Fachberater*in Schulentwicklung
Blick von außen
Ulrike Klüppel ist schon seit 2003 Fachberaterin Unterrichtsentwicklung – und seit acht Jahren Fachberaterin Schulentwicklung. Sie bedauert, dass zu wenig Schulen das Unterstützungsangebot des ZSL kennen und in Anspruch nehmen.
Ulrike Klüppel hat als Fachberaterin Schulentwicklung mit vielen unterschiedlichen Schulen und Aufgaben zu tun. Zu sehen, dass sie unterstützen und etwas bewegen kann, motiviert die 64-Jährige. Allerdings stellt sie immer wieder fest, dass Schulleiter*innen zum einen gar nicht wissen, dass sie Fachberater*innen Schulentwicklung als externe und neutrale Berater*innen mit ins Boot holen können, und zum anderen, wie groß deren Angebot ist.
Ein gutes Beispiel dafür fällt Klüppel sofort ein. In einem SBBZ mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung (GENT) sollte der neue Bildungsplan implementiert werden. Eine größere Aufgabe, da sich dadurch vertraute Strukturen an den Schulen verändern werden. Klüppel und eine Kollegin standen beratend zur Seite. Während der Zusammenarbeit kam zur Sprache, dass die kommissarische Schulleiterin bald in Pension gehen wollte und die Nachfolge noch nicht geklärt war. „Als wir ihr sagten, dass wir sie auch beim Übergang in eine schulleitungsfreie Phase unterstützen, freute sie sich riesig und ihr fiel ein großer Stein vom Herzen“, erzählt Klüppel. Gemeinsam überlegten sie, wie es die Schule schafft, ohne Schulleitung gut im neuen Schuljahr weiterarbeiten zu können, beispielsweise durch ein Lehrer*innen-Team, das mehr Verantwortung übernimmt. „Mich hat es allerdings sehr gewundert, dass die Schulleiterin keinen Tipp vom Schulamt bekommen hat, dass wir auch für solchen Themen zuständig sind“, fügt sie hinzu. Innerhalb von nur zwei Terminen konnten sie ein neues Schulleitungsteam zusammenstellen, und die Erleichterung war groß, dass sich eine kollaborative Lösung fürs neue Schuljahr abzeichnete. „Kolleg*innen und Schulleiterin hatten eine tolle Beziehung, und es gab genug engagierte Lehrer*innen, die Verantwortung übernehmen wollten“, berichtet die Fachberaterin begeistert.
„Als wir ihr sagten, dass wir sie auch beim Übergang in eine schulleitungsfreie Phase unterstützen, freute sie sich riesig und ihr fiel ein großer Stein vom Herzen.“ (Ulrike Klüppel, Fachberaterin Schulentwicklung und Personalrätin am ZSL)
So rund läuft es selten. Das liegt in Klüppels Augen mit daran, dass Schulleitungen und Kollegien erschöpft sind. So gehen unter anderem Anfragen bei ihr ein, ob sie einen Wellnesstag veranstalten würde. „Was wir natürlich nicht machen“, sagt sie und lacht. Aber sie und die Tandemperson bieten an, Lösungen zu finden, die entlasten. Dazu gehört, sich den Frust von der Seele zu reden. Dann gilt es, die Belastungen konkret zu benennen und gemeinsam zu erarbeiten, wie die Herausforderungen im Team gestemmt werden können. Wo Fachberater*innen Schulentwicklung an ihre Grenzen stoßen, kooperieren sie mit anderen Expert*innen aus dem Unterstützungssystem des ZSL. Das sind zum Beispiel Fachberater*innen Unterrichtsentwicklung, Präventionsbeauftragte und Schulpsycholog*innen.
Unterstützung bei vielen Themen
Das Angebot, das sich nicht nur an Schulleitungen, sondern auch an Arbeits- und Steuergruppen sowie an Kollegien aller Schularten richtet, ist breit gefächert. Klüppel begleitet Prozesse wie Team-, Schul- und Unterrichtsentwicklung, Selbstevaluation, Projekt- und Prozessmanagement sowie Entwicklungen eines Leitbildes. Der Ablauf ist einfach: Wer ein Anliegen hat, wendet sich damit an die entsprechende Regionalstelle in Freiburg, Karlsruhe, Mannheim, Tübingen, Schwäbisch Gmünd oder Stuttgart. Klüppel arbeitet zusammen mit 13 anderen Fachberater*innen Schulentwicklung in der Regionalstelle Stuttgart. Im Team besprechen sie alle Anfragen und schauen, wer Ressourcen frei hat und räumlich nicht allzu weit von der zu beratenden Schule entfernt ist. Dann wird ein Tandem gebildet. „Es hat sich bewährt, dass sich das Tandem aus einem Fachberatenden, der mit der Schulart vertraut ist, und einer schulfremden Expert*in zusammensetzt. „Dadurch gibt es noch andere, wertvolle Impulse“, bekräftigt Klüppel, die seit 1987 im Schuldienst ist und bis 2015 an einer Werkrealschule unterrichtete.
Bis zum Orientierungsgespräch an der Schule können bis zu vier Wochen vergehen, denn Klüppels Kalender ist gut gefüllt. Wenn das Schuljahr losgegangen ist, gibt es allerdings wenig Lücken. Zudem werden Fachberater*innen Schulentwicklung vom ZSL immer öfter für die Moderation von Großprojekten oder als Spezialistenteams gebucht. „Wir antworten aber trotzdem schnell auf eine Anfrage und geben Bescheid, wer von uns berät“, versichert sie. Beim ersten Treffen geht es darum, den Auftrag genau zu besprechen. Wie ist die Situation in der Schule? Braucht die Schulleitung Unterstützung? Sollen sie einen pädagogischen Tag durchführen? Fachberater*innen Schulentwicklung arbeiten rein auftragsbezogen und vertraulich. „Wir legen zwar den Finger in die Wunde, aber davon gelangt nichts nach außen, zum Beispiel ans Schulamt“, sagt Klüppel nachdrücklich. Damit ihre Arbeit nachhaltig ist und nicht im Alltag untergeht, vereinbart sie auf Wunsch mehrere Termine mit der Schule.
Ungerechte Bezahlung
Und wie sieht’s aus mit der Bezahlung? Fachberater*innen Schulentwicklung kommen aus unterschiedlichen Schularten – und dementsprechend werden sie unterschiedlich bezahlt, obwohl sie die gleiche Arbeit machen. Als Grund- und Werkrealschullehrerin aufgrund besonderer Aufgaben als Fortbildnerin bekommt Klüppel A 13 durch eine Sonderzulage, ihr Kollege vom Gymnasium A 15, ein anderer A 11.
„Das ist wirklich ungerecht. Hinzu kommt, dass es für uns Fachberater*innen keine Beförderungsmöglichkeit gibt“, bemängelt Klüppel, die sich als Personalrätin beim ZSL dafür einsetzt, dass diese Ungerechtigkeit ein Ende hat. Auch die GEW fordert ein Berufsbild „Aus- und Fortbildung“ für alle Schularten mit einer Besoldung von A 14 und A 15 zu schaffen. Dadurch würde nicht nur die Bezahlung gerecht, sondern auch endlich Klarheit geschaffen, welche Aufgaben die Fachberatungen übernehmen.