Junge GEW Südbaden neu gegründet
Digitalen Unterricht voranbringen und Sommerarbeitslosigkeit stoppen
Die Junge GEW Südbaden ruft alle Beschäftigten im Bildungswesen auf, sich zu vernetzen, gemeinsam die aktuellen Herausforderungen in Corona-Zeiten anzugehen und die dafür angemessene Anerkennung ihrer Arbeit einzufordern.
Angesichts der größer werdenden Herausforderungen in der Schule haben sich in Südbaden 20 jüngere Lehrer*innen und Referendar*innen zusammengeschlossen und die Junge GEW Südbaden neu gegründet. Die Lehrer*innen und Referendar*innen kritisieren zum einen die sich verschärfende Bildungsungerechtigkeit bei den Schüler*innen und zum anderen die mangelnde Unterstützung und Wertschätzung des Landes, was den digitalen Unterricht angeht.
Valerie Jakob aus Freiburg sorgt sich um die Schüler*innen aus bildungsbenachteiligten Haushalten: „Während der Schulschließung wurde sehr deutlich, dass es an grundsätzlichen Voraussetzungen für ein gutes Homeschooling mangelt. Die Bedingungen für eine aktive und erfolgreiche Teilhabe an den Fernlernangeboten waren offensichtlich sehr unterschiedlich. Während in einer Familie ein Drucker und mehrere Endgeräte für die Kinder zur Verfügung standen, hatten andere Haushalte nicht einmal einen ruhigen Ort zum Lernen, ganz abgesehen von der technischen Ausstattung oder der elterlichen Befähigung, bei technischen oder inhaltlichen Problemen auszuhelfen.“
Das Land Baden-Württemberg stehe in der Pflicht, die Rahmenbedingungen für eine gelungene Digitalisierung der Schulen zu schaffen. Die Landesregierung sollte dieser endlich mit einer angemessenen materiellen und personellen Ausstattung der Schulen nachkommen. Die Junge GEW hält es für verantwortungslos, dass die Landesregierung einen erneuten Anstieg der Arbeitsbelastung junger Berufseinsteiger*innen auf das Niveau der Hochphase der Corona-Zeit riskiert. „Nicht zuletzt aufgrund der andauernden Beurteilung von Dienstanfänger*innen ist nicht jede junge Lehrkraft in einer Position, in der sie sich gegen zusätzliche Aufgaben, die von Eltern oder Schulleitungsseite an sie herangetragen werden, zur Wehr setzen kann“, sagt Joachim Schweizer aus Lörrach.
„Ich arbeite schon immer für die Unterrichtsvorbereitung zuhause auf meinem privaten Computer. Dank Corona bin ich nun auch für Schüler*innen permanent über den Schulmessenger auf meinem privaten Handy erreichbar“, sagt Valerie Jakob. Durch das Homeschooling ist auch abgesehen von den Arbeitsmitteln die Trennung von Schule und Privatleben zunehmend schwieriger geworden. Gerade für die jungen Lehrer*innen, die mitten im Berufseinstieg stecken und womöglich zudem kleine Kinder zuhause haben, stellt das eine enorme Belastung dar.
Kim Schuchhardt aus Stockach sagt: „Wenn wir im nächsten Schuljahr keine größeren Einbußen in Leistung und Gesundheit der Beschäftigten im Bildungswesen riskieren möchten, müssen die Entscheidungsträger*innen dringend tragfähige Lösungen für die Frage entwickeln, wie Arbeit und Arbeitszeit im Falle einer zweiten Corona-Welle organisiert werden können.“
Junge Lehrkräfte nicht noch weiter benachteiligen
Die Junge GEW fordert, unbedingt darauf zu achten, dass gerade die jungen Lehrer*innen, die sowieso schon mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf kämpfen, nicht noch weiter benachteiligt werden. „Im nächsten Schuljahr brauchen wir hier dringend Konzepte im Bereich des Personalwesens, die auch mit größeren Ausfällen von Lehrkräften zurechtkommen“, ergänzt Valerie Jakob.
Joachim Schweizer kritisiert die Personalarbeit der Landesregierung: „Gerade vor dem Hintergrund der angespannten Personalsituation während Corona erscheint es umso absurder, dass die Landesregierung zum Schuljahresende wiederholt Tausende angestellte Lehrer*innen und Referendar*innen kündigt, nur um sie im neuen Schuljahr wieder einzustellen. Mit dieser Handhabung werden gerade junge Lehrer*innen ganz sensibel getroffen. Wer kann schon zu Beginn seines oder ihres Berufslebens mal eben einen Monat Sommerferien finanziell überbrücken? Dieses Vorgehen empfinde ich als respektlos gegenüber den oft hochmotivierten und leistungsstarken jungen Lehrkräften.“
Die Junge GEW ruft alle Beschäftigten im Bildungswesen auf, sich zu vernetzen, gemeinsam die aktuellen Herausforderungen anzugehen und die dafür angemessene Anerkennung ihrer Arbeit einzufordern. Da die Junge GEW Südbaden derzeit nur aus Lehrer*innen besteht, solidarisiert sie sich mit den Bemühungen der anderen Berufsgruppen innerhalb der GEW, ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern. Bildung ist mehr wert.