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Personalrats-Schulung für die Schulverwaltung

Gute Arbeit bei weniger guten Bedingungen

Mitte Oktober fand im Löchnerhaus die jährliche Schulung für Personalräte in der Schulverwaltung statt. Organisiert von der Fachgruppe Schulaufsicht, Schulverwaltung, Seminare, Schulpsychologie kamen 20 Personalrät*innen auf der Reichenau zusammen.

Strandhotel Löchnerhaus (Foto: © Wolf Wagner)
Strandhotel Löchnerhaus (Foto: © Wolf Wagner)

Der Kommentator des Landespersonalvertretungsgesetzes (LPVG), Professor Johann Bader, war der ideale Referent für die klassischen Inhalte einer Personalratsschulung, wenn es um die Anwendung des LPVG geht. Schließlich müssen Personalrät*innen bei ihren Gesprächen und Verhandlungen den Rahmen ihrer gesetzlichen Beteiligungsrechte kennen und auslegen können.

Daneben beschäftigten sich die Kolleg*innen aber auch mit den Arbeitsbedingungen in der Schulverwaltung. Alle Kolleg*innen machten deutlich, dass sie gerne an der Schnittstelle zwischen Kultusministerium und den Schulen arbeiten. Und dass sie mit den Schulleitungen und Lehrkräften aus unterschied­licher Perspektive, aber partnerschaftlich sprechen wollen.

Deutlich wurde aber auch, dass sich die Arbeitsmenge in der Schulverwaltung in den letzten Jahren deutlich erhöht hat. Nachdem bei einer Verwaltungsreform Anfang der 2000er-Jahre Stellen in der Schulverwaltung abgebaut werden mussten, wurden die Regierungspräsidien (RP) und die Schulämter (SSA) bei der Gründung des ZSL und des IBBW erneut zur Ader gelassen. Sie mussten Stellen für Schulrät*innen, Fachberater*innen und aus der Verwaltung an die neuen Institute abgeben, ohne dass im gleichen Umfang Aufgaben weggefallen sind.

Im Gegenteil. Die RP und die SSA müssen durch eine Vielzahl von Personalvorgängen (Ruhestand, reguläre Einstellungen, Teilzeitanträge, Einstellung befristeter Lehrkräfte) und die Organisation der Beschulung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen einen massiven Arbeitsanstieg bewältigen. Dazu kommen mit den Maßnahmen des Qualitätskonzepts des Kultusministeriums (Statusgespräche, Ziel- und Leistungsvereinbarungen usw.) vollkommen neu gestaltete Aufgaben auf die Schulverwaltung zu, die sehr zeitaufwändig sind.

Erfahrende Schulrät*innen berichteten, dass sie für die Vorbereitung und Durchführung eines Statusgesprächs mit der Schulleitung mindestens einen Arbeitstag benötigen.

„ Die neu zu wählenden ­Personalräte am ZSL haben ­einen großen ­Aufgabenberg vor sich, um den Kolleg*­innen in der Verwaltung die Arbeit zu erleichtern.“

Noch ein Beispiel: So positiv es ist, wenn der Landtag viele neue Stellen für Konrektor*innen beschließt: An den SSA und RP müssen diese Besetzungsverfahren auch organisatorisch bewältigt werden. Andere Arbeit bleibt dann liegen. Das führt zu Frust. Viele Kolleg*innen schieben einen erheblichen Berg an Überstunden vor sich her, die sie nicht abbauen können.

Die Kolleg*innen benannten aber auch die organisatorisch-strukturelle Ausstattung der Schulverwaltung als Problem. Das fängt mit einem Schulamtsleiter an, der sonntags den Schnee vor dem SSA räumen muss, weil es sonst niemand macht und er für Unfälle haftet. Es geht mit einer mangelhaften technischen Ausstattung, fehlendem und überlastetem Verwaltungspersonal weiter und endet zum Beispiel bei der Einstellung von tausenden befristeten Lehrkräften mit veralteten und ineffizienten EDV-Verfahren und Abläufen aus dem letzten Jahrhundert.

Die Kolleg*innen aus der Schulverwaltung sind auch psychisch gefordert. Sie fühlen sich oft als Prellbock zwischen anspruchsvollen Vorgaben des KM und den unzureichenden Möglichkeiten der Schulen, sie umzusetzen. Sie müssen sich dann auch mit Schulleitungen und Kolleg*innen auseinandersetzen, die sagen: „In der Praxis funktioniert das nicht!“

In der Verwaltung klagen die Kolleg*innen neben der hohen Arbeitsbelastung über eine nicht mehr zeitgemäße Bezahlung. Ihre tarifliche Eingruppierung wurde seit Jahren nicht angepasst und kann mit den Gehältern in anderen Bereich nicht mehr mithalten.

Die Kolleg*innen in der Schulverwaltung leisten viel und gute Arbeit. Aber sie brauchen von der Landesregierung mehr Unterstützung und eine bessere Ausstattung.

Kontakt
Martin Morgen
Vorsitzender Fachgruppe Schulaufsicht, Schulverwaltung, Seminare