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Eine Reform der Oberstufe im Beruflichen Gymnasium ist fällig

Im Jahr 2002 hat Baden-Württemberg die gymnasiale Oberstufe reformiert und die Grund- und Leistungskurse abgeschafft. Seitdem sind 15 Jahre vergangen, in denen sich die Schullandschaft und ihre Schüler/innen verändert haben.

Mit der Abschaffung der Grund- und Leistungskurse hat Baden-Württemberg den denkbar schlechtesten Weg gewählt. Seither müssen an den allgemeinbildenden Gymnasien alle Schüler/ innen fünf Fächer auf erhöhtem Niveau, also dem früheren Leistungskursniveau, aber mit einer niedrigeren Stundenzahl (früher fünf, heute vier) belegen.

An den Beruflichen Gymnasien müssen aktuell mindestens vier Fächer auf erhöhtem Niveau belegt werden: Deutsch, Mathematik, eine Fremdsprache (jeweils vierstündig) und das Profilfach (sechsstündig). Am Technischen Gymnasium muss zusätzlich noch eine vierstündige Naturwissenschaft belegt werden. Darüber hinaus können die Schüler/innen weitere Fächer auf erhöhtem Niveau wählen: Eine weitere Fremdsprache und/oder eine vierstündige Naturwissenschaft.

KMK ändert Vorgaben

Im Dezember 2016 hat nun die Kultusministerkonferenz KMK die Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe in der Sekundarstufe II geändert. Die Umsetzung ist für 2018 geplant. Zu den wichtigsten Änderungen gehört, dass an den Beruflichen Gymnasien nur noch maximal fünf Fächer auf erhöhtem Niveau belegt werden können. Das Kultusministerium ist somit gezwungen, die Abiturverordnungen anzupassen. Dies kann durch eine Einschränkung der bisherigen Wahlmöglichkeiten für die Schüler/innen geschehen oder durch Einführung von zwei Niveaustufen in den Fächern Deutsch, Mathematik und den Fremdsprachen Niveau A. Des Weiteren hat das KM beschlossen, bis 2018 die Bildungspläne für die Beruflichen Gymnasien zu überarbeiten.

Verschiedene Niveaustufen anbieten

Der Zeitpunkt für eine Reform ist also momentan so günstig wie nie. Die GEW setzt sich daher für eine Neuausrichtung der gymnasialen Oberstufe ein, die das Ziel hat, zukünftig in den Jahrgangsstufen mehr Differenzierung zu ermöglichen und zu einem System mit verschiedenen Niveaustufen, vergleichbar mit Grund- und Leistungskursen, zu kommen. Die GEW fordert in den Fächern Deutsch, Mathematik und den Fremdsprachen eine Wahlmöglichkeit. Die GEW setzt sich dafür ein, die Profilfächer der Beruflichen Gymnasien weiterhin bei sechs Wochenstunden zu belassen und die zwei- und vierstündigen Naturwissenschaften beizubehalten.

Gründe für eine stärkere Differenzierung

Den Schüler/innen soll es wieder möglich sein, stärker gemäß ihrer Fähigkeiten, Fertigkeiten und vor allem ihrer Wünsche und Ziele ihre Schwerpunkte bei der Fächerwahl zu setzen. Das oberste Ziel ist und bleibt natürlich der Erwerb der Kompetenzen, die sie brauchen, um die allgemeinen Hochschulreife zu erreichen.

Durch die Beibehaltung von vier Wochenstunden für das grundlegende Niveau in Deutsch, Mathematik und der Fremdsprache stünde mehr Zeit für die Vermittlung grundlegender Kompetenzen zur Verfügung; eine Verschlechterung des Leistungsniveaus beim Abitur wäre daher nicht zu befürchten.

Das Ziel der gymnasialen Oberstufe und des Abiturs ist die Vermittlung der Studierfähigkeit. Zweifellos haben Kenntnisse in Deutsch, Mathematik und den Fremdsprachen eine wichtige Bedeutung. Hierfür wäre allerdings die verpflichtende Belegung dieser Fächer auf grundlegendem Niveau ausreichend. Die Möglichkeit der Belegung einzelner Fächer auf erhöhtem Niveau könnte das Erreichen der Studierfähigkeit noch in besonderem Maße unterstützen.

Eine Differenzierung in zwei Niveaustufen in den Fächern Mathematik, Deutsch und den Fremdsprachen böte viel mehr Spielraum für Differenzierung und Individualisierung im Unterricht und eröffnete neue Möglichkeiten, sowohl schwache als auch leistungsstarke Schüler/innen individuell zu fördern.