Kompetenzen der Profis in Kitas und Grundschulen nutzen
Sprachförderung gelingt alltagsintegriert am besten
Die GEW begrüßt, dass die Landesregierung mehr Geld und Personal in die frühe Sprachbildung an den Kitas und in den Grundschulen investieren will. Die Bildungsgewerkschaft fordert, die alltagsintegrierte Sprachförderung auszubauen.
Die GEW begrüßt, dass die Landesregierung mehr Geld und Personal in die frühe Sprachbildung an den Kitas und in den Grundschulen investieren will. Das ist überfällig und das geplante Programm ist besser als das, was die Landesregierung bisher tut. Aber die Bildungsgewerkschaft schlägt ein anderes Konzept vor.
„Die angesetzten vier Stunden pro Woche im letzten Kita-Jahr sind nur additiv. Um eine Sprache zu lernen, brauchen Kinder ein ‚Bad‘ in der Zielsprache und nicht nur das trockene Lernen von Begriffen in abstrakten Lernsituationen, wie sie jetzt geplant sind. Nötig sind Verknüpfung von Wortbedeutung und Erfahrung in ganz unterschiedlichen Situationen. Das gelingt besser mit alltagsintegrierter Sprachbildung, zum Beispiel bei Projekten oder Ausflügen. Das neue Programm der Landesregierung wird solch wertvolle Sprachanlässe vermindern, weil es die zeitlichen Strukturen in den Kitas noch starrer macht und freie Zeit verringert“, sagte Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, in Freiburg. Auf jeden Fall müsse die Förderung an den Kitas, die den Kindern vertraut sind und nicht in Grundschulen stattfinden.
Die GEW will den Ausbau der alltagsintegrierten Sprachförderung, wie sie die letzten Jahre mit den Sprachkitas aufgebaut wurde, erreichen. Die Ankündigung von Kultusministerin Theresa Schopper, die Sprachkitas von zehn auf 20 Prozent zu erhöhen, sei ein Schritt in die richtige Richtung.
„Die vorgestellten Vorhaben zur Sprachförderung können maximal der Beginn von Beschlüssen für gute Bildung in Baden-Württemberg sein. Frühe Bildung und Grundschulen müssen noch mehr gemeinsam gedacht werden. Offen ist auch, woher in Kitas und Grundschulen die qualifizierten Fachkräfte für die Sprachförderung kommen sollen. Wenn dieser Beschluss der Auftakt für weitere Maßnahmen für gute Bildung vor allem für die Kleinsten in Baden-Württemberg ist, hören wir heute eine gute Nachricht aus der Landesregierung. Wenn diese Wahlperiode 2026 endet, dürfen die Grundschulen zum Beispiel nicht weiter die einzige Schulart sein, die keine einzige zusätzliche Stunde für Differenzierung und Förderunterricht erhält“, sagte Stein.
Die Bildungsgewerkschaft GEW ist die größte Organisation in Baden-Württemberg, die sowohl Kita-Fachkräfte wie Grundschullehrer*innen organisiert. Die geplanten Programme werden aus Sicht der Expert*innen nur funktionieren, wenn die Kompetenzen der verschiedenen Berufsgruppen professionell zusammengeführt werden.
Dazu gehöre unter anderem, die bestehende Kooperation von Kita und Schule in die Konzepte einzubinden. „Die Kooperation Kita-Schule läuft ein ganzes Schuljahr und ist sehr personalintensiv für die Kitas und Grundschulen. Schon jetzt fehlt dafür Personal. Die Spracherhebung und Sprachförderung spielt dabei eine wichtige Rolle. Die pädagogischen Profis sowie die Kita- und Schulleitungen brauchen ausreichend Zeit, um gute Konzepte zu entwickeln und umzu¬setzen“, sagte Stein.
Die GEW sieht nicht nur Kitas und Schulen in der Pflicht. Für viele Familien wäre der Ausbau einer aufsuchenden und niederschwelligen Unterstützung nach der Geburt eines Kindes sinnvoll, beginnend zum Beispiel durch Familienhebammen.