Digitale Bildungsplattform
Digitaler Arbeitsplatz auf dem Weg
Das Kultusministerium setzt beim „digitalen Arbeitsplatz für Lehrkräfte“ nicht mehr auf MS 365. Nun soll das Modul mit dem Programm dPhoenixSuite umgesetzt werden. Damit erhalten Lehrkräfte auch eine landeseinheitliche dienstliche E-Mail-Adresse.
Bei der modular aufgebauten digitalen Bildungsplattform soll bald ein neuer Baustein hinzukommen. Neben den Lernmanagementsystemen Moodle und Itslearning, dem Videokonferenzsystem BigBlueButton sowie dem Messengerdienst Threema will das Kultusministerium (KM) den Lehrkräften nun einen digitalen Arbeitsplatz (DAP) zur Verfügung stellen. Lehrkräfte erhalten damit Zugriff auf Programme zur Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationserstellung sowie Kollaboration. Auch ein Cloudspeicher und die von der GEW lange geforderte dienstliche E-Mail-Adresse sind geplante Bestandteile des DAP.
Es ist der zweite Anlauf. Zuvor wurde bereits ein Pilotbetrieb auf Basis des Programms MS 365 (Microsoft) durchgeführt. Das Projekt hat der Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit Baden-Württemberg (LfDI) eng begleitet. In der abschließenden Bewertung äußerte er aber erhebliche datenschutzrechtliche Bedenken und empfahl, nach einer alternativen Lösung zu suchen. Das KM folgte der Empfehlung und kündigte zunächst eine erneute Ausschreibung für diese Komponente an.
Die Entscheidung war für die GEW zwar nachvollziehbar: Der Dienstherr muss sicherstellen, dass die Beschäftigten rechtssicher mit digitalen Anwendungen arbeiten können. Gleichzeitig wäre damit wieder ein mehrjähriges Ausschreibungs- und Vergabeverfahren verbunden gewesen. Lehrkräfte würden so weiterhin auf die seit 2015 angekündigte Office-Lösung warten müssen.
Daher begrüßt die GEW, dass das KM nun dPhoenixSuite über Dataport beziehen möchte. Dataport ist ein IT-Dienstleister für die öffentliche Verwaltung und wird als Anstalt öffentlichen Rechts von mehreren Bundesländern getragen. Als Mitglied der länderübergreifenden Genossenschaft govdigital kann auch Baden-Württemberg dieses Produkt nutzen.
Evaluation der Pilotprojekte gestartet
Aktuell wird die Anwendung in einem Pilotprojekt erprobt. Dabei testen Lehrkräfte aller Schularten die Programme. In zwei Phasen erhöht sich die Anzahl zunächst auf insgesamt etwa 30 Schulen. Seit Ende Januar wird der Pilotversuch evaluiert. Wie bei MS 365 begleitet der LfDI auch diese Maßnahme. Positiv zu bewerten ist, dass die Daten der Open-Source-Lösung in einem Rechenzentrum in Deutschland verarbeitet werden. Dennoch bleiben die Ergebnisse der Auswertung abzuwarten. Dann wird sich zeigen, ob das Produkt den schulischen und datenschutzrechtlichen Anforderungen gerecht wird. Abhängig vom Erfolg der Erprobung könnte die dPhoenixSuite den Schulen zeitnah zur Verfügung gestellt werden.
Das Office-Paket basiert auf der Online-Anwendung Collabora. Diese wurde mittlerweile auch in Itslearning integriert und soll ebenfalls in Moodle eingebunden werden. Für den Onlinespeicher dient Nextcloud als Grundlage. Schließlich soll die landeseinheitliche dienstliche E-Mail-Adresse über die Webanwendung dPhoenixMail bereitgestellt werden.
BelWü stellte Dienste für Schulen ein
Viele Schulen haben neben Moodle bislang auch ihre E-Mail-Adressen über das Landeshochschulnetz BelWü betrieben. Diese Dienste werden aber sukzessive eingestellt. Moodle soll durch einen neuen Anbieter bereitgestellt werden. Hinsichtlich der E-Mail-Postfächer hat die GEW bereits deutlich gemacht, dass das Angebot über BelWü erst dann auslaufen darf, wenn sichergestellt ist, dass alle Lehrkräfte dPhoenix Mail nutzen können.
Der digitale Arbeitsplatz ist vorerst der letzte Baustein der digitalen Bildungsplattform. Der Zugriff auf alle Module soll über eine zentrale Anmeldeseite erfolgen. Durch ein so genanntes Identitätsmanagementsystem (IdAM) können sich Lehrkräfte mit ihrem Benutzernamen und einem Passwort einloggen und die einzelnen Anwendungen auf einem Dashboard – ähnlich einer Kachelübersicht – auswählen.
Die Entwicklung ist aus Sicht der GEW grundsätzlich positiv. Allerdings steht jetzt schon fest, dass es weiterhin Handlungsbedarf geben wird und offene Fragen geklärt werden müssen. Dazu gehört beispielsweise, wie eine sichere digitale Kommunikation mit Schüler*innen und Eltern gewährleistet werden kann. Am Ende brauchen alle Lehrkräfte auch die entsprechenden Geräte, um mit der digitalen Bildungsplattform in Schule und Unterricht arbeiten zu können.