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Lehrkräfteversorgung

Personelle Ausstattung überwiegend schlecht

Die GEW wollte im November 2021 wissen, wie gut Schulen aktuell mit Lehrkräften versorgt sind. 397 Schulleitungen antworteten auf eine nicht repräsentative Blitzumfrage. Von „sehr gut" bis „katastrophal“ schwankten die Rückmeldungen.

Verzweifelte Lehrerin im Klassenzimmer
Foto: © imago

Die Schulleitungen konnten die Versorgung ihrer Schule mit Lehrkräften mit gut/sehr gut, mittelmäßig oder schlecht/sehr schlecht bewerten. Gefragt war die Selbsteinschätzung. Auch der ergänzende Bereich sollte mitbedacht werden.

Der Anteil der positiven Rückmeldungen mit 59 Prozent aus den beruflichen Schulen ist – im Vergleich zu der Lage in den anderen Schularten – am besten. Sehr schlecht sieht es bei den Gemeinschaftsschulen, den Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ), den Realschulen und den Werkrealschulen aus. Grundschulen und Gymnasien melden im Schnitt zu 40 Prozent eine gute Versorgung. Dieser erste Blick zeigt: Eine ausreichende Lehrerversorgung gibt es in keiner Schulart, nicht mal annähernd.

Zwei Holzklötze zeigen jeweils ein lachendes und ein trauriges Gesicht.
Die GEW wollte wissen, wie gut Schulen aktuell mit Lehrkräften versorgt sind. (Foto: © imago)

Gründe für eine gute Versorgung

Schulen, die mit ihrer personellen Ausstattung zufrieden sind, berichten von einer „guten Zuweisungspolitik des Schulamts“ oder „einer hervorragenden Unterstützung durch das Regierungspräsidium Stuttgart (RP)“. Auch sinkende Schülerzahlen an der Schule, das gute Klima im Kollegium, der gute Ruf der Schule, eine attraktive Stadt oder Region, Aufstockungen von Deputaten, ein niedriger Krankenstand zum Zeitpunkt der Befragung, selbst Glück oder Zufall werden genannt. Mehrmals weisen auch Schulleitungen darauf hin, dass der guten Versorgung eine lange Durststrecke vorausging oder dass nur ja niemand krank werden dürfe, damit die Lage nicht kippe. Vor allem an kleinen Schulen könne ein Ausfall einer Vollzeitkraft kaum kompensiert werden.

Gründe für schlechte Versorgung

So erfreulich Schwangerschaften sind, sofortige Freistellungen der Kolleg*innen vom Präsenzunterricht sind sehr schwer zu stemmen. Nimmt man noch die Krankheitsfälle hinzu, kommt die Kompensation dieser Ausfälle der Quadratur des Kreises gleich. Denn der Vertretungspool ist meist nach Schuljahresbeginn aufgebraucht. Viele Schulen sind schon seit Schuljahresanfang unterversorgt, insbesondere wegen Bewerbermangel. Dieser ist besonders ausgeprägt in als unattraktiv empfundenen Gebieten des Landes (keine Pädagogische Hochschule oder Uni in der Nähe, ländlicher Raum). Die Corona-Pandemie verschärft die Lehrkräftesituation, zum Beispiel durch Quarantäne und Corona-Erkrankungen im Kollegium.

Folgen der schlechten Versorgung

Um den Schulbetrieb aufrecht erhalten zu können, werden Klassen zusammengelegt, Unterricht wird gekürzt oder verschoben, ergänzende oder inklusive Angebote und der Ganztag werden gleich ganz gestrichen. Massive Überstunden, Vertretungsstunden von Schulleitungen, Einsatz von „Nichterfüller*innen“, Student*innen, (zeitweise) Aufstockungen der Deputate der Teilzeitkräfte und vieles mehr sind der Alltag an vielen Schulen.

Drei Folgen lassen sich aus den vielen Berichten herausgreifen, die besonders gravierend sind: Zuerst die große Arbeitsbelastung der Schulleitungen und der Kolleg*innen, die noch an Bord sind. Zweitens die Schwierigkeit, mit oft wechselnden Personen ein gutes und aufeinander eingespieltes Team zu bleiben beziehungsweise zu werden, und drittens die Schul- und Unterrichtsqualität unter diesen Gesamtbedingungen aufrecht zu erhalten, von Weiterentwicklung gar nicht zu reden.

Schon 2018/2019 führte die GEW eine umfassende Befragung zu den Arbeitsbedingungen an Schulen durch. Dabei wurde die „Kollegialität“ von fast allen Befragten als großes Plus genannt, wenn der Schulalltag gut bewältigt werden soll. Dies gilt auch für den Umgang mit dem Lehrkräftemangel. Beispielhaft schildert dies die Schulleitung einer Grundschule: „Wir reden offen miteinander über unsere Schwierigkeiten und auch die damit verbundene Belastung für jede von uns. Wir unterstützen uns gegenseitig so gut es geht, jede ist für jede da und bereit, im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu helfen. Wir alle haben große Sorge, fast Ängste, was passiert, wenn eine Kollegin von uns und/oder deren Kind/er erkranken und sie somit ausfällt.“

Kontakt
Ute Kratzmeier
Referentin für allgemeinbildende Schulen
Telefon:  0711 21030-25