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Kultusministerin sorgt für Empörung in den Grundschulen

GEW: Kultusministerin ignoriert Forschungsergebnisse zum Lesenlernen

Stuttgart – Die Bildungsgewerkschaft GEW berichtet von zahlreichen Protesten aus den Grundschulen Baden-Württembergs auf ein Schreiben der Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) zum Rechtschreibunterricht. Die Kultusministerin ist der Meinung, dass „Methoden, bei denen Kinder monate- beziehungsweise jahrelang nicht auf die richtige Rechtschreibung achten müssen“ nicht mehr zu praktizieren seien.

„Offenbar kennt die Kultusministerin weder die kritisierte Methode noch den Forschungsstand zum Lesen- und Schreibenlernen. Außerdem ignoriert sie den eigenen Bildungsplan und die Beschlüsse der Kultusministerkonferenz, die sie seit letzter Woche leitet. Viele Lehrerinnen und Lehrer der Grundschulen sind empört, dass die Kultusministerin ihnen schlechte Arbeit unterstellt. Statt sich in die Arbeit der pädagogischen Profis mit wenig Sachverstand einzumischen, sollte sie lieber die Schulen ordentlich ausstatten. Die Grund­schulen erhalten zum Beispiel als einzige Schulart keine Poolstunden für zusätzliche Ange­bote wie För­derunterricht“, sagte am Donnerstag (15.12.) in Stuttgart Doro Moritz, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

Der neue Bildungsplan ermöglicht den Grundschulen die Grundschrift, die Eisenmann auch verbieten will. Diese Schrift wird bewusst von Schulen gewählt, damit sie mehr Zeit für Rechtschreibung haben. „Die Grundschule ist die am schlechtesten ausgestattete Schulart. Offenbar wird sie unter Ministerin Eisenmann zu der Schulart, auf der dauernd herum­gehackt wird und die für alles die Schuld bekommt, was die Politik seit Jahren in der Bildungspolitik verbockt hat. Es ist unglaublich, dass die Ministerin versucht, über einen Brief Inhalte des neuen Bildungsplans vom Tisch zu wischen, bestehende Prüfungsordnungen der Lehrerausbildung zu ignorieren, gegen KMK-Empfehlungen zu verstoßen und Vorgaben zu machen, deren Sinnhaftigkeit durch nichts belegt ist“, sagte Moritz.

Die GEW kritisiert, dass Eisenmann die zahlreichen Forschungsergebnisse zum Schriftsprach­erwerb ignoriert. Die Studien kommen zum Ergebnis, dass am Ende der Klasse 4 keine Unter­schiede zwischen Kindern, die mit dem lautorientierten Schreiben im Anfangsunterricht gelernt haben, und Kindern, die nach anderen Methoden unterrichtet wurden, existieren.

Auch die Kultusministerkonferenz hat 2015 in ihren „Empfehlungen zur Arbeit in der Grundschule" festgehalten: „Beim Schriftspracherwerb ist das lautorientierte Schreiben ein Entwicklungsschritt auf dem Weg zum normgerechten Schreiben. Das Kind wird ausgehend von seinen lautorientierten Verschriftungen von Anfang an systematisch an das orthografisch korrekte Schreiben herangeführt.“