in Stuttgart.

Die GEW überreichte heute eine Resolution des GEW-Landesvorstandes (PDF) zum Fachkräftemangel an Kultusministerin Theresa Schopper und die bildungspolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen. Darin werden neben einer Enquetekommission als kurzfristige Maßnahmen unter anderem

  • mehr Qualifizierungsprogramme für Quereinsteiger*innen,
  • neue Studienplätze im Aufbaustudium Sonderpädagogik,
  • eine Erhöhung der Altersermäßigung und
  • eine bessere Unterstützung von Studierenden und Referendar*innen

vorgeschlagen.

Die aktuelle Lehrkräftebedarfsprognose für die Schulen im Südwesten prognostiziert einen langfristigen großen Lehrkräftemangel an den 4.500 Schulen im Land. Der Bildungswissenschaftler Klaus Klemm geht von mindestens 16.000 fehlenden Lehrkräften bis zum Jahr 2035 aus. Wenn Ziele wie mehr Stellen für Grundschulen und die Inklusion sowie Schulen in herausfordernden sozialen Lagen erreicht werden sollen, steige die Lücke auf 27.000.

Insgesamt müssen bis 2035 für den Ersatz ausscheidender Pädagog*innen und aufgrund der steigenden Schüler*innenzahlen 64.800 Stellen neu besetzt werden, es werden bis dahin voraussichtlich aber nur gut 48.000 Lehrkräfte ihr Studium und Referendariat beenden. Allein für die drängendsten Maßnahmen einer im Bundesdurchschnitt liegenden Ausstattung der Grundschulen, der Inklusion und für Schulen in herausfordernden Lagen werden weitere 10.400 Lehrkräfte benötigt.

Die GEW setzt sich auch dafür ein, die Schuldenbremse weiter aufzuheben. „Investitionen in Bildung bringen die besten Zinsen“, sagte Semler.

Kontakt
Matthias Schneider
Landesgeschäftsführer, Pressesprecher
Telefon:  0711 21030-14
Mobil:  0160 4458395