Sonderpädagogik
Neue Studienplätze helfen – Guter Unterricht braucht mehr
Das Land hat 175 zusätzlichen Studienplätze für Sonderpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg angekündigt. Es brauche weitere Maßnahmen und Investitionen, um Inklusion zu verwirklichen, findet GEW-Landesvorsitzende Monika Stein.
Die Bildungsgewerkschaft GEW nennt die zusätzlichen 175 Studienplätze für Sonderpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg einen wichtigen Schritt, der allerdings erst ab 2030 wirke. Es brauche weitere Maßnahmen, die schnell wirken und mehr Investitionen, um Inklusion und das Bildungsrecht von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung zu verwirklichen.
„Bereits am Beginn des Schuljahres sind zwölf Prozent der Stellen an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) nicht besetzt gewesen, weitere zehn Prozent sind mit Personen ohne ausreichende Qualifizierung besetzt worden. Die Geburtenzahlen steigen. Die jetzt zugesagten Studienplätze sind wichtig, aber reichen nicht einmal aus, um den Bedarf für eine reguläre Unterrichtsversorgung zu decken. Notwendige Verbesserungen für die Inklusion und das Zwei-Pädagogen*innen-Prinzip können nur umgesetzt werden, wenn weitere Studienplätze geschaffen werden“, sagte Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, in Stuttgart.
Die GEW schlägt vor, neben zusätzlichen Studienplätzen ein bezahltes berufsbegleitendes Aufbaustudium Sonderpädagogik anzubieten und auch an den Pädagogischen Hochschulen in Heidelberg und Ludwigsburg Kapazitäten auszubauen. Auch für Grundschulpädagogik würden mehr Studienplätze benötigt. „Die jungen Menschen, die nächstes Jahr auf den neuen Studienplätzen starten, können ab 2030 unterrichten. Mit einem Aufbaustudium kommen nach zwei Jahren voll qualifizierte Sonderpädagog*innen an die Schulen“, sagte Stein.
Bedingungen für Fachlehrkräfte verbessern
Die Bildungsgewerkschaft sieht auch eine kurzfristige Entlastung für die Schulen in mehr Kapazitäten für die Ausbildung der Fachlehrkräfte an den Pädagogischen Fachseminaren und bessere Bedingungen für Fachlehrer*innen. Diese müssen derzeit 31 Stunden Deputat bei einer Besoldung in A 10 unterrichten, das sei nicht attraktiv.
Menschen mit Behinderung haben einen Anspruch auf eine volle gesellschaftliche Teilhabe. Dazu gehört auch das Recht auf Bildung und damit gleiche Chancen im Bildungssystem für Kinder und Jugendliche. Die Umsetzung der Inklusion in Baden-Württemberg ist gesetzlich festgeschrieben. „2011 haben die Grünen noch dafür gesorgt, dass das Zwei-Pädagog*innen-Prinzip in den Koalitionsvertrag geschrieben wurde. Davon ist elf Jahre später keine Rede mehr. Das Bildungsrecht von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung wird von der Landesregierung seit Jahren vernachlässigt“, kritisierte die GEW-Landeschefin.
An den SBBZ fehlen landesweit 850 Stellen. Weitere 950 Lehrkräfte ohne ausreichende Qualifikation unterrichten derzeit an den 561 SBBZ über 52.000 Schüler*innen. Außerdem werden an allgemeinen Schulen rund 9.000 Kinder und Jugendliche mit Behinderung inklusiv unterrichtet.