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Kitas und Schulen: „Betreten auf eigene Gefahr!“

Baustelle Bildung

1 Jahr grün-schwarze Bildungspolitik: Bildungsgewerkschaft GEW erwartet Umsteuern in der Bildungspolitik

Bereits nach gut einem Jahr ist die grün-schwarze Landesregierung zum ersten Mal mit größeren Protesten gegen ihre Bildungspolitik konfrontiert. Auch Lehrkräfte und ErziehrInnen aus dem Kreis Reutlingen/Tübingen haben am 30.06.2017 in der Landeshauptstaft demonstriert.

„Grüne und CDU haben viel versprochen. Doch unsere Kitas, Schulen und Hochschulen sind zu Baustellen geworden. Während die Steuereinnahmen sprudeln, will Ministerpräsident Kretschmann und seine Kultusministerin Eisenmann bei der Bildung sparen. Wo bleiben endlich die fehlenden Studienplätze für das Lehramt, warum verdient eine Grundschul­lehrerin mehrere hundert Euro weniger als ihre Kollegen an den weiterführenden Schulen, warum ist die Inklusion in Kitas und Schulen oder der Ethikunterricht den Grünen und der CDU so wenig wert? Die Liste unserer Baustellen in der Bildung ist lang. Wir brauchen mehr Investitionen und eine sofortige Rücknahme der geplanten Streichung von Lehrerstellen“, sagte am Freitag auf dem Stuttgarter Schillerplatz Mathias Dewald, Kreisvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), vor mehreren hundert Demonstran­ten aus ganz Baden-Württemberg.

Delegationen aus Kitas und Schulen errichteten bei der landesweiten GEW-Demonstration unter dem Motto „Baustelle Bildung“ auf dem Stuttgarter Schillerplatz symbolisch eine große „Bildungsbaustelle“ und machten auf die Situation in den Kitas, in Klassenzimmern und anderen Bildungseinrichtungen aufmerksam. Der Protest richtet sich gegen die aktuellen Sparmaßnahmen der Landesregierung und gegen den wachsenden Lehrer- und Fachkräftemangel in Kitas und Schulen, den Mathias Dewald als „hausgemacht“ bezeichnet.

Die Bildungsgewerkschaft geht davon aus, dass sich Schüler und Eltern vor allem an Grund­schulen ab Herbst auf mehr Unterrichtsausfall einstellen müssen. „Wir wissen, dass wir alleine für die Grundschulen bis 2030 zusätzlich 8.000 Lehrkräfte brauchen und überall Sonderpädagogen fehlen. Warum erhöht die Landesregierung nicht endlich die Studien­plätze für Grundschul- und Sonderpädagogik? Wer die Note 2 im Abitur hat, wird es auch in diesem Jahr schwierig haben, einen Studienplatz zu bekommen. Junge Leute meiden die pädagogischen Berufe. Die Grünen und die CDU tun derzeit leider alles dafür, dass dies so bleibt“, sagte Dewald.

Auf der symbolischen „Baustelle Bildung“ in Stuttgart waren gut 50 Beispiele für Baustellen in Bildungseinrichtungen zu finden. Dazu gehörten die fehlenden Lehrkräfte, die fehlende Vertretungsreserve insbesondere für die vielen Pädagoginnen in Mutterschutz und Elternzeit und die Situation der befristeten Lehrer/innen, die auch in diesem Jahr wieder zu Beginn der Sommerferien von der Landesregierung entlassen werden. In den Kitas steigen die Gruppenzahlen, es fehlen Fachkräfte und die Zeit für Fortbildungen und Leitungszeit. In den Hochschulen bekommen die meisten Wissenschaftler/innen nur befristete Verträge und Studierende im Zweitstudium und ausländische Studierende müssen ausgerechnet im reichen Baden-Württemberg ab Herbst wieder Gebühren zahlen.