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Glosse: Die Gelassenheit des Alters

Frank Orthen (GEW-Personengruppe Schulleitungsmitglieder) wird im ALter zunehmend gelassener ...

Dass ich älter werde, hat auch so seine Vorteile. Erstens rege ich mich nicht mehr so schnell auf wie in jüngeren Jahren und zweitens bekam ich tatsächlich vor einigen Wochen in der Straßenbahn von einer jungen Frau den Sitzplatz angeboten. Wie sie darauf kam, erschließt sich mir bis heute nicht. Da ich gerade einmal zweiundfünfzig bin, fand ich das ganz schön unverschämt und habe dann den Platz einer Frau um die achtzig überlassen, die diesen gerne annahm und mir zum Dank ausführlich erzählte wie furchtbar betrunken doch die jungen Leute auf dem Wurstmarkt in der Pfalz gewesen waren. Flucht war nicht möglich, die Straßenbahn brechend voll.

Dass es anschließend in der S-Bahn roch, als ob eine Horde vergleichbar brechend voller Klingonen sich nach dem Dürkheimer Wurstmarkt im Abteil erleichtert hätte, sei nur am Rande bemerkt. Ein gnädiger Bahnbediensteter hatte die Kippfenster geöffnet. Immerhin. Platz war in jenem Zugteil vorhanden. Nicht verwunderlich, aber auch immerhin.

War dies auch nur eine kleine, so bildet doch jede Reise. Darum fahren schließlich auch regelmäßig Lehrer*innen mit ihren Klassen ins Landheim, begeben sich auf Austausch- oder Studienfahrt, planen die ganze Veranstaltung akribisch, holen Angebote ein, informieren Eltern auf Klassen- oder Kurspflegschaftssitzungen und dürfen nunmehr Verträge mit Eltern abschließen, die besagen, dass bei dieser schulischen Veranstaltung die Eltern einen privaten Vertrag mit einem Reiseveranstalter abschließen, der weder deren Namen kennt noch irgendwelche anderen Informationen über die Beförderungsfälle hat (ich liebe diesen Begriff aus Bundesbahnzeiten); dürfen alles über ein Treuhandkonto abrechnen, das es nicht gibt, wundern sich über Regierungspräsidien die jene Vertragsideen urplötzlich auf Veranlassung des Kultusministeriums verlautbaren und bisherige Regelungen sausen lassen, wundern sich, dass es eines Gespräches der GEW mit dem Kultusministeriums bedarf, damit die Regelungen zur Haftung vom Kultusministerium klar gestellt werden, um dann zwar nicht am Hauptbahnhof direkt in den Flughafen einzusteigen, sich jedoch von Eltern einen schönen Urlaub wünschen zu lassen und dort, am Flughafen, festzustellen; dass sie keine Lust mehr auf die Arbeit morgen haben und nun einfach Lehrer*in werden wollen.

Sie blicken ob dieses Satzmonsters nicht mehr durch und fragen sich, was das alles miteinander zu tun hat? Nichts. Aber ich rege mich nicht mehr auf.