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Schulpsychologie

Baustelle psychosoziale Versorgung

Psychosozial belastete Kinder und Jugendliche treffen auf überlastete Lehrkräfte. Unterstützung ist nicht in Sicht. Auch nicht mit Schulpsycholog*innen, obwohl gut ausgebildete Fachkräfte vorhanden sind.

Verzweifelte Lehrerin im Klassenzimmer
Foto: © imago

Das deutsche Schulbarometer hat bei seiner Befragung von Lehrkräften im November 2022 festgestellt, was täglich an den Schulen zu spüren ist: Der Mangel an Lehrpersonal ist die größte Herausforderung, mit der Schulleitungen umgehen müssen. Nicht nur im ländlichen Raum, dort aber besonders gravierend, sondern mittlerweile auch in den Städten herrscht Mangelverwaltung. Und nicht zum ersten Mal, jedoch nun sehr deutlich, zeigen die jüngsten Berichte, dass sich ein Großteil der Lehrkräfte und auch Schulleitungen sehr belastet und zu wenig unterstützt fühlen.

Es gibt aber noch weitere Erkenntnisse, die die Robert-Bosch-Stiftung in ihren Berichten zusammenfasst und die dringenden Handlungsbedarf nahelegen. Bereits eine Lehrkräftebefragung im Jahr 2022 ergab, dass Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen deutlich zugenommen haben und der Förderung des psychischen Wohlbefindens von Schüler*innen deshalb Priorität eingeräumt werden muss. Corona-Pandemie, Flüchtlingskrise und die Sorge um das globale Klima haben Spuren in der Psyche von Kindern und Jugendlichen hinterlassen. Schulleitungen sehen einen hohen Fortbildungsbedarf im Umgang mit psychosozial belasteten Kinder und Jugendlichen und solchen mit Fluchterfahrungen und wünschen sich Supervision und Coaching in diesen Bereichen.

Unzureichende Versorgung mit Schulpsycholog*innen

Mehr als deutlich wird aus den Befragungen von Lehrkräften und Schulleitungen im Deutschen Schulbarometer, dass die psychosoziale Infrastruktur, die Schulen zur Verfügung steht, und hier vor allem die Versorgung mit Schulpsycholog*innen, weit unterdurchschnittlich und völlig unzureichend ist. Es sind aber gerade die schulpsychologischen Dienste, die Angebote zur Entlastung von Lehrkräften und zur Stärkung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen machen und so zu Wohlbefinden und Qualität in unserem Bildungssystem beitragen könnten.

Und während die Politik den Lehrermangel, den sie mit verursacht hat, bedauert, bleibt sie dort, wo Verbesserungen möglich wären, weiterhin nahezu untätig. Rein rechnerisch kommen in Baden-Württemberg auf eine Schulpsychologin beziehungsweise einen Schulpsychologen über 7.200 Schülerinnen und Schüler.

De facto liegen die Versorgungszahlen jedoch deutlich über 9.000 Schülerinnen und Schülern pro schulpsychologische Fachkraft. Grund: Die tatsächlich vorhandenen beziehungsweise zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte sind durch unbesetzte Stellen, Verzögerungen bei der Wiederbesetzung sowie Nichtbesetzung von Stellen, die zum Beispiel durch Elternzeiten vakant sind, um rund ein Viertel reduziert.

Angesichts dieser Versorgungslage sind die 17 Stellen, die aktuell und temporär aus dem Bund-Länder Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ für psychologische Unterstützung finanziert werden, nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Psychische Gesundheit von Lehrkräften nicht aufs Spiel setzen

Die GEW wird nicht müde, weiterhin dafür zu werben und an die Politik zu appellieren, den Ausbau der Schulpsychologie in Baden-Württemberg voranzutreiben und kreative Lösungen wie die Schaffung von Poolstellen zur Sicherung der Schulpsychologischen Versorgung im Land zu fordern. Gut ausgebildete Personen mit Interesse an einer dauerhaften Tätigkeit im schulpsychologischen Dienst in Baden-Württemberg gäbe es genug.

Es ist aktuell wichtiger denn je, dass den Lehrkräften in unserem Land die bestmögliche Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Arbeit zukommt. Nicht nur, um der nachkommenden Generation Gesundheit und eine gute Bildung zu ermöglichen, sondern auch, um den Lehrerberuf wieder attraktiv zu machen und die psychische Gesundheit von Lehrkräften nicht weiter aufs Spiel zu setzen.

Kontakt
Ute Kratzmeier
Referentin für allgemeinbildende Schulen
Telefon:  0711 21030-25