Ziel des Lehrkräfte-Coachings ist, die berufliche Beziehungskompetenz zu verbessern. Diese Kompetenz ist im Lehrberuf der Schlüssel zum Erhalt der eigenen Gesundheit, was durch wissenschaftliche Wirksamkeitsstudien belegt werden konnte (vgl. Prof. Bauer, b&w 09/2016). Der Ansatz enthält eine ausgewogene Balance zwischen dem Aufbau gesundheitsfördernder Einstellungen und Haltungen und dem Aufbau von Beziehungskompetenz im Hinblick auf alle am Schulleben beteiligten Akteure. Eingeübt wird eine Distanzierung der Psyche vom beruflichen Alltag durch Entspannungsübungen. Mit einer gelassenen und gestärkten Persönlichkeit können Beziehungen besser wahrgenommen werden.
Eine Flucht in die Innerlichkeit, die das System Schule und damit auch seine gesundheitsgefährdenden Rahmenbedingungen (z. B. große Klassen, Zunahme der Aufgaben in der nicht gebundenen Arbeitszeit, Inklusion ohne Ressourcenausstattung) unpolitisch ignoriert, entspricht nicht der Zielsetzung des Lehrkräfte-Coachings.
Zunächst war das Kursprogramm des Coachings für Gruppen mit höchstens 12 Teilnehmer/innen auf 10 Sitzungen je 100 Minuten konzipiert. Dieser Aufwand stellte für viele Kolleg/innen eine zu hohe Anmeldehürde dar. Deshalb hat das Kultusministerium (KM) die Kürzung des Programms auf 6 Sitzungen je 130 Minuten vorgeschlagenen. Der Hauptpersonalrat GHWRGS hat dem zugestimmt und angeregt, den Teilnehmer/innen im Folgejahr weitere Treffen anzubieten.
Das zweite Format der Coachinggruppen besteht aus 1,5-Tages-Kompaktkursen. Ein ganzer Tag wird nach 4 bis 6 Wochen durch ein halbtägiges Nachtreffen vertieft. Der Hauptpersonalrat hat dem KM vorgeschlagen, dieses Modell nicht fortzusetzen. Seine Evaluation zeigte schlechtere Ergebnisse als die regelmäßigen Treffen. Das Lehrkräfte-Coaching lebt davon, dass in einem sich wiederholenden Prozess Erkanntes umgesetzt und in Folgekursen neu bearbeitet wird.
Im Mai hat das KM dem Hauptpersonalrat GHWRGS einen wissenschaftlich begleiteten Wirksamkeitsvergleich des Lehrkräfte-Coachings mit einem in Preis und Umfänglichkeit vergleichbaren Kurssystem „Achtsamkeits-Basiskurs in Anlehnung an Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR)“ unter Leitung von Prof. Bauer zur Zustimmung vorgelegt. Bei aller Skepsis hat der Hauptpersonalrat GHWRGS dem Wirksamkeitsvergleich als Pilotversuch für das Schuljahr 2016/17 zugestimmt, nicht aber der Einführung des Achtsamkeits-Basiskurses. Die anerkannten Pädagogischen Fallbesprechungsgruppen für Lehrkräfte hält der Personalrat für wichtiger als neue Maßnahmen.