Landesweite GEW-SchulleitungstagungAus der Krise lernen
"Krisen sind gute Auslöser, aber schlechte Lehrmeister", sagte der Bildungswissenschaftler Prof. Michael Schratz auf der Online-GEW-Tagung vor rund 350 Schulleitungsmitglieder. Er empfahl am Experimentiergeist der Coronazeit anzuknüpfen.
Thomas Reck, Mitglied der GEW-Personengruppe Schulleitungen, im Gespräch mit dem Bildungswissenschaftler Michael Schratz.
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29.01.2021
- Maria Jeggle
Drei Ziele von Schule und Bildung skizzierte der Bildungswissenschaftler Michael Schratz: Anspruchsvolle Leistung, Chancengerechtigkeit und Wohlergehen. Alles leide unter der Coronakrise, am meisten aber das Wohlergehen. Vor allem Schüler*innen in der Pubertät litten sehr darunter. Schratz ging es in seinem Vortrag aber nicht in erster Linie darum, aufzuzeigen, was mit der Coronakrise verloren geht, sondern welche Schlüsse man daraus ziehen kann.
Eine Jahrhundertchance, nennt Schratz die Störungen der Krise. „Unter normalen Bedingungen hätten wir niemals die Schulen geschlossen, um zu sehen was passiert. Jetzt merken wir deutlich, wie wichtig Beziehungen sind. Wir sind überrascht, dass Schüler*innen die Schule vermissen und wir stellen fest, dass wir manche Schüler*innen nicht mehr erreichen“, erklärte der Wissenschaftler. Das Leiden habe neue Erkenntnisse gebracht und die müsse man nach der Krise nutzen.
Den aktuellen Fernunterricht nennt er „Notfall-Fernunterricht“. Der sei aber oftmals kein guter Lehrmeister für guten Fernunterricht. Es brauche neue Konzepte und nicht nur Videokonferenzen nach Stundenplan. Es müsse noch ein Weg von „bewusster Inkompetenz zu bewusster Kompetenz“ gegangen werden. Und er nannte Voraussetzungen dafür: Erfahrung, Unterstützung, Ressourcen, Fortbildungen, multiprofessionelle Teams und anderes.
Schratz, der Sprecher der Jury des deutschen Schulpreises ist, hat viele Schulen erlebt, die auf die Beine stellen, was andere für unmöglich halten. Er wirbt sehr dafür, am aktuellen Experimentiergeist vieler Schulen anzuknüpfen und mit Mut Neues zu wagen. Schüler*innen müssten beispielsweise zu mehr selbstverantwortetem Lernen geführt werden und man müsse ihnen mehr zutrauen.
Ein Zurück zur alten „Normalität“ hält der Bildungswissenschaftler für nicht möglich. „Man kann nicht zweimal in den gleichen Fluss steigen“, sagte er. Der Anspruch an Schulentwicklung sei, eine gute Balance zwischen Rückkehr zum Alten und den Erkenntnissen aus den Störungen zu finden.
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