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#AktionswocheWissenschaft vom 12. bis 16. Juni

Wissenschaftler*innen machen mobil für bessere Arbeitsbedingungen

Gewerkschaften, Beschäftigten- und Studierendenvertretungen fordern gemeinsam bessere Arbeitsbedingungen, mehr Dauerstellen, die Tarifierung studentischer Beschäftigung – und eine umfassende Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes.

Foto: Shutterstock / GEW

Gewerkschaften, Beschäftigten- und Studierendenvertretungen rufen für den 12. bis 16. Juni zu einer bundesweiten Aktionswoche Wissenschaft auf. Sie setzen sich dabei gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen, für mehr Dauerstellen und die Tarifierung studentischer Beschäftigung ein. Auch in Tübingen, Konstanz und Freiburg wird es Aktionen geben.

Anlass für die Aktionswoche ist zum einen die stockende Reform des Sonderbefristungsrechts für die Wissenschaft (Wissenschaftszeitvertragsgesetz). Gewerkschaften, Beschäftigten- und Studierendenvertretungen wollen mit der Aktionswoche ihren gemeinsamen Anforderungen an das Gesetz Nachdruck verleihen. Dazu zählt beispielsweise die Forderung nach einer Anschlusszusage direkt nach der Promotion. Zum anderen fordern die aufrufenden Organisationen von der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) den Abschluss von Tarifverträgen für studentische Beschäftigte. Bisher werden deren Arbeitsbedingungen fast überall einseitig vom Arbeitgeber vorgegeben. Die Bezahlung liegt meist nur auf Mindestlohnniveau. Dagegen formiert sich aktuell eine breite Tarifbewegung studentischer Beschäftigter.

Neun von zehn wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen sind befristet beschäftigt, über die Hälfte von ihnen mit einer Vertragslaufzeit von unter einem Jahr. Die prekären Arbeitsbedingungen an den Hochschulen sind eine Zumutung für die Betroffenen und schaden auch der Konkurrenzfähigkeit der deutschen Hochschulen. Gute Qualität braucht verlässliche Arbeitsbedingungen. Oft hangeln sich die Mitarbeiter*innen dort ohne dauerhafte Perspektive von Befristung zu Befristung. Das ist ein untragbarer Zustand, wir erwarten von Wissenschaftsministerin Petra Olschowski, dass sie wirksame Maßnahmen dagegen ergreift“, sagte Monika Stein, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Baden-Württemberg, in Freiburg.

Studentischen Beschäftigten, deren Vertragsdauer per Gesetz von vornherein auf maximal ein Jahr befristet sei, ergehe es nicht besser. „Deshalb stehen wir in dieser Woche gemeinsam an mehreren Hochschulen in Baden-Württemberg auf dem Campus, um unseren Unmut über die unsicheren Arbeitsbedingungen deutlich zu machen“, sagte Stein.

Aktionen in Baden-Württemberg:

  • Universität Tübingen, 13. Juni, 18 Uhr, Hörsaal 23 im Kupferbau: Vortrag und Diskussion zum WissZeitVG
  • Universität Heidelberg, 14. Juni, 12:30 Uhr, vor dem Café Pur: Mittelbau-Mittagessen zum Kennenlernen und Vernetzen
  • Universität Konstanz, 15. Juni, 11:30 Uhr, Mensa: Mitmach-Aktion
  • Universität Freiburg, 15. Juni, 17 Uhr, Hermann-Herder-Str. 9 in Raum 00 003a: Die Mittelbau Initiative Freiburg lädt ein zur Diskussion zum WissZeitVG.

Im Durchschnitt vier befristete Arbeitsverträge an einer Hochschule

Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) gibt Arbeitgebern in der Wissenschaft das Recht, Wissenschaftler*innen vor der Promotion sechs Jahre, nach der Promotion weitere sechs, in der Medizin sogar weitere neun Jahre befristet zu beschäftigen, und zwar ohne Angabe von Sachgründen. Zum Vergleich: In allen anderen Branchen ist die Möglichkeit der sachgrundlosen Befristung auf nur zwei Jahre beschränkt. Gerechtfertigt wird dieses „Privileg“ mit wissenschaftlicher Qualifizierung, die an Hochschulen und Forschungseinrichtungen stattfindet.

Eine Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes aus dem Jahr 2022 belegt: Die kurzen Vertragslaufzeiten von wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen, die zu 85 Prozent befristet angestellt sind, führen zu unbezahlter Mehrarbeit. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen arbeiten im Schnitt 8,4 Stunden pro Woche mehr, als im Arbeitsvertrag vereinbart. Zwei Gründe sind dafür maßgeblich: Einerseits werden viele der Stellen nur in Teilzeit besetzt, andererseits stehen die Beschäftigten unter Druck, nach Ablauf der Vertragslaufzeit einen neuen Vertrag zu erhalten. Laut Studie haben die Befragten im Durchschnitt bereits vier befristete Arbeitsverträge mit der Universität gehabt, an der sie immer noch und teils über Jahre hinaus tätig sind.

Kontakt
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Landesgeschäftsführer, Pressesprecher
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Mobil:  0160 4458395
Kontakt
Manuela Reichle
Referentin für Hochschule und Forschung; für Frauen-, Geschlechter- und Gleichstellungspolitik; gewerkschaftliche Bildung
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