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2.000 angestellte Lehrer/innen streiken in Baden-Württemberg

In Stuttgart haben heute (26.03.) über 1.000 Landesbeschäftigte für eine bessere Bezahlung im öffentlichen Dienst der Länder demonstriert.

Warum haben Lehrer nicht die gleichen Rechte wie Menschenaffenpfleger in der Wilhelma?

In Stuttgart haben heute (26.03.) über 1.000 Landesbeschäftigte für eine bessere Bezahlung im öffentlichen Dienst der Länder demonstriert. Auf weiteren Kundgebungen in Emmendingen bei Freiburg, Tübingen und Karlsruhe machten sich jeweils mehrere hundert Teilnehmer/innen für bessere Bezahlung stark. Landesweit haben 5.000 Landesbeschäftigte die Arbeit niedergelegt.

In ganz Baden-Württemberg sind heute etwa 2.000 angestellte Lehrer/innen dem Aufruf der Bildungsgewerkschaft GEW gefolgt und streiken für bessere Bezahlung und einen Eingruppierungstarifvertrag. Nach Schätzungen der GEW sind dadurch etwa 8.000 Stunden Unterricht ausgefallen. Fast an jeder Schule im Südwesten arbeiten angestellte Lehrer/innen, verbeamtete Kolleg/innen müssen den ausfallenden Unterricht nicht vertreten. Die Landesbeschäftigten folgen einem gemeinsamen Streik-Aufruf von GEW, verdi, IG Bau und der Gewerkschaft der Polizei (GdP).

„Was ist es anderes als Willkür, wenn alle Beschäftigten, die einen Uni-Abschluss mitbringen, in der Entgeltgruppe 13, die Lehrkräfte aber zum größten Teil in der Entgeltgruppe 11 eingestuft werden? Die schlechtere Eingruppierung erhalten ausgerechnet Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen, ist die Arbeit mit kleinen Kindern, sind Frauenarbeitsplätze weniger wert? So gestalten Finanzminister Bildungspolitik, damit muss Schluss sein“, sagte auf der Kundgebung in Stuttgart Michael Futterer, stellvertretender Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

„Für die Menschenaffenpfleger in der Stuttgarter Wilhelma gibt es einen Tarifvertrag mit Eingruppierungsmerkmalen. Insgesamt sind im Tarifvertrag der Länder mehrere hundert Berufe geschützt. Nur für die größte Gruppe, die 200.000 angestellten Lehrkräfte bundesweit gibt es keinen Eingruppierungstarifvertrag und die Arbeitgeber bestimmen einseitig durch Richtlinien über die Bezahlung. Beschäftigte im öffentlichen Dienst sind keine Beschäftigten zweiter Klasse und die angestellten Lehrerinnen und Lehrer müssen endlich aus dem Status der Drittklassigkeit heraus“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz in Karlsruhe.


5,5 Prozent mehr Gehalt für 200.000 Lehrer/innen

„Bis zu 800 Euro weniger bekommen angestellte Lehrerinnen und Lehrer bei gleicher Arbeit und gleicher Qualifikation als ihre verbeamteten Kolleginnen und Kollegen. Ihre Arbeit, egal ob unbefristet oder als Krankheitsvertretung wird hoch gelobt und schlecht bezahlt. So geht das nicht weiter, wir erwarten von den Arbeitgebern in Potsdam endlich ein verhandlungsfähiges Gehaltsangebot. Die ohnehin schon mäßige Zusatzversorgung darf nicht angetastet werden und ein Eingruppierungstarifvertrag ist überfällig“, sagte Moritz. Die GEW hat zusammen mit verdi und der Gewerkschaft der Polizei (GdP) zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. Die nächste Verhandlungsrunde findet am Samstag (28.03.) in Potsdam statt.

Da fast an jeder Schule im Südwesten angestellte Lehrer/innen arbeiten, ist es heute flächendeckend zu Unterrichtsausfällen gekommen, an den acht Heimsonderschulen im Baden-Württemberg hat kaum Unterricht stattgefunden. Dort sind auch andere Beschäftigte wie die Erzieher/innen Landesbeschäftigte und zum Streik aufgerufen. An den Heimsonderschulen wird auch morgen (27.03.) gestreikt. Auch GEW-Mitglieder an Hochschulen haben sich am Warnstreik beteiligt.

In der laufenden Tarifrunde fordert die GEW gemeinsam mit ver.di 5,5 Prozent, mindestens 175 Euro mehr Gehalt für die Beschäftigten der Länder.
Die GEW möchte erstmals einen eigenständigen Eingruppierungstarifvertrag für Lehrer/innen abschließen. In der Tarifrunde gilt es für die Gewerkschaften zudem, die Kürzungsabsichten der Arbeitgeber in der Zusatzversorgung (VBL), der Betriebsrente des öffentlichen Dienstes, abzuwehren.

In der Tarifrunde geht es bundesweit um bessere Gehälter für 700.000 Arbeit-nehmer/innen, darunter 200.000 angestellte Lehrkräfte. In Baden-Württemberg sind zehn Prozent der rund 120.000 Lehrer/innen Angestellte. Außerdem arbeiten im Landesdienst knapp 800 Pädagogische Assistent/innen an den Schulen, Hunderte von Erzieher/innen an Heimsonderschulen und mehrere zehntausend Tarifbeschäftigte an Hochschulen. Betroffen von den Tarifverhandlungen sind auch 20.000 Lehrkräfte an Privatschulen, die direkt oder indirekt den TV-L anwenden.