Staatsgalerie Sonderausstellung Fred Uhlmann: „Trotz alledem“ – ein jüdisches Schicksal am 08. Dezember 2021
Zum ersten Mal nach Ausbruch der Corona-Pandemie trauten wir uns wieder, einen Museumsbesuch durchzuführen. Die Besucherzahl war begrenzt, es konnten nur zwei Gruppen mit je 15 Teilnehmer*innen durch die Ausstellung geführt werden, so dass wir etlichen Interessenten, die sich spät gemeldet hatten, absagen mussten.
Der Jurist Fred Uhlman wird 1901 in Stuttgart geboren und muss als Jude 1933 nach Frankreich und Großbritannien ins Exil flüchten. 1940 wird Uhlman für sechs Monate auf der Isle of Man interniert. Hier beginnt er als Autodidakt mit der Malerei. In dieser Zeit entsteht der Zyklus »Captivity« mit seinen düsteren, symbolischen sowie antikirchlichen Visionen der gegenwärtigen und kommenden Zeit. Die Zeichnungen zeigen die Gräuel auf den Schlachtfeldern – ein moderner »Totentanz«. Hoffnung verschafft ein kleines Mädchen mit einem Luftballon, das durch apokalyptische Szenen wandert: auf einigen der Blätter findet sich die Widmung an seine am 3. Juli 1940 geborene Tochter.
Fred Uhlmann schreibt dazu: “Insoweit sind meine Zeichnungen keine Tatsachenberichte. Was sie sind, sind freie seelische Eindrücke. Was sie zu beantworten versuchten, war: welche Kräfte sind hinter dem moralischen und materiellen Débacle unserer Zeit? Wer ist verantwortlich? Wieweit sind diese Generäle, die Könige, die Kirche anzuklagen? Inwieweit ist die Lehre Christi verfälscht worden bei Jongleuren und Fackelspielern etc. etc. [...] “
1950 schenkt Fred Uhlman der Staatsgalerie 38 Zeichnungen aus diesem Zyklus. Die Ausstellung im Graphik-Kabinett der Staatsgalerie stellt nun erstmals diese Werke in Stuttgart vor.