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Keine Lehrer/innen für die Kleinsten

GEW-Studie: Grundschulen brauchen bis 2030 8.000 zusätzliche Stellen

Stuttgart – Den 2.500 Grundschulen in Baden-Württemberg gehen die Lehrer/innen aus. Bereits im September wird es schwierig, alle freien Stellen für den Unterricht der 380.000 Grundschüler zu besetzen. Eine heute (07.04.) vorgestellte Studie des Bildungswissenschaftlers Prof. Klaus Klemm kommt zum Ergebnis, dass bis 2030 mindestens 8.000 zusätzliche Lehrerstellen in den Klassen 1 bis 4 gebraucht werden und viel zu wenig Lehrkräfte ausgebildet werden.

„Der Satz ‚Auf den Anfang kommt es an‘ ist eine immer wieder gerne verwendete Aussage von Politikern aller Parteien. Warum ist dann die Grundschule die am schlechtesten ausgestattete Schulart, warum können dann wohl schon dieses Jahr Stellen an den 2.500 Grundschulen nicht besetzt werden, warum braucht ein Abiturient aufgrund fehlender Studienplätze einen 1er-Schnitt, um Grundschullehramt zu studieren? Die Situation ist dramatisch und die Landesregierung bekommt vor lauter Starren auf die Schuldenbremse nicht mehr mit, dass wieder mehr Kinder in unserem Land geboren werden und wir für diese Lehrerinnen und Lehrer brauchen“, sagte am Freitag (07.04.) in Stuttgart Doro Moritz, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vor der Landespressekonferenz.

Die Bildungsgewerkschaft macht sich für ein Maßnahmenpaket stark, zu dem der Stopp aller Stellenstreichungspläne, der schnelle Ausbau der Studienkapazitäten und eine bessere Bezahlung der Pädagog/innen gehört.

Derzeit unterrichten gut 22.000 Lehrer/innen an 2.382 öffentlichen und 108 privaten Grundschulen fast 380.000 Schüler/innen in knapp 20.000 Klassen. Die Altersgruppe der 6-10jährigen wird von etwa 391.700 zum Jahresende 2015 bis 2020 auf etwa 398.900, bis 2025 auf gut 433.000 und bis 2030 auf 438.000 ansteigen, wenn die Geburtenhäufigkeit etwa gleich bleibt. Bis zum Schuljahr 2030/31 ist nach der Studie mit zusätzlichen 44.600 Grundschüler/innen zu rechnen. Dafür müssten bei den gleichen durchschnittlichen Klassenfrequenzen 2.290 neue Klassen eingerichtet und zusätzliche 2.559 neue Lehrerstellen geschaffen werden. Mit den neu zu besetzenden Stellen für die Lehrkräfte, die bis dahin in den Ruhestand gehen, werden in den nächsten 13 Jahren 11.930 Lehrerstellen zu besetzen sein.

13.275 neue Grundschullehrkräfte für 12.000 Stellen
Da viele Lehrkräfte Teilzeit arbeiten, ist davon auszugehen, dass 13.275 neue Grund-schullehrer/innen gebraucht werden. Bereits dafür reichen die aktuellen Studierenden-zahlen an den sechs Pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg nicht aus. 2014/2015 begannen 1.062 junge Leute dieses Studium, von denen in der Regel etwa 700 circa sechs Jahre später nach ihrem Referendariat eingestellt werden können.

Im Jahr 2030 können 9.000 Grundschullehrer/innen fehlen
Die GEW hat weiter ausrechnen lassen, wie viele zusätzliche Lehrerstellen gebraucht werden, um die bereits beschlossene Erweiterung der Kontingentstundentafel mit je zwei Stunden mehr Mathematik und Deutsch umzusetzen und was für eine bessere Kooperation zwischen Grundschulen und Kitas, für eine bessere Vertretungsreserve, die Einführung von Poolstunden und den Ausbau der Ganztagsschulen nötig ist. Noch ohne den Mehrbedarf für Inklusion und Ethik werden nur dafür bis 2030 5.439 weitere Stellen und gut 6.000 neue Grundschullehrkräfte gebraucht.

Zusammen mit dem Mehrbedarf von 2.559 durch steigende Schülerzahlen werden etwa 8.000 Stellen neu zu schaffen sein und insgesamt für die Besetzung aller Stellen etwa 19.000 neue Grundschullehrer/innen gebraucht. Bleiben die Studienzahlen gleich, ist nur mit 10.500 Berufseinsteiger/innen zu rechnen.

Kontakt
Matthias Schneider
Landesgeschäftsführer, Pressesprecher
Telefon:  0711 21030-14
Mobil:  0160 4458395