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Warnstreiks am internationalen Frauentag

Bis 2025 fehlen 40.000 Erzieher*innen in Baden-Württemberg

Mehr als 5.000 Beschäftigte im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst haben in Freiburg, Karlsruhe, Mannheim, Reutlingen, Singen, Stuttgart und Tübingen gestreikt. Die Tarifrunde ist unter anderem ein Kampf gegen die Benachteiligung von Frauen.

Über 5.000 Beschäftigte haben sich in Baden-Württemberg am internationalen Frauentag an den Warnstreiks im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst beteiligt. Gestreikt wurde in Freiburg, Karlsruhe, Mannheim, Reutlingen, Singen, Stuttgart und Tübingen. An den von Verdi ausgerufenen und von der GEW unterstützten Streiks beteiligten sich auch viele GEW-Mitglieder. Bereits gestern fanden Streiks in Esslingen, Lörrach und Offenburg statt. Die GEW-Kampagne zur Tarifrunde steht unter dem Motto „Wir sind die Profis“.

Auf der Kundgebung in Freiburg sagte die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein vor über 600 Teilnehmer*innen: „Jetzt sollen Kinder aus der Ukraine in unseren Kitas einen sicheren Ort finden und brauchen zusammen mit ihren Familien dringend die Unterstützung durch Profis. Diese fehlen, weil die Verantwortlichen beim Bund, im Land und bei den Trägern nicht bereit sind, die Beschäftigungsbedingungen zu verbessern. Wir können nicht akzeptieren, dass soziale Berufe schlecht entlohnt werden. Es sind zu 90 Prozent Frauen in den Einrichtungen, die dafür sorgen, dass das politische Versprechen einer Vereinbarkeit von Familie und Beruf überhaupt in Ansätzen möglich ist. Unser Kampf für die Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes ist ein sozialer Kampf gegen Benachteiligung. Die gute Streikbeteiligung macht für die noch mindestens bis Mai andauernde Auseinandersetzung Mut. Die Beschäftigten stehen hinter der gewerkschaftlichen Forderung nach einer besseren Bezahlung und besseren Arbeitsbedingungen im Sozial- und Erziehungsdienst. Die kommunalen Arbeitgeber sollten die Signale richtig deuten und ihre Blockadehaltung aufgeben, die sie in der ersten Verhandlungsrunde an den Tag gelegt haben.“

Der kommunale Sozial- und Erziehungsdienst umfasst die Beschäftigten in Kindertagesstätten, Jugendämtern, in der Schulsozialarbeit, in Schulen und anderen sozialen Einrichtungen. Die Gewerkschaften fordern bessere Arbeitsbedingungen, eine finanzielle Aufwertung und mehr Zeit für Qualität in der Arbeit, etwa durch feste Zeiten für die Vor- und Nachbereitung. Am 21. und 22. März findet die nächste Verhandlungsrunde statt. Die dritte Verhandlungsrunde ist dann am 16. und 17. Mai. Verhandlungsauftakt war am 25. Februar.

Bundesweit arbeiten eine Million pädagogische Fachkräfte im Sozial- und Erziehungsdienst. Direkt betroffen von den Verhandlungen sind rund 330.000 Beschäftigte bei den Kommunen. Für die freien und kirchlichen Trägern sind die Verhandlungen wichtig, da sie häufig den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) anwenden oder sich daran orientieren. In Baden-Württemberg arbeiten in der frühkindlichen Bildung rund 45.000 Beschäftigte bei den Kommunen. Bei den kirchlichen und freien Trägern noch einmal knapp 60.000. Im Land sind weitere 32.000 Beschäftigte in sozialen Diensten und Einrichtungen von den Verhandlungen betroffen.

Bedarf an Erzieher*innen steigt weiter

Laut einer Prognose der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2021 werden bundesweit für eine kindgerechte Personalausstattung bei gleichzeitigem Kitaplatzausbau bis 2030 mehr als 230.000 Erzieher*innen fehlen.

Der Bedarf an Erzieher*innen in Baden-Württemberg steigt weiter. Die aktuellen Ausbildungszahlen reichen nur, um den Ersatzbedarf bis 2025 zu decken. Das zusätzliche Personal für den dringend notwendigen weiteren Ausbau des Kita-Angebots fehlt. Bis 2025 werden zusätzlich 40.000 Erzieher*innen gebraucht, schätzt der Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS).

Die Gewerkschaften verhandeln seit dem 25. Februar 2022 mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) über die Weiterentwicklung der Sonderregelungen und der Tätigkeitsmerkmale für den Sozial- und Erziehungsdienst im Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst. In der ersten Verhandlungsrunde haben die Arbeitgeber kein Angebot vorgelegt.

Kontakt
Matthias Schneider
Landesgeschäftsführer, Pressesprecher
Telefon:  0711 21030-14
Mobil:  0160 4458395