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Dualer Lehramtsmaster

Die neuen Wege ins Lehramt sind noch unausgegoren

Das Land hat einen Modellversuch zur dualen Lehramtsausbildung auf den Weg gebracht. Die GEW steht Projekten offen gegenüber, die neue Zielgruppen für den Lehrkräfteberuf begeistern und attraktive Studienbedingungen schaffen.

Junge Person schaut nach oben
Foto: stockfour / iStock

Das Kultusministerium und das Wissenschaftsministerium haben sich mit der dualen Lehramtsausbildung ein ambitioniertes Projekt vorgenommen, bei dem noch viele Fragen offen sind. So blieb bei der Pressekonferenz Ende Juli die Nachfrage nach der Ausgestaltung der Vergütung während des Masterstudiengangs unbeantwortet. Ebenso blieb das genaue Konzept für eine sinnvolle Verzahnung zwischen Theorie und Praxis im Dunkeln. Ohne diese Verzahnung kann eine Lehrkräftebildung nicht gelingen.

Auch die Hochschulen wurden vom Modellversuch überrascht. Angeblich wurden die beteiligten Hochschulen erst einen Tag vor der Pressekonferenz darüber informiert, dass sie diesen Modellversuch durchführen sollen. Von anderen Hochschulen ist zu hören, dass sie froh sind, dass sie nicht dafür ausgewählt wurden. Neben den inhaltlichen und konzeptionellen Fragen müssen jetzt unter Zeitdruck auch noch schwierige Fragen bei der Gestaltung der rechtlichen Grundlagen wie Prüfungsordnungen geklärt werden. Dies rechtssicher bis zum Beginn des Wintersemesters 2024/2025 zu schaffen, ist ein ehrgeiziges Ziel.

Die Nachfrage nach der Ausgestaltung der Vergütung während des Masterstudiengangs blieb bei der Pressekonferenz unbeantwortet.

Es ist wichtig und richtig, dass die beiden Ministerien einen ersten Schritt für Veränderungen in der Lehrkräfteausbildung tun. Seit der Reform der Lehramtsstudiengänge im Jahr 2015 haben Wissenschaftsministerium und Kultusministerium nichts mehr getan. Es ist aber höchste Zeit. Seit Jahren weist die GEW auf der Grundlage wissenschaftlicher Studien auf den wachsenden Lehrkräftemangel hin. Eine Erhöhung von Studienplatzkapazitäten, für die sich die GEW bei den Grundschulen mit Erfolg stark gemacht hat, kann zu einer dauerhaften Lösung des Problems aber nur einen Teil beitragen. Vor allem braucht es attraktive Studien- und anschließend Arbeitsbedingungen, damit sich junge Menschen für den Weg ins Lehramt entscheiden und nach dem Studium erst im Vorbereitungsdienst und dann im Klassenzimmer ankommen.

Mit dem Fachkräftemangel in allen Bereich wächst die Konkurrenz um gut ausgebildete junge Menschen. In vielen anderen Bereichen hat man sich schon vor Jahren auf den Weg gemacht, attraktivere Rahmenbedingungen zu schaffen, die an der Lebensrealität junger Menschen orientiert sind. Hier hat das Land als Arbeitgeber deutlichen Nachholbedarf. Attraktive Wege ins Lehramt sind ein erster Schritt, dem noch viele folgen müssen: A13 für alle Lehrkräfte, Sommerferienbezahlung nach dem Referendariat, um nur eine Auswahl zu nennen.

Vor dem Hintergrund der Pläne für einen dualen lehramtsbezogenen Masterstudiengang ist es der GEW ein Anliegen, dass Praxisbezug und Wissenschaftlichkeit bei der Lehrkräftebildung in einem ausgewogenen Verhältnis stehen.

In einer Pressekonferenz Ende Juli haben Kultusministerin Theresa Schopper und Wissenschaftsministerin Petra Olschowski ihre Pläne für einen dualen Masterstudiengang im Lehramt erläutert. Die Modellversuche starten im Wintersemester 2024 / 2025 an der PH Karlsruhe (Sekundarstufe I), Uni Stuttgart (Berufliche Schulen) und Uni Freiburg (Gymnasium), jeweils in enger Zusammenarbeit mit den Ausbildungsseminaren. Pro Jahrgang soll es jeweils Platz für 20 Studierende geben.

Mit dem Modellversuch wollen die beiden Ministerien nicht nur neue Wege in der Lehrkräfteausbildung beschreiten, sondern auch neue Zielgruppen erschließen. Der angedachte duale Masterstudiengang ist für Bachelorabsolvent*innen von Fachstudiengängen außerhalb des Lehramts in sogenannten Mangelbereichen geöffnet. An der PH Karlsruhe und der Uni Freiburg betrifft das die Fächer Informatik oder Physik (erstes Fach) sowie Mathematik (zweites Fach), an der Uni Stuttgart Elektro- oder Informationstechnik (berufliches Fach) sowie Mathematik (zweites Fach).

Neben der neuen Zielgruppe wartet das Konzept mit weiteren Veränderungen auf. Bisher dauert der Masterstudiengang vier Semester, daran schließt sich der 18-monatige Vorbereitungsdienst an. Der duale lehramtsbezogene Masterstudiengang soll einschließlich des Vorbereitungsdienstes drei Jahre dauern. Neben der Verkürzung der Ausbildungsdauer soll eine durchgehende Vergütung die Attraktivität des Studiengangs erhöhen.

Kern des neuen Masterstudiengangs soll eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis bilden. Theoretische Phasen an der Hochschule sollen im ständigen Wechsel mit praktischen Phasen an der Schule stehen. In diesen Phasen werden die Studierenden von den Seminaren betreut.

Jetzt ist es an den beiden Ministerien, gemeinsam mit den Expert*innen vor Ort an den Hochschulen und Ausbildungsseminaren die Rahmen- und Eckpunkte in ein rundes und ausgewogenes Konzept zu gießen, das – nach einer Evaluation der Modellprojekte – auf weitere ­Standorte und Studiengänge übertragbar ist. Der jetzt gestartete Modellversuch mit 60 Studierenden kann allerdings erst in vielen Jahren eine Grundlage für einen quantitativ wirksamen alternativen Weg ins Lehramt sein. Derzeit fehlen in den Grundschulen und vor allem in den SBBZ die meisten Lehrkräfte. Deshalb ist es unverständlich, warum die Landesregierung hier nicht handelt. Warum beide Lehrämter beim Modellversuch fehlen, haben die Ministerien nicht erklärt.

Kontakt
Katharina Huss
Referentin für Studierendenarbeit
Telefon:  0711 21030-48