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Saison-Lehrkräfte an Schulen

Ende der Sommerferienarbeitslosigkeit ist Thema der Haushaltsberatungen

Nach elf Jahren denken die Grünen über eine Änderung nach: Sie wollen mit dem Steuerplus die rund 4.000 befristet beschäftigten Lehrer*innen in den Sommerferien bezahlen. Wenn das klappt, steht die GEW am 27. Juli 2023 mit Sekt vor dem Landtag.

Protestaktion der GEW vor dem Kultusministerium in Stuttgart am 28. Juli 2022
Protestaktion vor dem Kultusministerium in Stuttgart am 28. Juli 2022: Die GEW fordert von der Landesregierung, die Saisonlehrkräfte in den Sommerferien zu bezahlen.

Die Bildungsgewerkschaft GEW unterstützt den Vorschlag der Grünen, mit einem milliardenschweren Steuerplus endlich für eine Bezahlung der Sommerferien der fast 4.000 Vertretungslehrkräfte in Baden-Württemberg zu sorgen.

„Vor elf Jahren waren die Grünen damit angetreten, diese unwürdige Praxis endlich zu beenden. Wenn sie jetzt Wort halten, steht die GEW am 27. Juli 2023 am ersten Ferientag vor dem Landtag. Dann werden wir nicht demonstrieren, sondern Sekt mitbringen und die befristet beschäftigten Lehrkräfte und die Landtagsabgeordneten einladen. Die Vertretungslehrkräfte sind für die Schulen der Rettungsanker. Sie halten unter oft schwierigen Bedingungen und schlechterer Bezahlung als ihre Kolleginnen und Kollegen den Unterrichtsbetrieb in Baden-Württemberg aufrecht“, sagte Farina Semler, stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, in Stuttgart.

Die GEW sieht in der Maßnahme einen kleinen Baustein gegen den Lehrkräftemangel, denn immer wieder würden die Saison-Lehrkräfte Baden-Württemberg verlassen, weil andere Bundesländer bessere Bedingungen bieten. Die Bildungsgewerkschaft warnt davon, die Prioritäten anders zu setzen. „Wenn die Haushaltskommission etwa die Kampagne ‚The Länd‘ unterstützt, die Sommerferien-Bezahlung der Vertretungslehrkräfte aber nicht kommt, wird die GEW Pädagog*innen und Eltern zu Protesten aufrufen. Das Land gibt jetzt schon für die Kampagne ‚The Länd‘ 21 Millionen Euro aus, um gute Fachkräfte ins Land zu holen, die eigenen werden in den Sommerferien entlassen“, monierte Semler.

Im Sommer 2022 mussten 8.000 bis 9.000 Lehrkräfte in Baden-Württemberg ohne Einkommen in die Sommerferien starten. Die grün-schwarze Landesregierung schickt deutschlandweit die meisten Lehrkräfte in die Arbeitslosigkeit. Zum Ferienbeginn 2022 endeten die Verträge von 3.895 befristet beschäftigten Pädagog*innen und etwa 4.000 bis 5.000 Referendar*innen wurden entlassen, obwohl die meisten jetzt wieder in den Klassenzimmern stehen. Kein Bundesland wendet diese Praxis in diesem Ausmaß an. Das Nachbarland Rheinland-Pfalz bezahlt seit 2019 die Saisonlehrkräfte in den Ferien. Noch 2008 lag die Zahl der befristet Beschäftigten bei 1.216. Seit die Grünen mitregieren, stieg die Zahl weiter an, jetzt liegt sie bei fast 4.000.

Die GEW setzt sich auch für einen schnellen Ausbau der Vertretungsreserve ein. Diese sei mit 1.945 Stellen bei geschätzten gut 5.000 bis 7.000 dauerhaften Ausfällen schon vor der Pandemie viel zu gering gewesen. Die Bezahlung der Sommerferien für die befristet Beschäftigten würde etwa 15 Millionen Euro pro Jahr kosten, etwa ein Tausendstel des Kultushaushalts.

„Noch niemand hat ausgerechnet, wie viel Geld verloren geht, weil in unserem Land ausgebildete pädagogische Profis angesichts dieser Praxis die Nase voll haben vom Länd und inzwischen in der Schweiz oder anderen Bundesländern am Lehrer*innen-Pult stehen. In Berlin bekommen derzeit befristet Beschäftigte aus Baden-Württemberg sofort einen unbefristeten Vertrag, mit der Perspektive der Verbeamtung in der attraktiven Bundeshauptstadt“, sagte die stellvertretende GEW-Landesvorsitzende.

Kontakt
Matthias Schneider
Landesgeschäftsführer, Pressesprecher
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Mobil:  0160 4458395