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Personalratswahlen

Wie sich der Lehrkräftemangel auf die Arbeit in den Personalräten auswirkt

Die GEW weist seit Jahren auf einen steigenden Lehrkräftemangel hin. Die Landesregierung steuert mit unzureichenden Maßnahmen dagegen an. Personalrät*innen setzen sich für Verbesserungen ein und schützen die Kolleg*innen vor zu großen Belastungen.

Michael Hirn, stellvertretender GEW-Landesvorsitzender, Hauptpersonalrat GHWRGS
Michael Hirn, stellvertretender GEW-Landesvorsitzender, Hauptpersonalrat GHWRGS

Der Lehrkräftemangel ist an vielen Schulen ein Thema. Er wirkt sich auch sehr deutlich auf die Arbeit der Personalrät*innen auf allen Ebenen aus. Im Hauptpersonalrat (HPR) beschäftigen sich die Personalrät*innen der GEW zunehmend mit der Lehrkräfteeinstellung und der Gewinnung von Personen, die keine originäre Lehramtsausbildung ge­macht haben. Auch das ist eine Folge des Lehrkräftemangels. Bei der Einstellung achten die HPR streng darauf, dass die Schulverwaltung die Regeln beachtet und keine Kolleg*innen benachteiligt werden. Und die HPR haben nicht nur die neuen Kolleg*innen im Blick. Sie berücksichtigen auch die Lehrkräfte, die an den Schulen arbeiten, und die an einer möglichst gleichmäßigen Versorgung in allen Regionen interessiert sind. Die HPR sind aber auch an der Entwicklung der Qualifizierungsmodelle für nicht grundständig ausgebildete Lehrer*innen beteiligt. Es ist ein Erfolg der GEW und des HPR, dass für befristet Beschäftigte endlich Fortbildungsreihen angeboten werden. Und bei den Programmen für Direkteinsteiger*innen an Grundschulen und Sekundarstufe I haben die Diskussionen des HPR GHWRS mit dem Kultusministerium (KM) dazu geführt, dass die Unterrichtsverpflichtung der Kolleg*innen gesenkt wurde.

„Ich trau mich gar nicht, mich für eine Fortbildung anzumelden, weil sonst meine eh schon überlasteten Kolleg*­innen für mich Vertretung machen müssen, schade!“

Im HPR beschäftigen sich die Personalrät*innen auch mit den landesweiten Regelungen und Konzeptionen der Fortbildungen. Den HPRs werden zur Auswertung Jahresstatistiken vorgelegt, welche Fortbildungen abgesagt oder welche wie besucht werden. Was auffällt: Es gibt immer mehr Online-Veranstaltungen und Blended Learning. Einerseits weil das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) und viele Lehrkräfte während der Corona-Pandemie damit gute Erfahrungen gemacht haben. Andererseits fällt bei Online-Veranstaltungen weniger Unterricht aus, weil Fahrzeiten wegfallen. Auffällig ist, dass Grundschullehrer*innen deutlich weniger zu Fortbildungen gehen als früher. Personalrät*innen hören immer wieder: „Ich trau mich gar nicht, mich für eine Fortbildung anzumelden, weil sonst meine eh schon überlasteten Kolleg*­innen für mich Vertretung machen müssen, schade!“ Nach Hause schicken kann man Schüler*innen in der Grundschule nicht. Dass Lehrkräfte so handeln, ist weder im Interesse der Lehrer*innen oder der Schüler*innen, noch entspricht es den Zielen der Landesregierung. Mit dem Qualitätskonzept soll der Unterricht an den Schulen verbessert werden.

Aber wenn Lehrkräfte nicht auf Fortbildungen gehen können, fehlt ihnen neuer Input für Unterrichtsverbesserungen. Das ist einer von vielen Gründen, warum sich die GEW für eine bessere Lehrkräfteversorgung einsetzt. Und die Perso­nalrät*innen achten darauf, dass Fortbildungen so angeboten werden, dass möglichst viele Lehrkräfte daran teilnehmen können.

