Editorial
Die Landesregierung steht mit dem Koalitionsvertrag im Wort, die Entlastung der Schulleitungen auszubauen. Die Schuldenbremse darf diesem berechtigten Anliegen nicht im Weg stehen, meint die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein.
Liebe Schulleiter*innen, liebe Kolleg*innen,
heute geht es mir um die stellvertretenden Schulleitungen. Wer hat nicht schon den Satz gehört, als stellvertretende*r Schulleiter*in sei man weder Fisch noch Fleisch?
Nicht mehr Teil des Kollegiums, aber auch nicht in der klaren Position Schulleiter*in, der Ansprechperson für Schulaufsicht, Presse, Schulträger und viele andere. Besonders für diejenigen, die sich aus dem eigenen Kollegium heraus erfolgreich auf diese Position beworben haben, ist es manchmal nicht leicht auszuhalten, wenn sie spüren, dass sie nicht mehr „normaler“ Teil des Kollegiums sind. Sie haben da
durch viel aufgegeben.
Wer von uns hat nicht schon einmal über die Einsamkeit dieser gefühlten Zwischenposition nachgedacht? Sie beinhaltet viel Verantwortung, viel zu organisieren, oft auch Gefühle der Überforderung, aber in vielen Fällen keine endgültige Entscheidungshoheit, weil die ja bei der Schulleitung liegt. In Konfliktsituationen oder bei Meinungsverschiedenheiten ist dennoch klar, wer die Entscheidungen treffen kann
und muss – die Schulleitung, nicht die stellvertretende Schulleitung. Und so bleibt oft das Gefühl der Zwischenposition…
Gerade kürzlich habe ich wieder von einer Person gehört, die ihre Position zugunsten der Rückkehr ins Kollegium verlassen hat. Wer einmal das Glück haben durfte, Teil eines guten Kollegiums zu sein, wird verstehen, dass das, besonders in stressigen Zeiten wie diesen, eine schöne Vorstellung sein kann. Nicht mehr den Vertretungsplan mit all seinen Tücken und Herausforderungen erstellen zu müssen sowie viele andere wichtige Aufgaben für die Schule, sondern stattdessen wieder ein Teil einer stärkenden Gruppe sein – das kann sich sehr verlockend anfühlen. Seien wir also alle achtsam mit den Konrektor*innen, mit den stellvertretenden Schulleitungen. Ohne sie geht es nicht. Wir alle, die Schulen brauchen sie – und sie brauchen unser aller Wertschätzung und Anerkennung.
Herzliche Grüße Ihre
Monika Stein