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IQB-Studie: Sachliche Auswertung statt Politik-Theater

GEW: Enquete-Kommission Qualitätsentwicklung einrichten

Die GEW bezeichnet die Reaktionen der Politik auf die ersten Ergebnisse der IQB-Studie als „alarmierendes Zeichen für den Niveauverlust der Bildungspolitik in Baden-Württemberg“.

Die Bildungsgewerkschaft betont, dass neben der Qualitätsentwicklung Investitionen in die Frühe Bildung und die Grundschulen den besten Effekt für die Verbesserung der Leistungen haben werden. „Ob CDU/FDP, Grüne/SPD oder jetzt Grüne/CDU: Alle haben viel versprochen, aber jedes Mal am wenigsten für die Kleinsten im Land getan. Die Grundschüler haben weniger Unterricht als die Spitzenreiter in Sachsen oder Bayern und sind hier die einzige Schulart ohne Pflichtzuweisungen für den Ergänzungsbereich, der für Förderstunden genutzt werden kann“, sagte am Freitag (28.10.) in Stuttgart Doro Moritz, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Bei den Grundschulen ist Baden-Württemberg mit 17,6 Schülern je Lehrkraft Schlusslicht im Ländervergleich, obwohl die Grundschulen bundesweit die kleinsten Klassen haben.

„Die Ergebnisse des Leistungsvergleichs IQB sind nicht überraschend. Wer in den vergangenen Jahren aufmerksam den Bildungsbericht des Landesinstituts für Schulentwicklung gelesen hat, kennt die Qualitätsprobleme in allen Schularten in Baden-Württemberg. Schnelle Schuldzuweisungen und Patentrezepte helfen nicht weiter. Die GEW schlägt die Einsetzung einer Enquete-Kommission ‚Fortbildung und Qualitätsentwicklung an allgemeinbildenden Schulen‘“ vor. Ein guter Arbeitgeber sorgt dafür, dass seine Beschäftigten ihre Arbeit gut machen können. Dass das im Schulbereich nicht so ist, sorgt für Unmut, Unzufriedenheit bei den Lehrkräften und zu Beschwerden über die mangelnde Qualität bei den Eltern. Die Enquetekommission soll dafür sorgen, dass Qualitätsentwicklung verbessert, koordiniert und ausgebaut werden“, sagte Moritz.

Die GEW weist darauf hin, dass ohne jede Grundlage die Ergebnisse der Studie in Verbindung mit den Reformprojekten der grün-roten Landesregierung von 2011 bis 2016 gebracht werden oder gar behauptet wird, das gute Schüler-Lehrer-Verhältnis in Baden-Württemberg müsse für bessere Ergebnisse sorgen. „Verglichen wurden Neuntklässler im Jahr 2015, die 2006 eingeschult wurden und 2010 unter der CDU/FDP-Regierung mit verbindlicher Grundschulempfehlung auf die weiterführenden Schulen wechselten. Der Anteil des Kultusetats am Landeshaushalt ist in den vergangenen Jahren gesunken und unsere Bildungsausgaben liegen unter dem OECD-Durchschnitt“, sagte Moritz.

Die GEW kritisiert auch, dass die Landesregierungen in der Vergangenheit sich nicht um die Lehrerausbildung und Fortbildung gekümmert haben. „Bis 2011 wurde der Reformbedarf komplett ignoriert, aber auch Grün-Rot ließ die meisten Vorschlägen der Experten-Kommission Lehrerbildung in der Schublade verschwinden“, sagte Moritz.