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Hauptpersonalrat außerschulischer Bereich

„Wir sind nah bei den Beschäftigten“

Die Beschäftigten des außerschulischen Bereichs im Kultusministerium wählen am 2. Juli ihre Personalräte. Drei erfahrene GEW-Personalräte erklären im Interview, warum es sich lohnt, seine Stimme abzugeben.

Ingrid Schmidt-Wackerow, Christina Horn und Wolfgang Straub
von links: Ingrid Schmidt-Wackerow, Christina Horn und Wolfgang Straub

Am 2. Juli sind alle Beschäftigten des außerschulischen Bereichs im Kultusministerium aufgerufen, ihre Personalräte zu wählen. Drei erfahrene GEW-Personalräte aus der Schulpsychologie, den Seminaren und der Schulverwaltung erklären, warum es sich lohnt, seine Stimme abzugeben.

Ihr vertretet im Hauptpersonalrat (HPR) rund 7.500 Beschäftigte in ganz Baden-Württemberg. Was ist ein typisches Aufgabengebiet für euch?

Ingrid Schmidt-Wackerow: Sehr viele Personalmaßnahmen im außerschulischen Bereich (asB) können nur mit unserer Zustimmung vollzogen werden. Zu unseren Beteiligungsrechten zählt auch die Teilnahme bei Bewerberverfahren, zum Beispiel auf eine Fachleiterstelle an einem gymnasialen Seminar. Wir achten auf gleiche Behandlung und Vorgehensweise gegenüber den Kandidatinnen und Kandidaten.

Wolfgang Straub: Wir werden auch initiativ, wenn es um die Belange der Beschäftigten geht. So haben wir uns wiederholt für die Möglichkeit eines Freistellungsjahres im asB eingesetzt. Dieser Einsatz hat sich gelohnt. Das Freistellungsjahr soll kommen.

Christina Horn: In unseren vierteljährlichen Gesprächen mit der Verwaltungsspitze des Kultusministeriums (KM) können wir die Themen ansprechen, die den Beschäftigten auf den Nägeln brennen. Dabei haben wir uns immer wieder für mehr Verwaltungspersonal in den Dienststellen des asB eingesetzt. Auch die unangemessene Eingruppierung der Verwaltungskräfte in E 5 wird von uns laufend mit Nachdruck thematisiert.

Für die schulpsychologischen Beratungsstellen haben wir erreicht, dass mittlerweile die Stellvertreterstellen und die Stellen der koordinierenden Ansprechpartner/innen an den schulpsychologischen Beratungsstellen bzw. deren Außenstellen größtenteils besetzt sind und ausreichendes Verwaltungspersonal ist ebenfalls gesichert. Wir haben auch maßgeblich dazu beigetragen, dass das Land 26 Stellen für Datenschutzbeauftragte an den Staatlichen Schulämtern und Regierungspräsidien geschaffen hat. Dringenden Handlungsbedarf sehen wir noch bei den Staatlichen Schulämtern. Hier nicht locker zu lassen, wird eine wichtige Aufgabe für die kommende Amtsperiode sein.

„Mich fasziniert, dass der HPR asB durch Beharrlichkeit und mit Expertise gute Ergebnisse erzielt.“ (Ingrid Schmidt-Wackerow, Fachleiterin am Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte Mannheim (GHWRGS), Vorsitzende des ÖPR asB, Mitglied HPR asB)

Ihr habt Büros im Kultusministerium und trefft euch dort alle zwei Wochen. Wie kann man sich eure Sitzungen vorstellen?

Christina: Um unsere Sitzungszeit von fünf bis sechs Stunden optimal zu nutzen, ist eine gute Vorbereitung unabdingbar. Immer wieder laden wir auch Referentinnen und Referenten aus dem KM ein, um Sachfragen zu erörtern und weitergehende Informationen zu erhalten. Manche Themen beschäftigen uns auch über viele Sitzungen hinweg, wie das neue Beurteilungsverfahren, das wir nach wie vor nicht als ein gerechtes, sondern demotivierendes Instrument der Mitarbeiterführung ansehen. Auch das Qualitätskonzept beschäftigt uns sehr, das aktuell viel Unruhe und Unsicherheit unter den Beschäftigten erzeugt.

Wolfgang: Die Tagesordnungen unserer Sitzungen sind gut gefüllt. Trotzdem nehmen wir uns bei Personalmaßnahmen die Zeit, bei Bedarf über jede einzelne Maßnahme zu beraten und nachzufragen. Dabei ist es uns besonders wichtig, dass es gerecht zugeht.

Ingrid: Da wir aus unterschiedlichen Bereichen kommen, kenne ich nicht alle Themen. Ich finde es reizvoll, Einblick in die anderen Bereiche zu gewinnen, denn irgendwo greifen sie wieder auf meine Arbeit als Seminarbeschäftigte und Lehrerin zurück.

Wie geht es nach den Sitzungen weiter?

Christina: Dann beginnt erst die eigentliche Arbeit. Es werden Schreiben und Stellung­nah­men zu bestimmten Themen erstellt und gemein­schaftlich Dokumente bearbeitet.

Ingrid: Wir nehmen an vielen, zeitlich aufwendigen Bewerberverfahren teil. Häufig werden wir auch zu Personalversammlungen der Örtlichen Personalräte (ÖPR) asB eingeladen und um Informationen gebeten, momentan natürlich besonders zum Qualitätskonzept und dessen Auswirkungen. Wir sind auch in verschiedenen Arbeitsgruppen eingebunden. Ich vertrete zum Beispiel den HPR asB im Arbeitsschutzausschuss beim KM und arbeite in der Arbeitsgruppe Betriebliches Gesundheitsmanagement mit.

