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Kommentar zum Lehrermangel: So kann es nicht weitergehen!

Die GEW-Landesvorsitzende, Doro Moritz, kritisiert das Land für seine Planung des Lehrkräftebedarfs. Die Unterrichtsversorgung verschlechtert sich weiter, weil aufgrund des Bewerbermangels viele Stellen unbesetzt bleiben.

Demonstration gegen den Lehrermangel
Demonstration gegen den Lehrermangel (Foto: © imago)

Zum neuen Schuljahr werden wieder rund 5.000 Lehrkräfte eingestellt. Es sind allerdings fast nur Ersatzeinstellungen. Die Unterrichtsversorgung verschlechtert sich weiter, weil aufgrund des Bewerbermangels viele Stellen unbesetzt bleiben. Das ist das Ergebnis des jahrelangen und andauernden Versagens der Politik und des Kultusministeriums bei der Planung des Lehrkräftebedarfs.

Anstatt der erwarteten Entspannung an den Schulen sorgen die ernüchternden Stellenbesetzungen für Frust und Demotivation – auch bei Bewerber/innen, die kein Angebot bekommen.

So ärgerlich die Fehlplanung ist – noch erschreckender ist die Hilflosigkeit, mit der Kultusministerin Susanne Eisenmann die nicht vorhandenen Lösungen für die Versorgungsmisere überspielt. Wie ein Mantra schiebt sie die Hoffnung auf Entspannung auf das Jahr 2021. Dann soll die Pensionierungswelle abgebaut sein und die Zahl der  Bewerber/innen für die freien Stellen ausreichend sein.

Diese Annahme hält die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) für falsch. Und selbst wenn: Wenn nur die freiwerdenden Stellen besetzt werden, gibt es keinerlei Spielraum für pädagogische Verbesserungen und für die Entlastung der Lehrkräfte. Das trifft vor allem die Grundschulen, die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) und die Inklusion.

Es ist ein Armutszeugnis, wie die Kultusverwaltung versucht, mit Hilfsprogrammen und Stückwerk die riesigen Löcher in der Unterrichtsversorgung zu stopfen. Dazu gehört auch der Einsatz von Gymnasiallehrkräften an den Grundschulen, der auf mäßige Resonanz stößt und alle Beteiligten vor große Herausforderungen stellt.

In keinem anderen Bundesland existiert so viel politische Passivität. In Baden-Württemberg gibt es bis heute nicht genug Studienplätze für die Lehrämter Sonderpädagogik und Grundschule. Es fehlen Konzepte zur Weiterqualifizierung der sogenannten Nichterfüller/innen. Stattdessen wird die feste Vertretungsreserve in den Pflichtunterricht eingeplant, Anrechnungsstunden werden weiter gekürzt und Fortbildungen eingeschränkt. Der Bewerberüberhang im gymnasialen Bereich wird nicht für Verbesserungen, zum Beispiel den Ausbau der Vertretungsreserve, genutzt.

Andere Bundesländer binden die befristet Beschäftigten durch die Bezahlung der Sommerferien und entfristen Verträge, bezahlen A13 für alle wissenschaftlichen Lehrkräfte oder führen wie Sachsen eine Zulage in Höhe von 1.000 Euro für Referendar/innen ein, die aufs Land gehen.

Die GEW Baden-Württemberg hat die Befristungspraxis erfolgreich in den regionalen und bundesweiten Medien thematisiert. Kultusministerin Eisenmann verteidigt die prekären Beschäftigungen mit Zähnen und Klauen. Obwohl sich dahinter, neben der Versorgung, auch Schicksale verbergen. So sorgt sich zum Beispiel ein Kollege, der mehrfach befristet eingestellt wurde, um seine Ehefrau. Ihr Visum läuft Ende des Jahres aus und sie kann nicht eingebürgert werden, weil ein unbefristeter Arbeitsvertrag fehlt, den der Gymnasiallehrer erst zum Schuljahr 2019/20 an einer Grundschule bekommen wird.

Nicht nur schlechte Lernbedingungen, auch schlechtere Arbeitsbedingungen sind kontraproduktiv für die angeblich so wichtige Qualität an den Schulen. Sie führen zu Ausfällen und schrecken vom Lehramtsstudium ab. Natürlich wird sich die GEW trotz Lehrermangel und Sparmaßnahmen wie seit Jahren weiterhin für bessere Arbeitsbedingungen stark machen. Der Ball liegt bei der grün-schwarzen Landesregierung – sie muss endlich handeln.