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Sicherheit für Schüler*innen und Lehrkräfte

Schulen schrittweise öffnen und prüfen, ob es funktioniert

Die GEW setzt sich für schrittweise Schulöffnungen mit kleinen Gruppen und an einzelnen Tagen ein. Dabei muss der Gesundheitsschutz aller am Schulbetrieb Beteiligten an erster Stelle stehen. Auch die Notbetreuung muss auf den Prüfstand.

Foto: pixabay, CC0

Die Bildungsgewerkschaft GEW setzt sich für schrittweise Schulöffnungen mit kleinen Gruppen und an einzelnen Tagen ein. Die größte Interessenvertretung im Bildungsbereich in Baden-Württemberg sagt zum Thema Öffnung von Kitas und Schulen: „Die Forderungen nach schnellen Öffnungen von Kitas und Schulen bauen zu große Erwartungen und Druck auf Lehrkräfte, Erzieher*innen und Träger auf. Die Sicherheit für Kinder und Jugendliche sowie der pädagogischen Fachkräfte und Lehrer*innen muss bei allen Entscheidungen an erster Stelle stehen.“

„Natürlich ist es pädagogisch sinnvoll, Kitas und Schulen wieder zu öffnen. Auch die Eltern brauchen dringend Entlastung. Viele Lehrkräfte gehören zu Risikogruppen und dürfen nicht in die Schulen. Zwei Drittel der Lehrkräfte können nicht gleichzeitig Abschlussprüfungen, Notbetreuung, Unterricht in zu vollen Klassenzimmern und Lernen zuhause organisieren. Man muss jetzt erst mit kleinen Gruppen langsam beginnen, um zu sehen, wie das funktioniert. Dann können die nächsten Entscheidungen getroffen werden. Vor allem auf Berufliche Schulen kommen in der kommenden Woche enorme Probleme zu. Teilweise kommen an den beruflichen Schulen bis zu 40 Prozent der Schüler zurück, die alle vor ihren Abschlussprüfungen stehen und somit auch unter die Lockerungen der Landesregierung fallen. Ich wünsche allen  einen guten Start und danke den pädagogischen Fachkräften, Lehrerinnen und Lehrern sowie den Kolleg*innen in der Kultusverwaltung für ihren Einsatz. Bleiben Sie gesund!“, sagte Doro Moritz, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, in Stuttgart.

Träger können von Mindestpersonalschlüssel abweichen

Die GEW hält die geplanten Gruppen für die Notbetreuung in Kitas und Grundschulen für zu groß. Sie setzt sich für deutlich kleinere Gruppen und mehr Fachkräfte pro Gruppe ein.

„Die jetzt geplanten Regelungen sind ein Risiko für die Kinder und die pädagogischen Fachkräfte. Wie soll eine Grundschullehrerin alleine mit 14 Erstklässlern darauf achten, dass der 1,5-Meter-Abstand gewahrt bleibt, wie sollen Erzieherinnen mit 14 Vierjährigen in der Notbetreuung die Gänge auf die Toilette organisieren? Fachkräfte werden zu Polizisten gemacht. Wir brauchen deutlich kleinere Gruppen und eine Personalausstattung, die deutlich höher als im regulären Betrieb ist“, sagte Moritz.

In der Notbetreuung können bis zu 14 Grundschulkinder pro Klasse und in Kitas Kinder bis zu Hälfte der genehmigten Gruppengröße aufgenommen werden. Die GEW kritisiert auch, dass die Träger der Einrichtungen in der erweiterten Notbetreuung vom Mindestpersonalschlüssel abweichen können.

„Man kann nicht wochenlang Spielplätze sperren und Familien bitten, mit ihren Kindern zuhause zu bleiben, wenn es in der Notbetreuung nicht gelingt, den notwendigen Gesundheitsschutz zu gewährleisten. Wer will, dass die Wirtschaft wieder brummt und dafür Betreuungsplätze braucht, muss auch dafür sorgen, dass dies nicht zu Lasten der Kinder, ihrer Erzieherinnen und Lehrkräfte geht“, so die GEW-Landesvorsitzende.

Nächstes Schuljahr wird kein normales sein

Die GEW weist darauf hin, dass der Start des Schulbetriebs zeitlichen Vorlauf braucht, damit für die Entscheidungen der Sachverstand der medizinischen Experten zugrunde gelegt wird und alle logistischen und organisatorischen Fragen geklärt werden. Die Organisation innerhalb der Schule, der Zugang zu den Gebäuden, die Unterrichtsorganisation sei gut vorzubereiten. Auch ein Start mit vollen Schulbussen wäre fatal. „Dabei geht es auch um selbstverständliche Dinge, die aber vor drei Wochen noch in vielen der 4.500 Schulen in unserem Land nicht vorhanden waren: Die Schulträger sind in der Pflicht Seife, Einweghandtücher oder Handdesinfektionsmittel zur Verfügung zu stellen und die Reinigungsfrequenz zu erhöhen“, sagte Moritz. Auch das Tragen des Mundschutzes sei zu klären.

Die GEW geht derzeit davon aus, dass es gelingen kann, die Abschlussprüfungen in den verschiedenen Schularten organisieren zu können und die Lehrkräfte die verunsicherten Schüler*innen stabilisieren und auf die Situation Rücksicht nehmen. Wichtig sei dabei, die Prüfungen in allen allgemein bildenden und beruflichen Schulen im Blick zu haben und eine gute Abstimmung unter den Bundesländern.

Die GEW spricht sich gegen eine Verkürzung der Sommerferien aus und macht sich für Unterstützungsangebote für Kinder und Eltern stark.

„Eine Verkürzung der Sommerferien schafft neue Probleme und die Schulen haben jetzt bereits genug damit zu tun, die vielen Aufgaben und Fragen angesichts der Coronakrise so gut wie möglich zu lösen. Es ist gut, dass das Kultusministerium bereits Zusatzangebote für die Unterstützung von Schülerinnen und Schülern plant. Außerdem brauchen Kinder und Eltern Betreuungsangebote. Dafür müssen die Kommunen bereits jetzt die Vorbereitungen treffen. Allen muss auch bewusst sein, dass in zwei Wochen nicht nachzuholen ist, was in diesem Schuljahr nicht vermittelt und geübt werden konnte. Wenn am 14. September 2020 das Schuljahr 2020/2021 startet, wird auch das nächste Schuljahr kein normales sein. Die Coronakrise bleibt auch dann eine Herausforderung für die Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und die Eltern“, sagte Moritz.

Kontakt
Matthias Schneider
Landesgeschäftsführer, Pressesprecher
Telefon:  0711 21030-14
Mobil:  0160 4458395