Ebenfalls eine Folge des Lehrkräftemangels ist eine neue Regelung des KM. Das Kultusministerium will erreichen, dass die Regierungspräsidien (RP) Anträge auf eine Teilzeitbeschäftigung zwischen 50 und 70 Prozent aus sonstigen Gründen in der Regel ablehnen. Die Auswirkungen dieser Regelungen werden die Kolleg*innen in den Bezirkspersonalräten (BPR) spüren. An sie wenden sich die Kolleg*innen mit Fragen vor einer Antragsstellung auf Teilzeit oder wenn das RP einen Antrag ablehnen will. Die Personalrät*innen können dann je nach der Situation der Lehrkraft dazu raten, den Antrag aussagekräftiger zu begründen oder notwendige Nachweise vorzulegen. Sie sprechen auch mit den zuständigen Mitarbeiter*innen an den RP und setzen sich dafür ein, dass Entscheidungsspielräume zugunsten der Lehrkräfte ausgelegt werden.

Die BPR haben durch den Lehrkräftemangel auch mit vielen abgelehnten Versetzungsanträgen zu tun. Das ist für die Lehrkräfte, die zum Beispiel einen sehr weiten Schulweg haben, eine bittere Entscheidung. Auch hier achten die BPR darauf, dass die Anträge nach vergleichbaren Kriterien beurteilt und keine Kolleg*innen benachteiligt werden.

Die GEW stellt die Personalratswahlen 2024 unter das Motto „Bildung. Mutig. Los!“.
Die GEW stellt die Personalratswahlen 2024 unter das Motto „Bildung. Mutig. Los!“.

Die Örtlichen Personalräte (ÖPR) beschäftigen sich mit allen Fragen, die innerhalb eines Schulamts (SSA) oder an einer Schule auftauchen. Und auch hier wirkt sich der Lehrkräftemangel aus. So entstehen beispielsweise an Schulen Konflikte zwischen den Kolleg*innen oder zwischen dem Kollegium und der Schulleitung, wenn fehlende Lehrkräfte vertreten werden müssen und sich Lehrkräfte ungerecht behandelt fühlen. An vielen Schulen fühlen sich die Lehrkräfte und Schulleitung überlastet und suchen die Unterstützung des ÖPR. Der kann beraten und gegebenenfalls die Interessen des Kollegiums und der Schulleitungen gegenüber dem SSA vertreten. Der ÖPR ist auch gefragt, wenn Lehrkräfte innerhalb des SSA abgeordnet oder versetzt werden müssen. Sie achten dann im Gespräch mit dem SSA auf ein transparentes und korrektes Verfahren. Die Personalräte*innen nehmen auf Wunsch der Beteiligten auch oft an Konfliktgesprächen an Schulen teil.

Die Überlastung der Lehrkräfte durch den Lehrkräftemangel wirkt sich überall aus: Auf die Arbeitszeit, die Zufriedenheit, die Weiterentwicklung des Unterrichts, die Qualität der Arbeit und ganz generell auf das Klima der Schule. Die Personalrät*innen helfen den Kolleg*innen und den Schulen dabei, mit den Folgen des Lehrkräftemangels so gut wie möglich zurechtzukommen. Klar ist aber auch: Das Problem kann nur politisch gelöst werden. Dafür setzt sich die GEW gegenüber dem KM, der Landesregierung und den Politiker*innen ein. Die Erfahrungen und das Wissen der Personalrät*innen bereichern diese Gespräche. GEW und Personalrät*innen wirken eng zusammen.

Personalratswahlkampf hat begonnen

Im April 2024 starten die Personalratswahlen. Bildung, mutig, los. So lautet das Motto der GEW zu den Personalratswahlen. Drei Wörter, mit denen die GEW deutlich machen möchte, worauf es in den Schulen ankommt. Bildung steht im Zentrum, weil dieser Begriff alles zusammenfasst, was den Inhalt und das Ziel der pädagogischen Arbeit ausmacht. Es geht darum, Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen, Wissen zu erwerben und ihre Kompetenzen zu entfalten. Sie sollen ihren Platz in einer Gesellschaft finden, in der zunehmend komplexe Herausforderungen bewältigt werden müssen.

Wir müssen nicht mehr analysieren, wie Schule sein soll oder was Lehrer*innen für eine gelingende Arbeit brauchen. Es fehlt aber die Umsetzung. Dafür müssen auch mal ungewohnte Pfade beschritten werden. Daher mutig! Und los! Zeit, um abzuwarten, haben wir nicht. Veränderungen müssen sofort beginnen. Die Politik muss schneller handeln, um gute Arbeit an den Schulen zu ermöglichen. Eins der zentralen Probleme ist seit Jahren der Lehrkräftemangel. Er verhindert oft gute Arbeit und führt zu Be- und Überlastung von Lehrkräften.

Kontakt
Michael Hirn
Stellvertretender Landesvorsitzender und verantwortlicher Redakteur der b&w