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GEW feiert Erfolg vorm Landtag

Befristet beschäftigte Lehrer*innen bekommen Sommerferien bezahlt

Die GEW hat die ersten richtigen Sommerferien für Saison-Lehrkräfte an Schulen gefeiert. Das gute Signal gegen den Fachkräftemangel müsse fortgesetzt werden, betont Landesvorsitzende Monika Stein – mit Blick auf die entlassenen Referendar*innen.

Die Bildungsgewerkschaft GEW freut sich darüber, dass seit heute die Sommerferien für einen großen Teil der fast 4.000 Vertretungslehrkräfte in Baden-Württemberg bezahlt werden sollen.

„Wie oft standen wir in den vergangenen Jahren hier vor dem Landtag. Der lange Atem der GEW hat sich gelohnt. Ich danke allen, die zuletzt bei den Demonstrationen vor dem Landtag und dem Kultusministerium dabei waren. Die Vertretungslehrkräfte sind für die Schulen der Rettungsanker. Sie halten unter oft schwierigen Bedingungen und schlechterer Bezahlung als ihre Kolleg*innen den Unterrichtsbetrieb in Baden-Württemberg aufrecht“, sagte Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, in Stuttgart.

Bezahlte Sommerferien stehen allen befristet beschäftigten Lehrkräften zu, die vor dem 31. Dezember 2022 eingestellt wurden.

Die GEW hat ihr Versprechen eingelöst und sich heute mit betroffenen Lehrkräften, Kultusministerin Theresa Schopper und bildungspolitischen Sprechern der Landtagsfraktionen vor dem Landtag getroffen, um mit einem Glas Sekt auf den Erfolg anzustoßen.

„Das ist nicht nur für die betroffenen Lehrkräfte wichtig, sondern endlich auch ein Signal, dass die Landesregierung zeigen will, dass Lehrer*in ein attraktiver Beruf ist. Deshalb wollen wir gerne in einem Jahr wieder hier stehen und mit Ihnen darauf anstoßen, dass dann auch für die 4.000 bis 5.000 Referendar*innen die Ferien bezahlt werden. Diese stehen seit heute für sechs Wochen ohne Geld da, obwohl die meisten ab 11. September 2023 wieder eine Stelle haben werden und nicht einmal die Erlaubnis haben, ihre neue Schule zu betreten, um gemeinsam mit den anderen Lehrkräften das neue Schuljahr vorzubereiten. Kennen Sie einen Arbeitgeber im Land, der angesichts des Fachkräftemangels seinen gut qualifizierten Nachwuchs nach der Ausbildung entlässt, um sie sechs Wochen später wieder einzustellen?“, fragte Stein heute Kultusministerin Theresa Schopper.

Die GEW sieht in der Bezahlung der Sommerferien einen kleinen Baustein gegen den Lehrkräftemangel, denn immer wieder würden die Saison-Lehrkräfte Baden-Württemberg verlassen, weil andere Bundesländer bessere Bedingungen bieten. Im Sommer 2022 mussten 8.000 bis 9.000 Lehrkräfte, darunter gut die Hälfte Referendar*innen in Baden-Württemberg ohne Einkommen in die Sommerferien starten. Die grün-schwarze Landesregierung schickte deutschlandweit die meisten Lehrkräfte in die Arbeitslosigkeit. Kein Bundesland wendete diese Praxis in diesem Ausmaß an. Noch 2008 lag die Zahl der befristet Beschäftigten bei 1.216. Seit die Grünen mitregieren, stieg die Zahl weiter an, jetzt liegt sie bei fast 4.000. Die GEW setzt sich auch für einen schnellen Ausbau der Vertretungsreserve ein. Diese sei mit 1.945 Stellen bei geschätzten gut 5.000 bis 7.000 dauerhaften Ausfällen schon vor der Pandemie viel zu gering gewesen.

Die Bezahlung der Sommerferien für die befristet Beschäftigten kostet etwa 15 Millionen Euro pro Jahr, etwa ein Tausendstel des Kultushaushalts. Bei einer Bezahlung der Referendar*innen sei mit einer ähnlichen Summe zu rechnen.

„Noch niemand hat ausgerechnet, wie viel Geld verloren geht, weil in unserem Land ausgebildete pädagogische Profis angesichts dieser Praxis die Nase voll haben vom Länd und inzwischen in der Schweiz oder anderen Bundesländern am Lehrer*innen-Pult stehen. In Berlin bekommen derzeit befristet Beschäftigte aus Baden-Württemberg sofort einen unbefristeten Vertrag, mit der Perspektive der Verbeamtung in der attraktiven Bundeshauptstadt“, sagte Farina Semler, stellvertretende Landesvorsitzende der GEW, vor dem Landtag.

Kontakt
Marco Stritzinger
Online-Redakteur
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