„Ich liebe ich es, mich durch Gesetzestexte  und Verordnungen zu arbeiten, Sachverhalte zu durchdenken und darüber  mit anderen zu diskutieren.“ (Christina Horn, Schulpsychologin an der SPBS in Singen, Mitglied des HPR asB)

Kann sich eine Einzelperson mit einem individuellen Problem an euch wenden?

Wolfgang: Jederzeit. Manchmal hilft es, zuzuhören und Informationen weiterzugeben. Im persönlichen Gespräch lässt sich auch klären, welche Lösungsmöglichkeiten bestehen und wer am besten helfen kann. Die Mitglieder des HPR können Kontakt mit den Dienststellen und ihren örtlichen Personalräten aufnehmen oder direkt beim KM nachfragen.

Christina: Das Angebot, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, wird von meinen Kolleg/innen in der Schulpsychologie zahlreich und gerne angenommen. Der Kontakt ist mir auch wichtig. Wir sind nah bei den Beschäftigten und vertreten die Interessen der Beschäftigten gegenüber dem KM. Gerade in den Einzelgesprächen wird deutlich, was die Kolleg/innen beschäftigt. Und manchmal merken wir, dass individuelle Problemlagen eigentlich eine ganze Berufsgruppe betreffen.

Die neu gegründeten Institute ZSL (Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung) und IBBW (Institut für Bildungsanalysen) wirbeln die Schul- und Kultusverwaltung kräftig durcheinander. Grundlage für die neuen Institute ist das Qualitätskonzept des KM. Wie hat der HPR die Erarbeitung des Konzepts und den Aufbau der Institute begleitet?

Ingrid: Natürlich sehr kritisch. Durch das Beteiligungsrecht des HPR asB konnte jeweils ein Mitglied an verschiedenen Arbeitsgruppen teilnehmen, wobei sie die Arbeit durch ihre Expertisen bereichert haben.

Wolfgang: Es ist uns besonders wichtig, dass die beiden Institute die Schulen in ihrer Qualitätsentwicklung wirksam unterstützen können und dafür ebenso wie die Schulverwaltung und die Seminare personell gut ausgestattet sind. Die Kultusministerin setzt gerade ihren Schwerpunkt auf die Unterrichtsversorgung, was verständlich ist. Sie sieht jedoch zu wenig, welchen Schaden sie anrichtet, wenn sie die Unterstützungssysteme der Schulen personell schwächt und frei werdende Stellen über einen langen Zeitraum nicht mehr nachbesetzt.

Als Personalräte werden wir nicht müde dabei, mehr Transparenz gegenüber allen Beteiligten einzufordern und erinnern immer wieder daran, dass für eine hohe Qualität in Aus- und Fortbildung vor allem die Aus- und Fortbildnerinnen und -bildner im gehobenen Dienst besser bezahlt werden müssen.

„Als Personalräte werden wir nicht müde dabei, mehr Transparenz gegenüber allen Beteiligten einzufordern.“ (Wolfgang Straub, Schulamtsdirektor im SSA Tübingen, Mitglied des HPR asB und stellvertretender Vorsitzender der Fachgruppe ­Schulaufsicht, ­Schulverwaltung, Seminare, Schulpsychologie der GEW)

Warum kandidiert ihr noch einmal für den HPR?

Ingrid: Ich habe mich besonders für die Bedürfnisse und Belange der Seminare eingesetzt. Das ist schließlich mein Metier. Die ungleiche Besoldung bei gleichwertiger Arbeit ist für mich weiterhin ein vorrangiges Thema. Gleichzeitig muss der „Umbau der Seminare“ sehr kritisch beobachtet und begleitet werden. Mich fasziniert, dass der HPR asB durch Beharrlichkeit und mit Expertise gute Ergebnisse erzielt. Ich möchte weiterhin dabei sein, um etwas zu bewirken.

Wolfgang: Wir sind über alle aktuellen Entwicklungen in Schule und Bildung gut informiert und können uns so frühzeitig einbringen. Mit Unterstützung der GEW können wir grundsätzliche Positionen entwickeln und mitreden. Mir sind darüber hinaus die vielen persönlichen Begegnungen und Kontakte wichtig, die aus der Mitarbeit im HPR entstehen.

Christina: Die Arbeit erweitert meinen Horizont ungemein. Aufgrund der vielen unterschiedlichen Berufsgruppen sind wir mit einer Fülle von Themen konfrontiert, was die Arbeit spannend und immer wieder herausfordernd macht. Außerdem liebe ich es, mich durch Gesetzestexte und Verordnungen zu arbeiten, Sachverhalte zu durchdenken und darüber mit anderen zu diskutieren. Ganz wichtig ist für mich aber, dass Gewerkschaften über Jahrzehnte für faire Arbeitsbedingungen, Gleichbehandlung und Lohngerechtigkeit gekämpft und sehr viel erreicht haben. Diese Errungenschaften gilt es zu bewahren und weiter zu verfolgen, indem wir auch innerhalb des KM als starke Interessenvertretung der Beschäftigten auftreten. Dazu möchte ich beitragen und hoffe, dass wir durch eine hohe Wahlbeteiligung ein starkes Mandat für diese Aufgabe erhalten.

Die Fragen stellte Maria Jeggle.

Kontakt
Maria Jeggle
Redakteurin b&w
Telefon:  0711 21030-36